Ein Zusammenschnitt mehrerer Videos soll zeigen, dass mit COVID-19 Infizierte in China erschossen werden.

Ein Video soll beweisen, dass in China Infizierte von der Polizei erschossen werden

In mehreren Szenen sieht man Bewaffnete, am Boden liegende Menschen und hört Schussgeräusche.
Die Szenen zeigen aber die Jagd auf einen tollwütigen Hund, Menschen die vor einem Krankenhaus versorgt werden und einen Verkehrsunfall. Die Schussgeräusche sind Feuerwerkskörper und nachträglich reineditiert.

In dem 59 Sekunden langen Video sieht man mehrere Szenen mit am Boden liegenden Menschen, im Hintergrund hört man Schüsse und Maschinengewehrsalven. Anfangs sieht man auch drei bewaffnete Personen.

https://www.facebook.com/DobliveSriLanka/videos/180560619883259/

Auch mit deutschen Beschreibungen wird das Video auf Facebook geteilt:

"Video schockt", Quelle: Facebook
„Video schockt“, Quelle: Facebook
Das Video ist eine Kompilation von mehreren Videos, die zusammengeschnitten und teilweise mit anderem Ton versehen wurden.
Im Folgenden betrachten wir die einzelnen Sequenzen des Videos.

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Szene 1 und 2

Drei Männer bewaffnen sich
Drei Männer bewaffnen sich

In den ersten Sekunden des Videos sieht man drei Männer vor einem Polizeiwagen, die sich bewaffnen. In der nächsten Szene sieht man die selben Männer, wie sie mit deutlich sichtbaren Waffen durch eine schmale Straße zwischen zwei Häuserkomplexen gehen.

Faktencheck:

Diese 15 Sekunden lange Sequenz wurde erstmals am 1. Februar auf Twitter veröffentlicht.  In den Kommentaren zu dem Tweet wird allerdings erklärt, dass das Video von 2018 ist und aus Yiwu in der Provinz Zhejiang stammt, auch wird in dem Video ein Yiwu-Dialekt gesprochen. Zwei Menschen wurden von tollwütigen Hunden gebissen, die Polizei machte Jagd auf die Hunde.

Das Video stammt von 2018
Das Video stammt von 2018

Die Polizei bestätigte auch, dass die Szenen von der Jagd auf einen tollwütigen Hund stammen.

Szene 3

Menschen werden versorgt
Menschen werden versorgt

In der dritten Szene sieht man mehrere Menschen am Boden liegen, die von Ärzten versorgt werden. Dazwischen laufen Passanten ohne Mundschutz, im Hintergrund hört man regelmäßige Knallgeräusche.

Faktencheck

Erstaunlicherweise scheinen sowohl die am Boden liegenden Personen, als auch die vermeintlichen Schüsse die Passanten im Video nicht im Mindesten zu beunruhigen, es ist keinerlei panikartige Reaktion zu sehen. Auch sieht man kein Blut neben den am Boden liegenden Personen.

Das Video wurde beispielsweise am 26. Januar 2020 in einer besseren Version auf Twitter veröffentlicht.
Die Beschreibung zu dem Tweet besagt, dass es sich um Menschen handelt, die wegen Überfüllung nicht ins Krankenhaus können und auf der Straße von den Ärzten versorgt werden.

Und was die „Schüsse“ angeht, besagt der Tweet, dass man im Hintergrund ein Feuerwerk zum chinesischen Neujahr hört, was auch die Regelmäßigkeit der Geräusche erklärt: Es sind automatisch abgeschossene Feuerwerksböller.

Twitter

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Szene 4

Eine Person liegt am Boden
Eine Person liegt am Boden

In der vierten Szene sieht man eine Person am Boden liegen, im Hintergrund hört man Wehklagen und Schuss- und Maschinengewehrgeräusche.
Von dieser Szene, welche einzeln am meisten verbreitet wird, wird behauptet, es handele sich um eine Frau, die versuchte, aus einer Quarantänezone zu flüchten und von der Polizei erschossen wurde.

Faktencheck

Was stark auffällt: Diese Szene enthält auf anderen Seiten nicht die Schussgeräusche!

Die französischen Kollegen von „Les Observateurs“ haben diese Szene sehr genau unter die Lupe genommen.
Da sich die Szene in Wuzu abspielte, lohnt sich erst einmal ein Blick auf die Live-Karte, die die aktuellen Krankheitsfälle zeigt. Dort sieht man, dass es in Wuzu derzeit überhaupt gar keine Infizierten gibt.

Quelle: COVID-19 Global Cases Live Map
Quelle: COVID-19 Global Cases Live Map

„Les Observateurs“ nahmen Kontakt mit einem Einwohner des kleinen Ortes auf, der ihnen bestätigen konnte, dass das Video von dort stammt. Die Beschreibung allerdings ist vollkommen falsch!

„Ich kann bestätigen, dass die Szene in Wuzu vor der Siyuan-Schule am 29. Januar 2020 gefilmt wurde.
Ich wohne gleich nebenan, und mehrere meiner Freunde kamen vorbei, als die Tragödie geschah. Am Boden liegt aber keine Frau, sondern ein junger Mann, der nicht von der Polizei getötet wurde, sondern einen Motorradunfall hatte.“

Zhang W. sandte „Les Observateurs“ auch noch ein weiteres Video des Ereignisses zu, auf dem man auch einen Begrenzungsstein sieht, der sich löste, sowie ein auf der Seite liegendes Motorrad, beides stützt die Schilderung des Einwohners.

Bildquelle: Les Observateurs
Bildquelle: Les Observateurs

Zudem bekam „Les Observateurs“ weitere Screenshots von Chats der Bewohner über den Unfall, sowie die Polizeimeldung dazu. Diese lautete:

„Am Nachmittag des 29. Januar ereignete sich in der Stadt Wuzu ein einseitiger Verkehrsunfall [an dem nur ein Fahrzeug beteiligt war]. Die betroffene Person fuhr einen Roller, und aufgrund eines unsachgemäßen Manövers wich sie zum Straßenrand aus, schlug gegen die Felsen entlang der Kante und fiel auf den Hinterkopf und starb leider. Der Fahrer war allein verantwortlich. Die Verkehrspolizei, die örtliche Polizei und die Mitarbeiter des Gesundheitszentrums kamen schnell an den Unfallort, um sich um den Unfall zu kümmern“, sagte der Direktor der Polizeistation, bevor er die Verbreitung von Gerüchten anprangerte.“

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Fazit

Das Video zeigt vier verschiedene Szenen von verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeitpunkten.
Besonders perfide: Die Schussgeräusche waren in der dritten Szene nur Feuerwerksknaller, in der vierten Szene wurden sie nachträglich hinzugefügt.

Letztendlich liefert das manipulative und nacheditierte Video keinen Beweis, dass in China Flüchtende erschossen werden.

Zum Thema

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)