Schlag gegen Cyberkriminalität im Finanzwesen

Am 22.03.2023 gelang den Ermittlern des FK Cybercrime der ZKI Braunschweig in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol ein erfolgreicher internationaler Einsatz gegen eine Tätergruppierung im Bereich Cybertrading.

Autor: Nick L.

Am 22.03.2023 wurde durch Ermittler des FK Cybercrime der ZKI Braunschweig unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Göttingen in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol erneut ein internationaler Einsatz in vier Ländern durchgeführt, bei dem neben der Sicherstellung zahlreicher weiterer Beweismittel und der Sicherung von Vermögenswerten auch fünf Beschuldigte im Alter von 29 bis 51 Jahren im europäischen Ausland festgenommen werden konnten.

Die Täuschungspraktiken des Cybertradings: Eine umfangreiche Ermittlung

Das umfangreiche Ermittlungsverfahren richtet sich gegen eine Tätergruppierung aus dem Bereich des sog. Cybertradings. Bei diesem in den vergangenen Jahren häufig anzutreffenden Kriminalitätsphänomen beraten angebliche Finanzexperten, die in aller Regel aus Callcentern im Ausland anrufen, die potenziellen Geschädigten über vermeintlich lukrative Anlage- und Finanzprodukte.

Die Anleger werden dabei darüber getäuscht, dass die investierten Beträge tatsächlich gewinnbringend angelegt und auf Wunsch nebst den erzielten Gewinnen ausgezahlt werden. Die Täter gehen bei der Kommunikation hochprofessionell nach einem eigens hierfür gefertigten Skript vor, welches alle theoretisch möglichen Handlungsalternativen der potentiellen Anleger abhandelt und die Reaktionsmöglichkeiten des vermeintlichen Finanzexperten darlegt.

Das Ziel des vermeintlichen Finanzexperten ist regelmäßig, den Geschädigten zu einer zunächst verhältnismäßig geringen Investition in Höhe von 200 bis 250 Euro zu bewegen. Anschließend wird er über den Einsatz von Handelsplattformen, auf die für ihn ein Kundenkonto errichtet wird, darüber getäuscht, dass sich seine Investition rasant positiv entwickelt. Die eingezahlten Gelder werden zu keinem Zeitpunkt einer Kapitalanlage zugeführt. Die für den Kunden sichtbare Handelsplattform ist ebenso wie das angebliche Kundenkonto ausschließlich zu Täuschungszwecken angelegt.

Sobald ein Anleger eine (Teil-)Auszahlung wünscht, bricht der Kontakt zu seinem vermeintlichen Kundenberater regelmäßig ab oder das Investment erleidet infolge eines überraschenden Einbruchs einen Totalverlust. Rechtlich ist dieses Phänomen als gewerbs- und bandenmäßiger Betrug einzustufen, für den das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vorsieht.

Die Ermittlungen im hier anhängigen Verfahren richten sich gegen die betrügerischen Onlineplattformen „fx-leader.com“ (später „fxleader.com“ und „swiscapital.com“), „invcenter.com“, „interactive-trading.com“ und „qteck.io“, die nach bisherigen Erkenntnissen von derselben Tätergruppierung betrieben worden sind. Die Beschuldigten haben über die genannten Plattformen einen weltweiten Gesamtschaden von mind. 89 Mio. Euro bei über 33.000 Geschädigten verursacht. Allein in Deutschland beläuft sich der Schaden auf 22 Mio. Euro bei über 5.500 Geschädigten.

Polizei und Justiz erfolgreich: Weitere Razzien gegen Cyber-Trading-Betrug

Bei den nun vollstreckten Ermittlungsmaßnahmen handelt es sich um Folgemaßnahmen des ersten Actiondays, welcher im Oktober 2021 stattfand. Nunmehr wurden in Bulgarien, Rumänien, Georgien und Israel u.a. 13 Objekte, davon fünf Callcenter, durchsucht, fünf Europäische Haftbefehle vollstreckt sowie zahlreiche Zeugen vernommen. Darüber hinaus wurden erneut zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt, darunter 40 Mobiltelefone, Computer, elektronische Datenträger und Dokumente. Ferner konnten Vermögenswerte der Beschuldigten gesichert und deren Konten gepfändet werden.

Im Einsatz waren insgesamt 159 Polizeikräfte, davon 34 aus Niedersachsen. Des Weiteren waren 15 Staatsanwälte am Zugriff beteiligt, acht davon in Den Haag, u.a. auch zwei der Staatsanwaltschaft Göttingen, zwei in Rumänien, drei in Bulgarien und zwei in Georgien

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens erklärt:

„Der Niedersächsischen Polizei ist hier in beispielhafter Zusammenarbeit mit der Justiz und den internationalen Strafverfolgungsbehörden ein beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen. Die Arbeit der Ermittlungsgruppe des FK Cybercrime Braunschweig zeigt, dass unsere Polizei technisch wie operativ in der Lage ist, hochkomplexe Cybercrime- und Betrugsfälle aufzuklären und Täterinnen und Täter auch über Staatsgrenzen hinweg zu verfolgen und dingfest zu machen.

Dieser Fall macht beispielhaft deutlich: je mehr sich die Aktivitäten von Kriminellen in den digitalen Raum verlagern, desto mehr kommt es bei der Ermittlungsarbeit und der Strafverfolgung auf innovative technische Lösungen und eine funktionierende internationale Kooperation an.“

Gemeinsamer internationaler Einsatz gegen digitale Kriminalität: Erfolgreiche Ermittlungen und Verhaftungen

Die niedersächsische Justizministerin Kathrin Wahlmann lobt die erfolgreichen Ermittlungen:

„Die Kriminalität verlagert sich zunehmend in die digitale Welt. Die Täter haben ihre Methoden angepasst und sich professionell organisiert. Dieser internationale Einsatz der niedersächsischen Strafverfolgungsbehörden unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Göttingen verdeutlicht jedoch einmal mehr, dass das Internet kein straffreier Raum ist. Die Strafverfolgungsbehörden haben durch die Einrichtung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften zur Bekämpfung von Internet- und Computerkriminalität die erforderliche Fachkompetenz gebündelt und sich gut aufgestellt.

Sie sind selbst im vermeintlich anonymen Internet über die eigenen Landesgrenzen hinaus in der Lage, die Täter zu ermitteln und diese sodann der deutschen Gerichtsbarkeit zu unterstellen. Ich bedanke mich deshalb bei der Staatsanwaltschaft Göttingen, insbesondere bei der Zentralstelle für Internet- und Computerkriminalität, und ihren Ermittlungsbeamten für ihre hervorragende Arbeit und gratuliere zu diesem Fahndungserfolg.“

Quelle:

Presseportal

Lesen Sie auch: Warnung vor „Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten. Wir versprechen Ihnen Traumrenditen in kürzester Zeit!“
Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.