Italien: Angebliche Zahlen zur Corona-Impfung frei erfunden

Ein Sharepic soll aufzeigen, dass durch die Corona-Impfungen die Zahlen der Toten und schwer Erkrankten in Italien dramatisch angestiegen wären. Doch die Zahlen sind frei erfunden, in der angegebenen Quelle finden sich sogar gegenteilige Angaben.

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Ein Sharepic soll aufzeigen, dass durch die Corona-Impfungen die Zahlen der Toten und schwer Erkrankten in Italien dramatisch angestiegen wären.

Unser Fazit

Die Zahlen auf dem Sharepic aus Italien sind somit als frei erfunden zu bewerten, in den Statistiken der ISTAT, die ja auch als Quelle in der italienischen Version des Textes angegeben wird, sind die prozentuale Steigerungen der Erkrankungen nicht feststellbar, auch die Anzahl der Todesfälle ist aus der Luft gegriffen.

Über eine halbe Millionen „plötzliche unerwartete Todesfälle“ und im Durchschnitt eine über 400-prozentige Zunahme Herzinfarkten, Lungenembolien, Brustkrebs und anderen schweren Leiden sollen die Corona-Impfungen in Italien ausgelöst haben – so wird zumindest auf einem Sharepic behauptet.
Doch die angegebenen Zahlen sind in keiner Statistik auffindbar, in der angegebenen Quelle finden sich sogar gegenteilige Angaben.

Das Sharepic mit den angeblichen Zahlen aus Italien

Auf dem Sharepic, welches in einschlägigen Kreisen geteilt wird, sollen „Neue daten aus Italien“ stehen, die aufzeigen sollen, dass die Anzahl der Todesfälle und der schweren Nebenwirkungen seit Beginn der Corona-Impfungen in dem Land sehr stark angestiegen seien.

Angebliche Zahlen aus Italien
Angebliche Zahlen aus Italien

Der Text auf dem Sharepic wird eingeleitet mit „Die Covid Impfung entfaltet ihre Wirkung. Gratulation an alle die Standhaft geblieben sind“. Darunter folgender Text:

„PANDEMIE 2022:
Hier einige Neue daten aus Italien
(Quelle: Statistisches Institut der Regierung)“

Darunter einige Prozentwerte: Geimpfter Bevölkerungsanteil: 80 %, Spontane Aborte + 279 %, Herzinfarkte (Myokarditis) +269 %, Lungenembolien +458 %, Eierstock-Desfunktionen + 437 %, Multiple Sklerose +680 %, Brustkrebs + 487 %, plötzliche unerwartete Todesfälle 2020 – 155.000, 2021 – 222.000, 2022 – 548.000 (in den Ersten 9 Monaten).

Als Text kursiert die Behauptung bereits seit Anfang Oktober auf Italienisch auf Twitter:

Die Behauptung auf Twitter
Die Behauptung auf Twitter

Auf der Suche nach den Zahlen

Ein „Statistisches Institut der Regierung“, wie in dem deutschsprachigen Sharepic angegeben wird, gibt es nicht, wohl aber das in dem italienischsprachigen Tweet angegebene Institut ISTAT. Somit können wir direkt dort überprüfen, ob die angegebenen Werte stimmen.

Auf ein Problem stoßen wir, wenn wir uns eine aktuelle Statistik zu Krankheitsursachen bei Todesfällen anschauen wollen (siehe HIER), denn diese Statistik geht momentan nur bis ins Jahr 2019 zurück. Woher kommen dann die Zahlen aus dem Sharepic?

Keine aktuelle Statistik zu Krankheitsursachen bei Todesfällen aufrufbar
Keine aktuelle Statistik zu Krankheitsursachen bei Todesfällen aufrufbar

Dies ist ja eigentlich schon Futter für Verschwörungsmythiker, denn vielleicht werden diese Zahlen ja extra nun verborgen? Na gut, dann werfen wir mal einen Blick auf andere Werte. Bei ISTAT finden sich nämlich aktuellere Angaben (siehe HIER), die auf verschiedenen Quellen beruhen, unter anderem auf die von den untersuchenden Ärzten angegebenen Todesursachen – und da müssten sich ja dramatische Steigerungen beispielsweise bei Brustkrebs und Herzinfarkten finden lassen.

Solche Steigerungen wie in dem Sharepic angegeben finden sich jedoch bei keiner der angegebenen schweren Nebenwirkungen. Auch die Anzahl der Verstorbenen ist maßlos übertrieben: Laut ISTAT (Excel-Tabelle HIER) starben insgesamt (!) von Januar bis August 2022 genau 479.394 Menschen in Italien, also weit weniger als die angegebenen 548.000 im Sharepic.

Im gleichen Zeitraum starben 2021 insgesamt 483.145 Menschen, im Jahr 2020 in dem Zeitraum 483.594 Menschen – die Zahl verringerte sich also sogar, die Zahlen auf dem Sharepic sind nicht nachvollziehbar.

Fazit

Der prozentuale Anstieg der in dem Sharepic angegebenen Erkrankungen lässt sich in den Statistiken der ISTAT in keinem der Fälle nachvollziehen, auch die Zahlen der Todesfälle stimmen nicht, denn ansonsten müssten 2022 mehr Menschen „plötzlich unerwartet“ verstorben sein, als tatsächlich insgesamt verstorben sind.

Die Zahlen auf dem Sharepic aus Italien sind somit als frei erfunden zu bewerten, in den Statistiken der ISTAT, die ja auch als Quelle in der italienischen Version des Textes angegeben wird, sind die prozentuale Steigerungen der Erkrankungen nicht feststellbar, auch die Anzahl der Todesfälle ist aus der Luft gegriffen.

Quellen:

dpa, dpa, facta
Auch interessant: In einem Preprint einer wissenschaftlichen Studie wird geschlussfolgert, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Labor entstanden sei. Die verwendeten Analysen weisen jedoch eklatante Schwachstellen auf und führen somit zu falschen Schlussfolgerungen.
Coronavirus und die Laborthese: Analysen mit Schwachstellen
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