Nein, man kann einen Herzinfarkt nicht mit Schlägen in die Ellenbeuge behandeln

Kann man einen Herzinfarkt behandeln, indem man in oder auf die Ellenbeuge schlägt? Zusammen mit einem Video wird aktuell ein Kettenbrief geteilt, der mindestens 3 Jahre alt ist.

Autor: Tom Wannenmacher

Die Behauptung

Dieser Kettenbrief macht gerade die Runde: „Ein plötzlicher Herzinfarkt in einem Theater. Ärzte und Krankenschwestern schlugen dem Patienten auf die Innenseite des Ellbogens und er erholte sich nach etwa 2 Minuten. Dieses Video zeigt, wie Sie in Notfallsituationen handeln müssen, um Patienten mit Herzinfarkten, die normalerweise plötzlich auftreten, Erste Hilfe zu leisten. Viele sterben auf dem Weg ins Krankenhaus.“

Unser Fazit

Nein, man kann einen Herzinfarkt NICHT mit einem Schlag in die Ellenbeuge heilen! Fakt ist, dass diese Methode am Ende Patienten das Leben kosten kann.

Angeblich könne man einen Herzinfarkt behandeln, indem man pausenlos auf den Unterarm oder in die Ellenbeuge schlägt. Der Kettenbrief, der ursprünglich in Englisch verfasst wurde und aktuell vermehrt auf Telegram und Facebook die Runde macht, lautet:

Nein, man kann einen Herzinfarkt nicht mit Schlägen in die Ellenbeuge behandeln
Screenshots: Telegram und Facebook

„Ein plötzlicher Herzinfarkt in einem Theater. Ärzte und Krankenschwestern schlugen dem Patienten auf die Innenseite des Ellbogens und er erholte sich nach etwa 2 Minuten. Dieses Video zeigt, wie Sie in Notfallsituationen handeln müssen, um Patienten mit Herzinfarkten, die normalerweise plötzlich auftreten, Erste Hilfe zu leisten. Viele sterben auf dem Weg ins Krankenhaus.“

Oder auch:

„Ein plötzlicher Herzinfarkt in einem Theater. Ärzte und Krankenschwestern schlugen dem Patienten auf die Innenseite des Ellbogens und er erholte sich nach etwa 2 Minuten. Dieses Video zeigt, wie Sie in Notfallsituationen handeln müssen, um Patienten mit Herzinfarkten, die normalerweise plötzlich auftreten, Erste Hilfe zu leisten. Viele sterben auf dem Weg ins Krankenhaus.
1. Durch Schlagen auf die Innenseite des Ellbogens der linken und rechten Hand stimulieren Sie die drei Akupunkturpunkte auf der linken Seite, die mit Herz und Lunge in Verbindung stehen.
2. Das Verlassen beschleunigt die Durchblutung, wodurch sich die Person warm anfühlt und das Schwitzen aufhört. Sie sollten wissen, dass ein Herzinfarkt auf eine Blockade der Blutzirkulation zurückzuführen ist. Indem Sie den inneren Ellbogen der Hand mit der Handfläche berühren, können Sie die Körpertemperatur erhöhen, Aggregationen vermeiden und die Durchblutung fördern. Bringen Sie die Person dann sofort ins Krankenhaus.“

Das Video zeigt einen Mann, der wiederum einen anderen Mann anscheinend wiederbelebt. Die geschieht durch Schläge in die Ellenbeuge bzw. auf den Unterarm. Das Video soll als Beweis dienen, dass die Methode des Klopfens in die Ellenbeuge bzw. auf die Unterarme bei der Wiederbelebung von Herzinfarktpatienten tatsächlich funktioniert.

Fakt Nr. 1: Das Klopfen der Ellenbeuge oder Unterarme kann einen Herzinfarkt nicht heilen und auch nicht verhindern!

Für solche Behauptungen gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, geschweige denn Fakten. Wendet man solch eine Methode an, richtet man wahrscheinlich noch mehr Schaden an. Wenn Sie bemerken, dass jemand einen Herzinfarkt erleidet, rufen Sie sofort die Rettung!

Fakt Nr. 2: Diese „Heilmethode“ wurde von taiwanesischen Ärzten widerlegt

Bereits im Juli 2016 forderte das taiwanesische Ministerium für Gesundheit und Soziales Ärzte auf, diese „Heilmethode“ gegen Herzinfarkt öffentlich zu widerlegen. Formosa TV English News wies in einem VIDEO darauf hin, dass der Glaube an solche Behauptungen und Kettenbriefe zu Schäden, ja sogar bis hin zum Tod des Patienten führen könnte, da man damit eine korrekte, und angemessene Behandlung hinauszögern würde.

ACHTUNG! Nein, man kann einen Herzinfarkt NICHT mit einem Schlag in die Ellenbeuge heilen! Fakt ist, dass diese Methode am Ende Patienten das Leben kosten kann.

Korrektes Verhalten bei Herzinfarkt und Herzstillstand

  • Sofort die Rettung alarmieren. 
  • Der Patient sollte so bequem wie möglich gelagert werden. Der Oberkörper sollte dabei hochgelagert werden.
  • Enge Kleidung öffnen, um die Atmung zu erleichtern.
  • Fenster öffnen.
  • Versuchen Sie, möglichst ruhig zu bleiben. Sprechen Sie beruhigend auf den Betroffenen ein.
  • Lassen Sie den Betroffenen nicht allein.
    Die Gefahr eines plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstands und einer verzögerten Wiederbelebung ist zu groß.

