Facebook will eine Milliarde Dollar in den Journalismus stecken

Autor: Charlotte Bastam

Artikelbild: Shutterstock / Von rafapress
Artikelbild: Shutterstock / Von rafapress

Ein selbstloses Geschenk? Wohl kaum. Denn Gründe lassen sich auch in Facebooks Gegenwehr finden, etwas von seinen Werbeeinnahmen an Medienhäuser abzugeben.

Facebook verspricht in den nächsten drei Jahren eine Milliarde Dollar für die Förderung des Journalismus locker zu machen. Laut dem ORF erklärte Facebook-Kommunikationschef Nick Clegg: „Wir erkennen vollkommen an, dass Qualitätsjournalismus im Zentrum dessen steht, wie offene Gesellschaften funktionieren – die Bürger informieren und ermächtigen und den Mächtigen auf die Finger schauen.“

Doch aus dem Nichts kommt das angekündigte Geld bei Weitem nicht. Auslöser ist ein Streit mit der australischen Regierung, bei dem es auch für Facebook viel Kritik hagelte.

Der Krach mit Australien

Erst kürzlich hat es gehörig gekracht zwischen Facebook und der australischen Regierung. Ausgang des Streits war ein von der australischen Regierung geplantes Gesetz, wonach Internetkonzerne, wie Facebook und Google, zukünftig Verlage für die Verbreitung ihrer Inhalte bezahlen sollten. Somit sollte ein Teil der Werbeeinnahmen wieder an die Verlagshäuser zurückgehen.

Doch wer will schon für Inhalte zahlen ?

Denn Google und Facebook verdienen mit dem Teilen von Inhalten Geld. Das Gesetz sah nun vor die eigentlichen Verfasser*Innen dieser Inhalte zu beteiligen. Dann müssten jedoch Internetkonzerne  bestimmte Beiträge zahlen, wenn sie z.B. auf Zeitungsartikel verlinken.

Der Vorschlag für das Gesetz stammt von der australischen Kartellbehörde. Der Tagesschau zufolge rechnete diese aus, dass für 100 Dollar Internetwerbung 81 Dollar an Facebook oder Google gehen.

Tatsächlich klagen laut Netzpolitik.org auch Medienhäuser hierzulande  bereits seit langem, dass die Internetkonzerne sie vom Anzeigengeschäft, der eigentlich ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Branche ist, vertreiben.

Doch die Tech-Riesen sehen die Situation anders

Laut der Tagesschau argumentieren diese nach dem Motto, dass sie schließlich Empfehlungen geben und es unlogisch wäre für diese zahlen zu müssen. Und die Reaktion von Facebook auf das neue Gesetz folgte prompt:

Kurzerhand sperrte Facebook nach Bekanntgabe des Gesetzesvorschlags journalistische Inhalte und u.a.  den Zugang zu der Regierungsseite auf der australischen Plattform. Auch Google drohte seine Suchmaschine abzuschalten.

Australiens Finanzminister Josh Frydenberg kritisiert Facebook für seine raschen Abschaltungen. Diese seien nicht konstruktiv. Außerdem habe das Unternehmen auch die Seite des meteorologischen Büro gesperrt. Dabei sei der Wetterdienst gerade in der Busch- und Waldbrandsaison sehr wichtig.

Auch international wuchs die Kritik aufgrund Facebooks Vorgehen, Zugänge zu Behörden, Corona-Gesundheitsdienste oder Stellen gegen häusliche Gewalt zu sperren, wie die taz berichtete. Facebook lenkte bezüglich der Kritik jedoch schnell ein und stellte die Zugänge zum Wetterdienst, Polizei, Feuerwehr und Regierungsstellen wieder her. Dennoch konnte man sehen, welche Macht das Unternehmen besitzt die Informationsweitergabe auf seiner eigenen Plattform knallhart zu beschränken.

Neues Gesetz in Australien mit Kompromissen

Die Auseinandersetzung hatte zufolge, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit dem australischen Finanzminister Frydenberg und dem Medienminister Paul Fletcher verhandelte. Rausgekommen ist ein an einigen Stellen noch unklarer Kompromiss.

Zwar sind Internetkonzerne immer noch verpflichtet Verhandlungen mit Verlagen aufzunehmen, um eine Beteiligung an Werbeeinnahmen zu vereinbaren, doch wird das Gesetz nicht angewendet, wenn die Konzerne mit „genügend Medienkonzernen“ überein gekommen sind. Hier stellt sich die Frage, was heißt genügend?

Auch haben die Unternehmen eine Frist von einem Monat für Nachbesserung bevor Sanktionen drohen und ein Schlichtungsprozess gilt nur als letztes Mittel.

Facebook begab sich bereits in Verhandlungen mit australischen Verlagen. Dagegen hält sich Google noch still. Hier in Europa, wo es noch kein Gesetz wie jenes in Australien gibt, meldete sich bereits ein Unternehmen vorwegeilendend an. Laut der Financial Times meldete sich Microsoft von sich aus mit einem Vorschlag für ein Bezahlungssystem für Inhalte. Wohlmöglich ein Weg die eigene Suchmaschine Bing nach vorne zu bringen.

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Und Facebooks Geschenk an den Journalismus?

Die eine Milliarden Dollar, die Facebook nun dem unabhängigen Journalismus stiften will, sehen im Licht der Entwicklungen der letzten Tage nicht mehr ganz so uneigennützig aus. Denn sie haben auch die Seite des Tech-Riesen gezeigt, der weniger an der Verbreitung von Information als an Werbeeinnahmen interessiert ist. Und diese können schnell eine Milliarde Dollar übersteigen.

Dass Facebook Geld in den Journalismus steckt, ist außerdem nichts Neues. 2017 rief das Unternehmen bereits sein Facebook Journalism Project (FJP) aus, um den Austausch sowie die Verbindung zur Medienbranche zu Stärken. Auch Google verfolgt diese Strategie laut Netzpolitik.org bereits seit längerem.

Doch kommen diese „großzügigen“ Geldgeschenke selten ohne eigene Hintergedanken. Über diese Herangehensweise haben wir hier am Beispiel einer Studie zu Google als Medienmäzen bereits berichtet.

Man kann sich also sehr wohl fragen, ob die angekündigten eine Milliarden Dollar nicht auch ein kluger Imageschachzug seitens Facebook sind, die das Unternehmen als Verteidiger des Qualitätsjournalismus auszeichnen soll, dem er aber ansonsten weniger gewillt ist, etwas von den Werbeeinahmen abzugeben.

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