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Ein russischer Hacker soll sich live in den Chip gehackt haben, den Geimpfte ja angeblich mit jeder Impfung injiziert bekommen haben. Wir werfen einen genauen Blick auf das „Hacker“-Video.

In bestimmten Kreisen wird die Nachricht gefeiert: Einem russischen Hacker soll es gelungen sein, sich live in einen „Impfchip“ zu hacken und die Daten der geimpften Person abzurufen – sogar ein Video davon existiert!
Doch ein genauer Blick auf das Video verrät recht deutlich, was da eigentlich passiert.

Die Nachricht darüber verbreitet sich in sozialen Medien:

Geimpfte werden getrackt
Geimpfte werden getrackt?

Die Behauptung

Folgender Text wird verbreitet:

„Unglaublich: Hal Turner brachte diese Information soeben in seiner Sendung: Ein russischer Hacker fand im Dark-Net eine Datenbank, die Informationen von geimpften Menschen zeigt (wie ihre Lebenszeichen, ihre genauen GPS-Koordinaten, ob sie schlafen oder wach sind); sie werden in Echtzeit hochgeladen. Personen, die den Impfstoff erhalten haben, werden von dem 5G-System mit künstlicher Intelligenz in Echtzeit verfolgt. Sie sind zu Sendern geworden, die alle Informationen über sich selbst an den KI-Empfänger zurücksenden. Es zeigt auch die genaue Info der Software, CPU-Info und Prozessor, der in den Personen ist.“

Das Video

Dieses erschien auf der Homepage der „Hal Turner Radio Show“ (siehe HIER, archiviert HIER). In gewissen Kreisen sind die Äußerungen von Harold Charles „Hal“ Turner ziemlich verbreitet, er ist bekannt als rechtsextremer, politischer Kommentator.

Eine alternative Version des Videos findet sich auf BitChute (siehe HIER). Die Version ist zwei Minuten länger, da sie vorher und nachher kommentiert wird, statt der russischen Stimme des „Hackers“ hört man eine computerisierte Stimme der auch im Originalvideo enthaltenen Untertitel.

Der Faktencheck

Wir schauten uns das Video genauer an und fanden da einige kuriose Details, die aufzeigen, dass sich da jemand einfach nur einen Prank geleistet hat. Die Zeitangaben richten sich nach dem Originalvideo auf der Homepage der Hal Turner-Radioshow.

Bei dem „Hack“ wird ein Linux-System genutzt, auf dem der „Hacker“ eine ssh (Secure Shell) in einer Textkonsole öffnet. Dieses ssh wird dazu genutzt, um sich mit entfernten Linux-Systemen zu verbinden.

Minute 2:10

Der „Hacker“ loggt sich auf alexeykapyshev.sputnik-v.ru ein. Da findet sich auch bereits der erste Schmunzler:

Eine auffällige IP-Adresse
Eine auffällige IP-Adresse

Die IP-Adresse des angeblichen Impf-Chips lautet 127.0.0.1, der Port lautet 20000.
Dabei handelt es sich um den eigenen Computer, in den er sich einloggt, auch als „Local Host“ oder „Home“ bezeichnet.

Computer-Geeks kennen den Spruch auf T-Shirts und Fußmatten: „There’s no place like 127.0.0.1“, angelehnt an das Zitat aus „The Wizard of Oz“: „There’s no place like home“.

Fußmatte mit dem Spruch
Fußmatte mit dem Spruch, Quelle: GetDigital

Und die URL, die er aufruft?
Das ist ein ganz einfacher Trick, er hat die Adresse „alexeykapyshev.sputnik-v.ru“ einfach in die /etc/hosts Datei eingetragen. Auch Windows besitzt diese Datei, dadurch täuscht der „Hacker“ vor, auf einen angeblich entfernten Rechner zuzugreifen, die IP verrät jedoch, dass er auf den eigenen PC zugreift.

Minute 2:27

Der „Hacker“ hat sich nun eingeloggt, einige Infos über das System sind sichtbar:

Mehr Infos über das System
Mehr Infos über das System

„amd64“ und „x84_64“ verraten uns, dass der „Hacker“ anscheinend einen AMD-Laptop oder PC hat (oder ein 64 Bit build für die x86 Architektur ist).
Noch interessanter ist wieder einmal die IP-Adresse: 10.0.2.2. ist keine Adresse, die im Internet verwendet wird, sondern nur auf dem eigenen PC, wenn man beispielsweise darauf einen Python-Server installiert hat, möglicherweise auch ein Rechner in seinem eigenen Netzwerk.

Die IP-Adresse ist somit ein weiterer Beweis, dass er auf sein eigenes System zugreift, nicht etwa auf einen „Impf-Chip“.

Im Folgenden sieht man die angeblichen Infos der gechippten Person, welche geblurrt sind. Diese kann er einfach in einer Textdatei auf seinem Python-Server hinterlegt haben, welche durch ein Script ausgelesen wird – also keine Zauberei.

Minute 2:53

Sehr kurz sieht man die Firmware-Version des angeblichen Chips, bevor er weiterscrollt und diese Zeile geblurrt ist:

Die angebliche Firmware
Die angebliche Firmware

Die Firmware trägt die Bezeichnung PKQ1.180904.001. Klingt beeindruckend, ist aber einfach nur die technische Bezeichnung für Android 9.0 (siehe HIER). Der „Hacker“ hat die Firmware-Bezeichnung wahrscheinlich einfach nur von seinem Smartphone abgetippt.

Minute 3:08

Hier sieht man die CPU-Info des angeblichen Impf-Chips:

Die CPU des Chips
Die CPU des Chips

Bei „Elbrus-e2k“ (Elbrus 2000) handelt es sich um einen russischen Mikrochip, der 2009 in Produktion ging, die restlichen Daten im Video passen auf das Modell Elbrus-2S +, der ab 2011 hergestellt und in Workstations verwendet wurde.

Für einen hochmodernen „Impf-Chip“ wird da also ein recht veralteter und zudem sperriger Chip verwendet: Der Elbrus-2S + Chip ist 289 Quadratmillimeter groß und passt somit nicht wirklich durch die Nadel einer Impfspritze.

Der Rest des Videos besteht im Prinzip nur aus Daten, die wahrscheinlich einfach nur in Textdateien gespeichert und per Script aufgerufen wurden.

Fazit

In keinem einzigen Punkt ist das Video legitim:
Der „Hacker“ greift eindeutig einfach nur auf das eigene System zu (wahrscheinlich ein Python-Server, den er unter Linux aufgesetzt hat), der angebliche Impf-Chip stammt von 2011 und hat ein Android 9.0 Betriebssystem.

Es handelt sich somit nicht etwa um ein Beweisvideo, sondern einfach nur einen Prank, den der russische „Hacker“ den Leuten spielt, die glauben, dass Impfungen Spionage-Chips enthalten!

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