Die Behauptung

Der Bürgermeister der belgischen Stadt Soignies hat sich gegen die Forderung muslimischer Eltern bezüglich eines Verbots von Schweinefleisch in Schulkantinen ausgesprochen.

Unser Fazit

Unsinn. Es gibt keine solche Forderung und dementsprechend auch keine solche Reaktion. Die Quelle dieses „Kettenbriefs“ liegt bereits Jahre zurück – und war auch damals ein Fake!

Immer und immer wieder wird diese Geschichte aus dem Hut gezaubert. Muslimische Eltern fordern die Verbannung von Schweinefleisch aus Schulkantinen. Ein Bürgermeister springt in die Bresche und stellt klar, dass dieser Forderung nicht entsprochen wird. Die angeblichen Aussagen des Bürgermeisters werden dann gerne in Facebook-Postings übernommen und auch mit der jeweils eigenen Meinung dazu garniert: „Wir sind nicht ausländerfeindlich, aber …“

So auch in jenem Facebook-Beitrag, in dem besagter Bürgermeister zitiert wird, eingeleitet durch die Gedanken der Nutzerin.

Screenshot Facebook
Screenshot Facebook (archiviert)

„ch stimme zu.
Ein Bürgermeister, der sich weigert, Schweinefleisch vom Menü der Schulkantine zu nehmen, erklärt warum..
Muslimische Eltern haben die Abschaffung von Schweinefleisch aus allen Kantinen in Schulen gefordert
Der Bürgermeister der Soignies-Entity, lehnte ab, der Stadtminister, schrieb allen Eltern eine Notiz mit folgender Erklärung zu:
„Die Muslime müssen verstehen, dass sie sich in BELGIEN an ihre Bräuche, Traditionen, ihren Lebensstil anpassen müssen, denn dort haben sie sich entschieden, einzuwandern.“
„Sie müssen verstehen, dass sie sich integrieren und lernen müssen, in BELGIEN zu leben. »
„Sie müssen verstehen, dass sie ihren Lebensstil ändern müssen, nicht die Belgier, die sie so großzügig aufnehmen. »
„Sie müssen verstehen, dass die Belgier weder rassistisch noch fremdenfeindlich sind, sie haben viele Einwanderer vor Muslimen aufgenommen (das Gegenteil gibt es nicht, d.h. die mulsumischen Staaten nehmen keine nichtmuslimischen Einwanderer auf). Ebenso wenig wie andere Länder haben die Belgier die Absicht, ihre Identität oder ihre Kultur aufzugeben. »
„Und wenn Belgien ein Gastland ist, heißt es nicht der Bürgermeister von Soignies die Ausländer, sondern die Belgier.
Endlich müssen sie begreifen, dass wir in BELGIEN jüdisch-christliche Wurzeln, Weihnachtsbäume und religiöse Feiertage haben, aber Religion muss privat bleiben.
Die PFLEGE-Einheit hat Recht, dem Islam und der Scharia jegliche Zugeständnisse zu verweigern.
Für Muslime, die mit Laizismus nicht einverstanden sind und sich in BELGIEN nicht wohl fühlen, gibt es 57 wunderschöne muslimische Länder weltweit, die Mehrheit unterbevölkerte, bereit, sie mit weit offenen Halalarmen und in Absprache mit ihnen zu empfangen. Es ist die Sharia.
Wenn du dein Land verlassen hast, um nach BELGIEN zu kommen, aber nicht in ein anderes muslimisches Land, dann weil du denkst, dass das Leben in BELGIEN besser ist als anderswo.“
„Fragt euch nur einmal; warum ist das Leben in BELGIEN besser als in eurem Heimatland? »
„Eine Kantine, in der Schweinefleisch serviert wird, gehört zur Antwort.“ Wenn du so denkst wie ich, schicke es an alle deine Kontakte. Wenn nicht löscht es und lasst uns dominieren“

Facebook-Beitrag im Klartext (sic!)

Belgien? Oder doch Kanada?

Im Text ist von „Soignies“ bzw. auch „Soignies-Entity“ die Rede. Bei letzterer Bezeichnung handelt es sich um einen Übersetzungsfehler. Der ursprüngliche Text ist auf Facebook in französischer Sprache zu finden, was für Belgien durchaus naheliegend ist. Hier lautet betreffender Satz „Le bourgmestre de l’entité de Soignies, a refusé, le secrétaire de la ville, a adressé une note à tous les parents avec l’explication suivante.“ Das Übersetzungstool DeepL gibt dies im Deutschen folgendermaßen wieder: „Der Bürgermeister der Einheit von Soignies lehnte dies ab, der Sekretär der Stadt schickte eine Mitteilung an alle Eltern mit folgender Erklärung.“

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Wenn wir nun die Zeit allerdings um ein paar Jahre zurückdrehen, finden wir denselben Text bereits 2015 wieder. Hier bezieht sich die Geschichte allerdings auf Kanada, genauer auf die Stadt Dorval in der kanadischen Provinz Québec (HIER).
Auch 2016 stoßen wir erneut auf diese Meldung (HIER), bis sich dann 2018 doch ein Detail daran ändert. Aus „Dorval“ wurde schließlich „Durval“ (HIER). Bis wir nun in einem gänzlich anderen Land und einer anderen Stadt ankommen: Belgien, Soignies.

Alte Geschichte immer wieder aufgetaut

Doch auch Soignies tauchte bereits 2017 auf, wie RTBF berichtete. 2014 war laut Snopes bereits eine andere belgische Stadt, Ath, von dem Gerücht rund um Schweinefleisch betroffen, das auch der Bürgermeister von Ath damals dementierte. Laut RTLInfo besteht dieser Hoax bereits seit mindestens 2013.

Die Stadt Dorval hat 2015 ebenfalls eine Stellungnahme zu den Behauptungen abgegeben und stellt klar, dass es sich hier um eine Falschmeldung handelt. Im Pressebericht wird diese Geschichte als Hoax angesehen, welcher wohl aus den Vereinigten Staaten stamme und dessen ähnliche Worte auch schon 2013 angeblich von einem belgischen Bürgermeister gesprochen worden sein sollten. Auch dies war ein Hoax, der sich weltweit verbreitete.

Das Gerücht um die Forderung muslimischer Eltern, Schweinefleisch aus Schulkantinen zu verbannen, hält sich seit Jahren wacker. Die Städte und Länder variieren, der Wahrheitsgehalt bleibt derselbe, nämlich gleich null.

Fazit

Bewertung: FALSCH

Es gibt keinen Beleg für die Richtigkeit der Behauptung, dass muslimische Eltern die Verbannung von Schweinefleisch aus Schulkantinen forderten. Sei es in Kanada oder Belgien.

Es handelt sich um eine Falschbehauptung, die seit Jahren im Internet kursiert. Taucht die Meldung im kommenden Jahr wieder auf – wovon wir mit Sicherheit ausgehen – können wir vom 10-jährigen Jubiläum sprechen.

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Quelle:

RTBF, Snopes, ath.be, dpa-factchecking, City of Dorval

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