Ein Leben ohne Internet – Möglich, aber auch erträglich?

Autor: Ralf Nowotny

Ein Leben ohne Internet - Möglich, aber auch erträglich?
Artikelbild: Shutterstock / Von rootstock

Stellt euch vor, es gibt nen Knall und das Internet ist weg. Alle Server ausgeschaltet. Hallo 1990er und früher. Wie würde sich unser Leben ändern?

Für so manchen älteren Mitbürger dürfte das erst einmal für ein Schulterzucken sorgen:
„Ja und? Früher ging auch alles ohne Internet. Damit kann ich leben!“. Doch damit alleine ist es nicht getan, denn nahezu die komplette Wirtschaft ist vom Internet abhängig!

Die zwei Stützpfeiler: Strom und Internet

Projektmitarbeiter Jaro Krieger-Lamina von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) betont gegenüber futurezone, dass das gesamte gesellschaftliche Leben, wirtschaftlich und privat, von Strom und Informations- und Kommunikationstechnik abhängt. Zwar befasst man sich schon seit längerem mit Stromausfällen, doch wie würde sich ein Internet-Ausfall auswirken?

Trinkwasser wäre nur bedingt ein Problem, da die Steuerung auch auf eine vom Internet unabhängige Fernsteuerung umgestellt werden kann. Doch Geldautomaten sind dann nicht mehr funktionstüchtig, Ampeln ebenfalls nicht – alles online gesteuert.

Viele Dinge des öffentlichen Lebens sind also vom Internet abhängig – doch nach einer ziemlich chaotischen Zeit könnten diese wieder auf eine Offline-Welt umgestellt werden. Doch wie sieht es mit unserem Privatleben aus?

„Da draußen“ einkaufen!

Wie? Du brauchst mal fix nen USB-Stick zur Datensicherung? Vergiss es, du kannst nicht mal schnell auf Amazon gehen und dir einen bestellen! Zieh Jacke und Schuhe an (ratsam wäre auch eine Hose) und geh gefälligst zum nächsten Elektronik-Markt!

Oh, du wohnst auf einem Dorf, wo es keinen gibt? Tja, dann halt in den Bus oder Zug oder mit dem eigenen Auto. Zu hoffen ist nur, dass die Corona-Pandemie dann vorbei ist, denn momentan haben die Elektronik-Märkte geschlossen!

Wo bin ich??

Na super… auf der Suche nach dem Elektronik-Markt total verlaufen! Na okay, dann schaue ich mal fix auf Google Ma…. oh. Geht nicht. Die Welt ist offline. Natürlich habe ich keine Straßenkarte dabei. Und es macht echt Spaß, bei Windstärke 5 die gefühlte 20×20 Meter große Karte des ADAC-Autoatlas aufzuklappen!

Ich muss reden!

Egal, dann schreib ich mal schnell ne WhatsApp an… ach nee, auch nicht. Kein Messenger funktioniert mehr. Auch die Handymasten wollen nicht mehr funken. Gibt es hier irgendwo eine Telefonzelle? Nein? Alle schon abgebaut? Muss ich echt mit nem Ortskundigen reden? SO von Angesicht zu Angesicht?

Mir ist langweilig!

Elektronik-Markt doch noch gefunden, wieder zum Bahnhof getappst… uff, dauert noch ne Stunde, bis der Zug fährt, dann schaue ich solange mal auf Faceboo….ach nee, auch nicht. Keine sozialen Netwerke, keine Katzenvideos, nicht den neuesten Tratsch lesen.

Was macht man denn dann? Wie haben wir das früher gemacht? Oh, ein Kiosk! Vielleicht sollte ich es mal mit gedruckten Worten auf Papier versuchen? Aber unter den Artikeln in so ner gedruckten Zeitung kann man ja nicht einmal kommentieren! Wie soll die Welt denn dann meine Meinung erfahren?!

Alles ist so schwer!

