„Meine Mutter hat gesagt…“ – Like-Geilheit wird mit „Amen“ gefüttert
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Immer öfter erscheinen auf Facebook Bilder von mißgestalteten Kindern, zusammen mit einem Text, der suggeriert, dass die Person auf dem Bild selbst um „Amen“-Kommentare bittet.
Hier als Beispiel ein Beitrag, zu dem wir aktuell Anfragen bekommen:
Da Facebook den Beitrag für deutschsprachige Nutzer automatisch übersetzt, verbreitet sich dieser nun auch im deutschsprachigen Raum.
„Meine Mutter hat gesagt, dass niemand das Foto teilen wird ?? weil ich unfähig bin und so hässlich aussieht ?? kann ich ihr Amen hier bekommen ?? wenn sie sich keine Schande über mich haben? ??❤️
Hilf mir zu teilen..“
Woher kommt das Bild?
Wir berichteten bereits im Februar 2016 über das Bild, als es zu solcherlei Zwecken mißbraucht wurde. Es wurde in 2011 von Paul Fusco geschossen. Der Junge heißt Sasha, zum Zeitpunkt der Aufnahme war er viereinhalb Jahre alt.
2011 jährte sich die Atomkatastrophe von Tschernobyl zum 25. Mal. Die Bilder entstanden in einem Waisenhaus in Belarus/Weißrussland und zeigen Kinder, die durch die atomare Strahlung diese Schäden davontrugen.
Das Amen und die Likegeilheit
Es ist nicht bekannt, wie es dem Jungen heute geht. Das Bild jedoch ist über sieben Jahre alt. Wie wahrscheinlch ist es dann wohl, dass ein Junge aus Weißrussland es möchte, dass ein Foto von ihm geteilt wird, zusammen mit der Behauptung, seine Mutter habe gesagt, dass er hässlich sei?
Wie wahrscheinlich ist es, dass er um Amen-Kommentare bittet? Wie sinnlos sind Amen-Kommentare?
Grob übersetzt bedeutet Amen „So sei es“, die Bedeutung ist weitaus tiefer verwurzelt, üblicherweise wird es als Abschluss eines Gebets benutzt. Streng genommen stimmt man mit einem Amen der Mutter zu, dass der Junge unfähig und hässlich sei.
Und was soll das Ganze nun? Ist dem Jungen denn mit einem „Amen“ als Kommentar irgendwie geholfen? Glaubt ernsthaft jemand, dieser Junge surft auf Facebook und freut sich über die vielen Kommentare? Was genau soll damit bezweckt werden?
Beide Seiten werden zufriedengestellt!
Der Ersteller des Beitrag freut sich über die vielen Likes und Kommentare. Für Erstelller solcher Beiträge sind „Likes“ eine Art Bestätigung, es schüttet Glückshormone bei ihnen aus. Es wird nicht davor gescheut, Bilder irgendwo aus dem Netz zu klauen, ein Unrechtsbewusstsein scheint nicht existent zu sein. Was zählt, sind Likes als Bestätigung. Zudem können Seiten mit vielen Followern zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend im Darknet zum Verkauf angeboten werden.
Und die Nutzer? Die machen es sich einfach:
Sie kommentieren mit „Amen“ und haben ein gutes Gewissen. Sie glauben, dass sie mit einem „Amen“ dem Jungen irgendwie geholfen haben, ohne darüber nachzudenken, wie sinnlos dieser Vorgang eigentlich auf Facebook ist.
Klar, es macht viel mehr Mühe, ein paar Euro für Opfer einer Katastrophe an eine Hilfsorganisation zu spenden, womit den Kindern wirklich geholfen wäre!
Da ist es doch viel einfacher, „Amen“ zu tippen. Dann muss man auch gar nicht weiter nachdenken und kann mit ruhigem Gewissen weiterscrollen. Man hat ja was getan! Man hat „Amen“ geschrieben! Davon kann sich der Junge bestimmt was Schönes kaufen! Likes und Kommentare sind die neue Weltwährung!
Fassen wir zusammen
Es bringt nichts, absolut gar nichts, solche Beiträge zu liken und zu kommentieren. Ihr helft damit niemandem. Der Junge wird nicht einmal wissen, dass sein Bild dafür mißbraucht wird.
Ihr macht damit nur den Ersteller solcher Beiträge glücklich, dem das Schicksal der Personen auf seinen geposteten Bildern rein gar nicht interessiert.
You can read this fact check in English here
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
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