Amen, Likebait und die Geschichte dahinter – ein Kleinkind mit Krebs?
Autor: Ralf Nowotny
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Amen, Amen und kein Ende.
Wieder einmal verbreiten sich Fotos eines Kleinkindes auf Facebook, welches angeblich Krebs hat, und wofür Facebook Geld spendet, wenn man es fleißig liket und teilt. Und „Amen“ tippt, ganz wichtig! Jesus hat auch Facebook und achtet genau drauf!
Wir erzählen die wahre Geschichte hinter den Bildern.
This little baby has cancer and he need money for surgery
Facebook has decided to help by giving
1 Like = 2 dollars . 1 Comment = 4 dollars . 1 Share = 8 dollars
,
Please dont scroll down without typing Amen
Dieses kleine Baby hat also Krebs, wird da behauptet, und braucht Geld für eine Operation. Facebook gibt 2 Dollar für einen Like, 4 Dollar für einen Kommentar und 8 Dollar, wenn man die Bilder teilt.
Gut, dass Facebook einen so tollen Kontakt zu dem Ersteller dieses Postings hat, sonst müsste das Kind bestimmt sterben! Und dass „Amen“ tippen sowieso immer hilft, haben wir schon in diversen Artikeln erläutert.
Die Geschichte dahinter
Gleich vorweg: Nein, das Kind hat kein Krebs. Und seine Krankheit kann man auch nicht durch ein „Amen“ heilen, auch wenn sich das Manche so vorstellen. Ganz abgesehen davon, dass das Kind schon längst wieder gesund ist, aber dazu kommen wir gleich.
Der kleine Junge heißt Jasper Allen, ist zwei Jahre alt, und musste im Juli 2016 für fünf Tage wegen extrem starker Windpocken ins Krankenhaus. Die „Daily Mail“ berichtete damals ausführlich über den Fall.
Seine Mutter, Sarah Allen, Kinderbetreuerin aus St Neots, Cambridegshire, erzählt:
„Jeder im Krankenhaus war darüber schockiert, wie stark sich die Windpocken entwickelt hatten – die Ärzte sahen darin den bisher stärksten bekannten Fall von Windpocken, es gab sogar Gespräche, die Fotos an ein Medizinjournal zu senden.
Ein gesundes zweijähriges Kind erkrankt normalerweise nicht so schlimm. Unvorstellbar, wenn ein Kind mit angegriffenem Immunsystem so stark erkrankt wäre.“
Eine Woche vorher hatte das Kind Scharlach, war davon aber vollständig genesen. Einige Tage später sahen die Eltern, Sarah und Keith Allen, die ersten roten Punkte am Körper Jaspers, am nächsten Tag waren es bereits Hunderte. Das Krankenhaus wollte das Kind aber nicht aufnehmen, laut Sarah Allen wurde ihr gesagt, dass jede Mutter denkt, die Windpocken ihres Kindes seien die Schlimmsten.
Einige Stunden später verschlimmerte sich der Zustand Jaspers, so fuhren die Eltern mit Jasper zum A&E in das Hinchingbrooke Hospital in Huntingdon (A&E = Accident & Emergency, Unfall- und Notfallstation). Dort wurde Jasper sofort in die Kinderstation aufgenommen, wo er antivirale Medikamente, Antibiotika und Morphium gegen die Schmerzen bekam.
Die Mutter ruft zu Impfungen auf
In fast ganz Europa, den USA und Australien gehören Impfungen gegen Windpocken zum Standardrepertoire. In Großbritannien allerdings ist dies keine Pflichtimpfung. „Meine Kinder bekamen all ihre Impfungen“, so Sarah Allen, „aber es kam mir nie in den Sinn, sie privat gegen Windpocken impfen zu lassen.“
„Ich möchte keine Debatte über Impfungen damit lostreten – Es ist mir egal, wenn Sie ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, aber unterzeichnen Sie die Petition, damit andere Eltern diese Wahl haben!“
Glimpfliches Ende
Die Ärzte untersuchten Jasper noch einige Zeit, ob die Windpocken eventuell zu dauerhaften Herzschädigungen geführt haben, was jedoch glücklicherweise nicht der Fall war. Mittlerweile ist der kleine Jasper längst wieder zuhause und spielt mit seiner großen Schwester.
Bildquelle: Daily Mail Online
Fazit
Facebook spendet kein Geld für Likes, Teilen und Kommentare. Mittlerweile sollte sich das eigentlich herumgesprochen haben. Der kleine Junge hatte auch kein Krebs, sondern starke Windpocken, welche schon längst wieder geheilt sind.
Liebe Nutzer,
Teilt solche Bilder nicht, kommentiert sie auch nicht. Ein „Amen“ hat noch nie irgendeinem Kind auf Facebook geholfen. Das Einzige, was ihr damit bewirkt, ist, dass ihr euch vor euren Freunden auf Facebook lächerlich macht, da ihr immer noch so leichtgläubig seid, zu glauben, dass Facebook jemals fürs Liken und Teilen von Bildern etwas gezahlt hat oder zahlen wird.
Autor: Ralf, mimikama.org
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
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