Ich muss jetzt immer mit Leuten reden. Oder Briefe schreibe, die tagelang unterwegs sind. Ich kaufe mir ein Lexikon, um Wörter nachschlagen zu können. Oder ich gehe in eine Bibliothek. Wissen auf Knopfdruck? Nix da!

Jeden kleinen Einkauf muss nun in Geschäften erledigt werden – Spontankäufe auf Amazon & Co. gibt es nicht mehr. Immerhin: Es spart dann doch Geld! Und irgendwie freut man sich nun darauf, einen echten Brief von jemandem zu bekommen – sonst waren es ja nur noch Rechnungen.

Es wird wieder gehen!

Heutzutage ist das Internet unverzichtbar geworden. Doch stellt euch vor: Es ging auch mal ohne, und das ist noch gar nicht so wahnsinnig lange her. Das Leben war komplizierter als heute, aber auch irgendwie erfüllter.

Statt Online-Computerspiele vergnügte man sich mit Brettspielen. Statt 250 TV-Programmen gab es nur ARD, ZDF und Regionalfernsehen. E-Mails gab es nicht, man schrieb sich Briefe. Und trotzdem, vielleicht auch deshalb, haben wir gut überlebt. Im Nachhinein kommt vielen Älteren das damalige Leben sogar erfüllter vor.

Wo kann man noch ohne Internet leben?

Wer auf Internet-Entzug gehen möchte, dies aber nicht so einfach schafft, dem seien folgende Länder empfohlen, bei denen der Internet-Zugang ziemlich schwer bis unmöglich ist

  • Grönland: Es gibt zwar Internet, doch zu einem weitaus höheren Preis. Laut dem eigenen Tourismusverband biete Grönland aber eine „Chance, sich vom Internet zu trennen und mit der wunderbaren natürlichen Umgebung, sich selbst und Ihren Reisebegleitern in Kontakt zu treten – und es ist wahrscheinlich besser, mit dieser Einstellung nach Grönland zu kommen
  • China: Weltweit hat China die größte Anzahl an Internet-Nutzern, doch Chinas Internet-Zensur ist ziemlich extrem. Facebook ist seit 2009 verboten, Twitter, Snapchat, Instagram, Youtube, Pinterest und Reddit stehen auf der Schwarzen Liste, Googles chinesische Tochtergesellschaft ist stark eingeschränkt – über die „Great Firewall of China“ überwachen die Behörden sämtlichen Internet-Verkehr
  • Iran: Die Regierung drosselt gerne mal das Internet, um die Nutzer zu frustrieren, besonders vor Wahlen oder bei politischen Unruhen wird das Netz gerne mal eingeschränkt. Als Wohlhabender Iraner kann man sich aber ein VPN leisten, um die Internet-Zensur zu umgehen
  • Nordkorea: Online kommt man da nur mit besonderer Genehmigung, hauptsächlich aus staatlichen Gründen. Einen globalen Internet-Zugang haben nur wenige Eliten. Dass der Internet-Zugang zudem äußerst stark beschränkt ist und genauestens überwacht wird, sollte klar sein
  • Vietnam: Der vietnamesische Internetzugang wird von der Regierung blockiert, insbesondere für regierungskritische Websites. Manchmal werden auch Informationen über politische Opposition in Übersee, religiöse Themen oder Menschenrechte blockiert

Fazit

Ein Leben ohne Internet ist möglich, das war es auch schon vorher – wirklich anstreben mag man es aber nicht wirklich.

Trotzdem tut es manchmal furchtbar gut, gerade von sozialen Medien eine „digitale Entgiftungskur“ zu machen, sich einfach mal aus dem Online-Leben zurückzuziehen und gar nicht mitzubekommen, welche Sau gerade mal wieder durch das digitale Dorf getrieben wird.

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Weitere Quellen: Telegraph, Pandora FMS, futurezone, The Gadget Flow
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