Ich hatte Corona: „Es ist ein schlechteres Leben geworden“

Autor: Claudia Spiess

Ich hatte Corona: "Es ist nicht klar, ob ich nochmals in das Berufsleben einsteigen kann."
Ich hatte Corona: "Es ist nicht klar, ob ich nochmals in das Berufsleben einsteigen kann."

Menschen erzählen uns ihre Geschichte. Menschen senden uns ihre „My Corona-Story“ (sic!)


Im März 2020 hat bei mir das Virus in einem Autohaus zugeschlagen. Es war ein Samstag, man gab sich zur Begrüßung schon keine Hand mehr, aber Masken usw. waren noch kein Thema. Nach 4 – 5 Tagen fing es an, wie ein grippaler Infekt. Langsam mehrten sich die Symptome und mir war klar, es war Mitte März: das ist Corona.

Zu dieser Zeit hatte man nur telefonisch dann Kontakt zur Hausarztpraxis, ich kam in keinen Test rein, da ich zum einen die Kontaktperson nicht benennen konnte und nicht im Ausland war. Die Kontaktperson wusste ich erst ab Mai, Juni, als seine Geschichte mit einer Überlebenschance von ca. 2% durch die örtlichen Medien ging.

Ich lag 3 Wochen flach, extremen Husten, Durchfall, Kopfschmerzen usw. Dann besserte sich der Zustand langsam und ich dachte, ich wäre wieder fit nach 4 Wochen. Wie bei einem schweren grippalen Infekt halt.

„Sie hatten ja doch Corona!“

Im September 2020 merkte ich, wie schwer mir Konzentration fiel, dass mein Geruchssinn völlig irritiert war, ich plötzlich Brandgeruch im Haus roch, oder das Essen nur noch als sauer empfand.
Dazu kamen Herzprobleme, ich spürte einen stechenden Schmerz, und die Symptome mehrten sich immer mehr, so dass ich einen Antikörpertest machen ließ, um abzuklären, ob ich nicht doch damals an Covid-19 erkrankt war. Und dieser AK-Test schlug dann positiv aus, meine Hausärztin meinte: Sie hatten ja doch Corona!

Immer mehr Symptome kamen hinzu, ich war mehr und mehr erschöpft, und im November 2020 ging nichts mehr. Ich litt, so die Diagnose des Postcovid-Zentrums, am Fatigue-Syndrom. Der behandelnde Arzt meinte damals, dass dies sehr typisch wäre nach einer leichten bzw. mittelschweren Covid-Erkrankung: Nach einigen Wochen ist man genesen und nach 3-4 Monaten schlägt dann Postcovid richtig zu.

Unendliche Erschöpfung

Ich konnte mich kaum konzentrieren, die Wiedereingliederung in den Job ab Januar fiel mir sehr schwer und ich merkte dann auch bereits ab März 2021, dass meine Leistung mehr und mehr absackte, ich mir nichts mehr merken konnte. Zugleich diese unendliche Erschöpfung.

Diagnostisch war nichts nachzuweisen, die Lungenwerte waren ok, die Blutwerte genau so, nichts… Mein behandelnder Arzt meinte irgendwann: Dieses Virus ist wie ein Waldbrand. Einmal flackert es in den Nerven auf, dann im Kopf, dann wieder in der Lunge..

Wie verläuft mein Leben inzwischen, nach nunmehr ca. 20 Monaten?

Ich bin seit August 2021 wieder arbeitsunfähig, die Diagnose Fatigue-Syndrom ist feststehend, dazu auch die Diagnose ME/CFS. Gleichzeitig Konzentrationsprobleme, Wortfindungsstörungen, und auch oftmals starke Gedächtnisprobleme.

Was mich körperlich am meisten beeinträchtigt, ist dieser Erschöpfungszustand. Man steht morgens nach 7 Stunden Schlaf auf, und ist bereits hier so erschöpft, als ob man nachts einen Marathonlauf gehabt hätte.
Auch Anstrengung im Haushalt wirft einen völlig aus der Bahn, man hat danach den berühmten Crash, das heißt, der ganze Körper schmerzt, so dass es kaum auszuhalten ist. Und man ist erschöpft ohne Ende.
Der Brainfog beginnt dann auch wieder zuzuschlagen, man hat das Gefühl, als ob alles nur noch Nebel im Kopf wäre.

Zwischenzeitlich (November 2021) war ich 4 Tage in einer Münchner Klinik zur neurologischen Untersuchung. Aber auch hier keine Diagnose, die auf ein Krankheitsbild aufbauen würde. Zum Glück, muss ich sagen. Kein Anzeichen von Demenz oder MS.

Dies ist typisch für uns Long- oder Postcovid-Patienten: Es gibt so gut wie keine Diagnose, das Virus ist mehr oder weniger unsichtbar im Körper unterwegs, zumindest bei den meisten Patienten.

Es ist ein schlechteres Leben geworden

Wie wirds weitergehen bei mir?
Ich warte jetzt auf eine Reha, gleichzeitig sagten mir die Ärzte schon, dass nicht klar ist, ob ich nochmals in das Berufsleben einsteigen kann.
Ich bin zuversichtlich, hoffe immer noch auf eine Besserung dieses Zustands, der für mich eigentlich unerträglich ist. Ich war früher topfit, arbeitete bis zu 45 Stunden die Woche, nebenbei Garten und Haus.
Und seit diesem Samstag im März 2020 ist alles anders.

Wie sagte ein Arzt im TV irgendwann: Es ist kein schlechteres Leben, es ist ein anderes Leben.
Und ich gebe ihm nicht recht: Es ist ein schlechteres Leben geworden.


Wenn auch du uns deine Corona-Story senden möchtest, dann kannst du diese gerne tun. Lass andere Menschen daran teilhaben. Sende uns bitte dazu eine E-Mail an [email protected] Schreibe uns auch bitte dazu, ob wir deinen Namen veröffentlichen sollen oder nicht.


Weitere Storys findet man hier vor: https://www.mimikama.org/category/mycoronastory/

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