Kinder können an Spike-Proteinen von Geimpften sterben? Unsinn!
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Einschlägige Seiten behaupten, Kinder können an Spike-Proteinen von Geimpften sterben. Doch für die Behauptung gibt es keinerlei Belege.
„Denkt doch an die Kinder“ – ein beliebter Satz bei allen möglichen, kontroversen Diskussionen, um Emotionen auszulösen. Paradoxerweise nun auch bei der Diskussion um Impfungen, denn während durch das COVID-19 auslösende Coronavirus eher wenig Kinder sterben, soll das Spike-Protein des Virus jedoch für Kinder tödlich sein, zudem auch noch von Geimpften verbreitet werden.
Die Behauptung
Seit einigen Monaten bereits behaupten Impfgegner bereits, dass Ungeimpfte sich an Geimpften „anstecken“ könnten, die angeblichen Erfahrungsberichte darüber versuchen sich anscheinend, an Skurrilität gegenseitig zu überbieten (von „Ein Geimpfter streichelte meinen Hund, kurz darauf starb er“ bis zu „Ein Geimpfter hatte Kontakt mit mir, seitdem sind meine Chakren blockiert“).
In einem ausführlichen Artikel (siehe HIER) gingen wir bereits darauf ein, dass diese Behauptung wissenschaftlich gar nicht haltbar ist. Das hält jene Impfgegner nicht davon ab, die Behauptung noch weiterzuspinnen: Nun soll diese „Ansteckung“ durch Geimpfte für Kinder sogar tödlich sein!
Konkret wird in den Artikeln auf eine Studie eines Dr. Hervé Seligmann eingegangen, welche beweisen soll, dass Kinder unter 15 Jahren, welche noch nicht geimpft wurden, seit dem Start der Impfkampagne eine höhere Sterblichkeitsrate aufweisen. Der Grund dafür sei, dass das Spike-Protein von Geimpften an die ungeimpften Kinder übertragen werde und diese dadurch sterben.
Der Ersteller
Sie stammt von einem Dr. Hervé Seligmann, laut der Studie tätig am Institute of Microstructure Technology, Karlsruhe Institute of Technology (KIT) in Eggenstein-Leopoldshafen. Im Mitarbeiterverzeichnis des Instituts (siehe HIER) ist er jedoch nicht zu finden.
Die „Riffreporter“ wollten es genauer wissen: Sie fragten direkt beim KIT an (denn vielleicht wurde einfach nur versäumt, Dr. Seligmann auf der Homepage aufzuführen) und bekamen eine deutliche Antwort:
„Es handelt sich eindeutig nicht um eine Studie des KIT. Herr Seligmann ist kein Mitarbeiter des KIT, und er hat die Affiliation KIT widerrechtlich verwendet.
Im Rahmen eines Gastwissenschaftlerprogramms hatte das KIT Herrn Seligmann zu einem Gastaufenthalt zu einem späteren Zeitpunkt eingeladen. Dieser Gastaufenthalt hat bislang nicht stattgefunden. Auch aufgrund der aktuellen Entwicklungen beabsichtigt das KIT, die Einladung zurückzuziehen, und wir werden den Gastaufenthalt von Herrn Seligmann am KIT nicht umsetzen.
Herrn Seligmann wurde untersagt, unter der Affiliation KIT zu publizieren. Sollte diese Aufforderung seitens Herrn Seligmann keine Beachtung finden, behalten wir uns rechtliche Schritte vor.“
Die Studie
Studien, auch wenn sie noch kein Peer-Review bekommen haben, finden sich im Allgemeinen auf Seiten wie ArXiv oder Medrxiv, wo andere Wissenschaftler die Studie einsehen und beurteilen können. Nicht jedoch diese Studie: Sie fand sich nur als PDF auf der israelischen Seite „Nakim.org“ (siehe HIER, PDF-Datei) als Download im Diskussionsforum, seit Juni auch auf ResearchGate.
Was in dem 18-seitigen PDF auffällt: Es enthält keinerlei Referenzen oder Quellenverweise, welche die Behauptungen und die Daten in irgendeiner Art und Weise bestätigen könnten, einzig ein Dank an „Haim Yativ from nakim.org“ für Ratschläge und Diskussionen.
Ein Großteil der angegebenen Zahlen lässt sich also nicht einmal nachvollziehen, was ein mögliches Peer-Review durch andere Wissenschaftler noch zusätzlich erschweren würde: Eine Ansammlung von Zahlen zu verifizieren, ist eher etwas für Mathematiker und Statistiker, wissenschaftliche Erkenntnisse in dem Papier sind jedoch reine, unbewiesene Behauptungen.
Also schauen wir in anderen Quellen, was die Sterblichkeitsrate von Kindern und Jugendlichen angeht. Dort findet sich das Gegenteil: Die Sterblichkeitsrate sinkt derzeit sogar!
Die Übersterblichkeit lag im Alter 0 – 14 Jahre im Jahr 2021 unter dem Durchschnitt, im Alter 15 – 44 Jahre über dem Durchschnitt, aber auch wieder sinkend.
Kurz nochmal zu der Behauptung
Wie oben bereits erwähnt, sind wir bereits ausführlich in einem anderen Artikel auf die Behauptung eingegangen, dass ungeimpfte Personen sich an Geimpften mit dem Spike-Protein „anstecken“ könnten.
Es ist eigentlich schon sehr absurd: Die Impfungen enthalten nicht einmal abgeschwächte Lebendviren, sondern nur den Bauplan für das Spike-Protein. Laut den Impfgegnern scheint aber dieses eine Protein des Virus gefährlicher und tödlicher zu sein als das komplette Coronavirus!
Anders ausgedrückt: Autos sind ungefährlich, aber ein einzelner Reifen stellt eine absolute Gefahr für die Kinder dar – wenn sie frei durch die Gegend rollen würden (okay, Kenner des Films „Rubber“ werden dem vielleicht zustimmen).
Es gibt noch andere Papiere, in denen behauptet wird, dass das Spike-Protein tödlich sein soll. Wer es wissenschaftlich mag, kann sich den sehr ausführlichen Artikel darüber auf „Science-based Medicine“ (siehe HIER) durchlesen, in dem diese Behauptungen detailreich zerpflückt werden.
Fazit
Es gibt keinerlei Nachweise, dass das durch die Impfungen vom Körper erzeugte Spike-Protein den Körper überhaupt verlässt, geschweige denn andere dadurch „ansteckt“ oder sogar Kinder tötet.
Wäre dies möglich, müsste sich auch gar nicht jeder impfen lassen: Man impft einfach nur einen gewissen Prozentsatz, z.B. 50 Prozent, und wartet darauf, dass sich dann alle Ungeimpften bei Geimpften „angesteckt“ haben. Problem gelöst.
Jedoch ist in jenen Papier (Studie darf man sie eigentlich nicht nennen) keinerlei Quelle oder Referenz aufgeführt, die Zahlen anscheinend willkürlich und nicht nachvollziehbar, die Behauptungen reine Spekulationen mit sehr viel „könnte“ und „möglicherweise“ (auch ein Unding für eine Studie), der alleinige Autor log zudem nachweislich über seinen Studienort.
Also Nein: Weder ungeimpfte Kinder noch ungeimpfte Erwachsene können sich mit dem durch die Impfungen erzeugte Spike-Protein infizieren!
Artikelbild: Von MIA Studio / Shutterstock.com
Weitere Quellen: Science-based Medicine, Riffreporter, USA Today
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
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