Fake: Das Schreiben „Koordination der Zwangsmaßnahmen“

Autor: Ralf Nowotny

Fake: Das Schreiben "Koordination der Zwangsmaßnahmen"
Fake: Das Schreiben "Koordination der Zwangsmaßnahmen"

Angeblich wurde ein Schreiben im Müll des Bayrischen Landtages gefunden. Doch die Hinweise auf einen Fake sind deutlich!

Das Foto eines zerknitterten Schreibens kursiert in sozialen Netzwerken, und jenes Schreiben auf dem Bild wäre tatsächlich Sprengstoff: Angeblich gibt es einen „Zeitplan zur Koordination der Zwangsmaßnahmen“, der an die Minister der Länder gesandt wurde.

Um dieses Schreiben handelt es sich:

Das angebliche Schreiben
Das angebliche Schreiben

Dazu wird behauptet, dass es von einem Mitarbeiter der Müllabfuhr beim Bayerischen Landtag gefunden wurde.

Beim Bayerischen Landtag gefunden
Beim Bayerischen Landtag gefunden?

Es soll wahrscheinlich im Müll gelandet sein, da ein Datum in dem Schreiben falsch ist (2020 statt 2021).

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Die Behauptungen

Angeblich gibt es „geplante Zwangsmaßnahmen gegen die Bevölkerung“, welche bis zum 23. Mai 2021 ohne Verzögerung durchzusetzen sind. Alle Minister wurden gezwungen, mit „Ja“ dafür zu stimmen, eine Enthaltung oder ein „Nein“ würde geheimdienstliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Im 2. Quartal 2021 soll es zudem im Rahmen des Projekts „Credulitas“ eine Impfpflicht geben, die notwendigen Änderungen im Grundgesetz sollen in einer nächtlichen Sitzung am 5. Januar 2021 der Bundeskanzlerin vorgelegt werden.

Aber jetzt der Knüller!
Die Organisation der Querdenken-Bewegung obliegt künftig dem Bundesnachrichtendienst, welche auch bereits die Termine für die nächsten Demonstrationen festlegte.

Unterschrieben wurde das Schreiben von „Schabowski“. Wem es nun bei dem Namen im Kopf klingelt, ahnt vielleicht, worauf es hinausläuft.

Warum es ein Fake ist

Auf den ersten Blick schaut das Schreiben seriös aus:
Es hat einen Briefkopf, Adressen und Telefonnummern, bekam sogar die korrekten Stempel für geheime Schreiben (vergleiche die Vorschriften für Verschlussachen HIER).

Vom Inhalt aber mal abgesehen, gibt es mehrere Punkte an diesem Schreiben, welches es als Fake entlarven bzw. ein Hinweis auf die Urheber des Schreibens geben.

Die Email-Adresse

Die Email-Adresse
Die Email-Adresse

Die Endung „bundestag.de“ ist korrekt, jedoch gibt es keinen Nutzer mit dem Namen „minister.bmi“. Dies konnten wir einfach überprüfen, indem wir eine Mail dorthin schickten:

Eine falsche Email-Adresse
Eine falsche Email-Adresse

Überraschung: Die Mail konnte nicht zugestellt werden, der Nutzer ist unbekannt.

Der Projektname

Zugegeben: Der Projektname könnte fast passen, wenn alles andere an diesem Schreiben echt wäre. Doch im Gesamtzusammenhang enthüllt sich damit eher, was mit dem Foto des Schreibens eigentlich bewirkt werden soll.

Der Name des Geheimprojekts lautet „Credulitas“ bedeutet auf Deutsch „Leichtgläubigkeit“.
Und leichtgläubig werden viele sein, die das Schreiben für echt halten und weiter verbreiten.

Die Unterschrift

Das Beste zum Schluss: Die Unterschrift eines gewissen „Schabowski“.

Sowohl die Älteren unter uns, als auch alle, die in Geschichte aufgepasst haben, werden sich noch an Günter Schabowski erinnern, insbesondere seinen legendären Satz, der irrtümlicherweise dazu führte, dass die Grenze zwischen der DDR und Deutschland 1989 geöffnet wurde:

„Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“

Aber das ist vielleicht nur eine zufällige Namensgleichheit, oder? Schließlich starb Günter Schabowski 2015 (siehe HIER).

Oder doch nicht? Vergleichen wir doch mal die Unterschriften auf dem Schreiben mit der Unterschrift Schabowskis:

Die Unterschriften
Die Unterschriften, Oben: Aus dem Schreiben, Unten: Wikipedia

Der oder die Verfasser des Schreibens nahmen also die Unterschrift des vor 5 Jahren verstorbenen Günter Schabowskis und setzten diese auf das Schreiben!

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Fazit

Wer das Schreiben nun verfasst hat, ist unklar, doch deuten sowohl der Name des Projektes, auf Deutsch: Leichtgläubigkeit, als auch der Inhalt (die Behauptung, „Querdenken“ sei in Wirklichkeit von der Regierung gesteuert) darauf hin, dass es sich um eine „linke“ Trollaktion handelt, um die Leichtgläubigkeit von Verschwörungsmythikern und „Rechten“ aufzuzeigen.

Das Schreiben über die Zwangsmaßnahmen erweist sich jedoch durch die falsche E-Mail Adresse und die Unterschrift des verstorbenen Günter Schabowski als Fake.

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