HVV, Flüchtlinge und das Beförderungsentgelt: Das steckt dahinter!

Autor: Andre Wolf

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Was im Jahr 2015 noch ein großes Thema war, besitzt für das Jahr 2018 keine Gültigkeit mehr.

Ein Aufschrei geht seit wenigen Tagen (erneut!) durch Facebook: Der Hamburger Verkehrsverbund GmbH lasse alle Asylbewerber gratis fahren! Diese Aussage wird begleitet von einem Sharepic, welches eine Gruppe junger Männer zeigt, die in einen Bus steigen. Der Begleittext dazu spricht eine deutliche Sprache: „Asylanten dürfen nun offiziell Schwarzfahren” und „[…] für fremde nun völlig erlaubt”. Harte Sätze, die Frage ist nun: Woher stammen sie und was steckt dahinter?

Und in der Tat wird man fündig, wenn man wissen will, um was es hier geht: Die ganze Geschichte stammt aus dem August 2015. Wer hier also einen aktuellen Skandalfall vermutet, wird ganz klar enttäuscht sein. Die Geschichte ist fast drei Jahre alt und ging seinerzeit, auch schon in Form dieses Sharepics, durch die Medien und auch durch Social Media. Auch Mimikama hat schon 2015 dazu recherchiert.

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Insofern kann man dazu zunächst sagen: Das Thema besitzt keine aktuelle Relevanz.

Herkunft

Da es bereits fast drei Jahre alt ist, gestaltet sich die Suche nach Hintergründen und Herkunft an dieser Stelle jedoch recht einfach. Die ursprüngliche Darstellung des Inhaltes, sowie Teile der Sätze aus dem Sharepic wurden einem Artikel der BILD entnommen, welcher am 03.08.2015 erschien. Dieser trägt die Schlagzeile:

AUS ANGST VOR „SCHLECHTER PRESSE“
HVV drückt bei Flüchtlingen ein Auge zu

Hamburg – Aus Angst vor „schlechter Presse“ hat der HVV hat seine Fahrkartenkontrolleure angewiesen, bei Flüchtlingen, die ohne Ticket angetroffen werden, ein Auge zuzudrücken.

Das geht aus einem internen Schreiben des Unternehmens hervor, das BILD vorliegt.

Damit ist die Herkunft des Inhaltes an sich geklärt. Die Sätze beruhen auf einer BILD Schlagzeile. Am selben Tag erschien parallel zum Artikel in der BILD auch ein Artikel in der WELT (ebenfalls Springer Verlag), in dem dieselbe Geschichte veröffentlicht wurde, jedoch tiefgreifender und weit wenig reißerischer. In dem Artikel der WELT vom 03.08.2015 lautet es:

Flüchtlinge sollen mit „Augenmaß“ kontrolliert werden

In einer internen Mail des Hamburger Verkehrverbundes heißt es, Gründe für nicht gültige Ausweise seien oft Sprachprobleme. Der Verbund sieht das Vorgehen aber nicht als Einfallstor zum Schwarzfahren.

In diesem Artikel wird deutlicher differenziert, wie Menschen mit schwachen Sprachkenntnissen von Kontrolleuren behandelt werden. Hier wird übrigens auch verdeutlicht, dass es nicht allein um Flüchtende geht, sondern die Kenntnisse von Sprache und Tarifsystem im Vordergrund stehen und somit beispielsweise auch bei Touristen, die versehentlich eine falsche Karte lösen, mit demselben Fingerspitzengefühl gehandelt werden soll.

These: Schwarzfahren offiziell?

Ob 2013, 2015 oder 2018: Schwarzfahren ist auch bei den HVV nie offiziell erlaubt gewesen. Das Sharepic zieht da eine Schlussfolgerung, die falsch ist. Da bereits älter, wurde diese Thematik auch in der Hamburger Bürgerschaft diskutiert. Der Abgeordnete Dennis Thering (CDU) stellte am 03.08.15 direkt eine kleine schriftliche Anfrage, welche am 11.08.2015 beantwortet wurde und öffentlich zu sehen ist. Darin liest man unter anderem:

Es bestehen keine Sonderregelungen für Asylbewerber, die den HVV nutzen. In der internen E-Mail des HVV wurde um eine Behandlung mit Augenmaß gebeten, wie sie etwa auch für Touristen Anwendung findet. Dabei gilt dieses Augenmaß nur für Fahrgäste mit gültigen Fahrkarten. Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis werden ohne Ausnahme mit einem erhöhten Beförderungsentgelt belegt. Dies wird den Fahrkartenprüferinnen und -prüfern in den regelmäßigen Schulungen vermittelt.

Um insbesondere Sprachschwierigkeiten vorzubeugen, weist der HVV mittlerweile mehrsprachig auf der Webseite darauf hin (auch auf Arabisch!), dass man eine gültige Fahrkarte besitzen muss. (Vergleiche)

Fahrkarten erhalten Sie bspw. bei Busfahrern, an Automaten, in Servicestellen, über das Internet oder per HVV-App. Wie der Kauf funktioniert, erklären wir in unserer Broschüre „Get started with HVV“ auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Farsi. Diese erreichen Sie über unten stehenden Link.

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2015 –> 2018

Was 2015 noch einen gewissen Gehalt an Kernwahrheit hatte, ist für 2018 eine glatte Falschdarstellung. Das Thema entwickelte sich in Hamburg zu einem Dauerbrenner. So schrieb das Hamburger Abendblatt unter dem Titel „Jeder Flüchtling muss eine HVV-Monatskarte kaufen” am 27.11.2015:

Jetzt reagiert die Stadt. Nach Abendblatt-Informationen wird ab Anfang 2016 jeder Flüchtling, der in der Hansestadt eintrifft, obligatorisch mit einer Monatskarte für Bus und Bahn ausgestattet, die er auch bezahlen muss.

Dies ist auch geschehen und somit muss man ganz klar sagen: Dieses Sharepic besitzt für das Jahr 2018 keinerlei Wahrheitsgehalt mehr. Auf der Webseite der HVV erfährt man, dass Flüchtlinge bei ihrer Registrierung in Hamburg automatisch eine Mobilitätskarte zugewiesen bekommen:

Die HVV-Mobilitätskarte für registrierte und Hamburg zugewiesene Flüchtlinge in Hamburger Erstaufnahmeeinrichtungen (ZEA) wird verbindlich an Flüchtlinge bei der Erstregistrierung ausgegeben.

Die Beförderungsentgeld dafür wird automatisch vom Taschengeld abgezogen. Insofern können ordentlich in Hamburg registrierte Flüchtlinge gar nicht Schwarzfahren. Diese Karte wird zudem ausschließlich in den Verwaltungsaußenstellen Hamburgs ausgegeben.

Abschließende Info

Das Foto, welches in dem Sharepic genutzt wird, hat rein gar nichts mit Hamburg zu tun. Das Foto wurde in Gorbitz aufgenommen und steht inhaltlich in keinem Zusammenhang zu diesem Thema.

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