Erste Hilfe bei einem Herz-Kreislauf Stillstand

  1. Leblose Person ansprechen.
  2. Bei Nichtreaktion auf die Ansprache Atmung überprüfen – es müssen 2 bis 3 Atemzüge pro 10 Sekunden vorhanden sein
  3. Bei einem vorhandenen Atemstillstand (Schnappatmung und einzelne Atemzüge sind keine normale Atmung), sofortiger Beginn mit der Reanimation.
  4. Hierzu, wenn möglich, Kleidung öffnen/entfernen
  5. Person bei Bedarf auf eine harte Unterlage verbringen, z.B. vom Bett auf den Boden ziehen.
  6. Beginnen Sie mit der sofortigen Herz-Druck-Massage. Hierfür eignet es sich, sich rechts oder links, auf Höhe des Brustkorbes, neben die leblose Person zu knien.
    6.1. Bei geöffneter Kleidung Druckpunkt suchen. Dieser liegt in der Mitte des Brustbeines auf Höhe der beiden anatomisch gelegenen Brustwarzen.
    6.2. Hände übereinanderlegen, Arme gestreckt halten.
    6.3. Im Rhythmus von 100 bis 120 bpm (z.B. das Lied Stayin Alive von den Bee Gees) ca. 5-6 cm tief drücken. Darauf achten, dass neben einer Kompression auch eine komplette Dekompression stattfindet.
    6.3.1. Das Ganze wird in einer Abfolge 30:2 gemacht, wobei 30 hier auf das Drücken und 2 auf das Beatmen bezogen ist. Beim Beatmen steht immer der Eigenschutz im Vordergrund. Traue ich mir dieses nicht zu oder ist im Gesicht eine massive Verletzung vorhanden, sodass die Gefahr besteht, sich mit potenziellen Erregern zu infizieren, wird die Herz-Druck-Massage kontinuierlich durchgeführt.
    6.4. Nach 2 Minuten oder 5x 30:2 (was ca. 2 Minuten entspricht) wird, wenn möglich, ein Wechsel der Person durchgeführt, die die Herz-Druck-Massage durchführt. Diese muss konsequent durchgeführt werden, um die Qualität der Reanimation weiter zu gewährleisten.
  7. Bei einer Reanimation an einen sofortigen Einsatz eines automatisierten Defibrillators denken. Diese hängen heutzutage an vielen öffentlich zugänglichen Plätzen, z.B. Bahnhof, Rathaus, etc.
    7.1. Defibrillator, wenn möglich, von einer zweiten Person holen lassen. Hierfür gibt es heutzutage Apps, die den Standort des nächsten registrierten Defibrillators anzeigen.
    7.2. Defibrillator aktivieren. Hier den Anweisungen der aufgedruckten Informationen auf dem Defibrillator folgen.
    7.3. Bei Einsatz des Defibrillators die Klebeelektroden nach Vorgabe des Piktogramms auf der Brust anbringen
    7.4. Den Anweisungen des Defibrillators folgen. Dieser führt eine Person durch die Reanimation
MIMIKAMA
Quelle: https://www.grc-org.de
Was sind die Symptome eines Herzinfarkts?
  • Der Betroffene hat starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die oft in den linken Arm, die Schulter, den Unterkiefer oder den Oberbauch ausstrahlen.
  • Der Betroffene kann sehr unruhig sein (Todesangst).
  • Das Gesicht ist blassgrau.
  • Der Betroffene ist geschwächt.
  • Da ein Herzinfarkt unterschiedlich schwer verlaufen kann, sind auch die Anzeichen unterschiedlich stark ausgeprägt. Im schlimmsten Fall kommt es zum Herz-Kreislauf-Stillstand.

Fazit: Nein, man kann einen Herzinfarkt NICHT mit einem Schlag in die Ellenbeuge oder auf die Unterarme heilen! Fakt ist, dass diese Methode Unsinn ist und diese am Ende Patienten das Leben kosten kann. Stattdessen sollte man sofort die Rettung rufen, den Oberkörper des Patienten hochlagern, die Kleidung öffnen und falls nötig, mit der Herz-Druck-Massage beginnen.

Quellen:
Can You Cure A Heart Attack By Slapping The Elbow?
No! Don’t beat elbow pit of heart attack victim – do CPR instead
Tapping Elbows Can Overturn Heart Attacks? Viral Message Is False
Deutsches Rotes Kreuz

Passend zum Thema:
„Husten gegen Herzinfarkt“ – eine gefährliche Halbwahrheit
Halbwissen-Tipps zum Schlaganfall können sehr gefährlich sein!

Vielen Dank für die Recherche an:
Tobias R. (Erste Hilfe Ausbilder und Intensivpfleger sowie Mega Code Instructor)
Meret L. (Pflegefachpersonal, Kardiologie)
Christina H. (Notfallsanitäterin bei einem Rettungsdienst)
Daniela B. (Krankenpflegerin / Klinik Donaustadt)

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