Rezo und das, was danach kommt

Autor: Andre Wolf

Ein kleines Stück Social Media Kommunikation
Ein kleines Stück Social Media Kommunikation

Die Europawahl ist vorbei, doch die letzten Tage davor waren recht turbulent.

Entgegen der Erwartungen gab es interessanterweise während des Wahlkampfs wenig klassische „Fakes“. Das ist natürlich gut so, obschon Wahlkampf an sich immer schon tendenziös war und auch weiterhin bleiben wird. Vielleicht sollte man sich generell dessen immer mehr bewusst werden.

Dennoch war der Endspurt in Deutschland geprägt von einem Video. Ein Video mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU.“ Mittlerweile ist es gar nicht mehr so einfach, über eine Suchmaschine das Originalvideo zu finden, da allein die Suche nach „Rezo Video“ über 26 Millionen Treffer anbietet.

Screenshot: Google
Screenshot: Google

Das ursprüngliche Video findet sich hier, in dem Text zum Video befindet sich eine Linksammlung, auf die er sich argumentativ stützt.

So weit, so gut

Das Video hat mittlerweile über 12 Millionen Aufrufe. Aufrufe, das bedeutet natürlich nicht, dass dieses 55 Minuten lange Video auch 12 Millionen mal bis zum Ende gesehen wurde. Doch das kann man machen, denn in vielen Dingen ist es ein interessantes Video.

Sicher, es ist einseitig. Natürlich ist es einseitig, denn es spiegelt eine Meinung wider. Eine Meinung, die zumindest durch die Linksammlung nachvollziehbar untermalt ist und nicht unbegründet aus dem Bauch herauskommt. Das grenzt es ganz klar von „blinder“ Meinungsmache ab.

Auf Rezo gab es viele Reaktionen. Auch viele Reaktionen seitens der CDU. Diese fielen natürlich mehr als empörend aus. Auf der anderen Seite gab es auch Unmengen an Unterstützung aus den eigenen Reihen.

2 verschiedene Kommunikationsformen – 2 verschiedene Wählergruppen

Hier prallen zwei verschiedene Welten aufeinander, deren Diskussion uns noch in der nächsten Zeit begleiten wird (Verweis: AKK und die Regulierung). Auf der einen Seite sehen wir eine junge und dynamische Kommunikationsform, die progressiv ausgelegt ist und eine junge Sprache verwendet.

Demgegenüber ein eher konservatives Verhalten, die zunächst angekündigte Videoantwort wurde nicht veröffentlicht, stattdessen liegt ein 11-seitiges PDF mit Erklärungen vor. Dieses findet sich hier.

Diese zwei verschiedenen Kommunikationsformen wirken natürlich auf das Zielpublikum. Die große Frage steht im Raum: lesen diejenigen, die ein 55-Minuten Video auf YouTube schauen, auch ein 11-seitiges PDF (welches zudem komplett ohne Bilder auskommt)? Umgekehrt: Schauen all jene, die das PDF gelesen haben, im Anschluss auch das komplette Video?

Zumindest wurde deutlich: Die Wählerschaft der jungen Erwachsenen im Alter von 18 – 24 Jahren hat zu 34% Grün gewählt (vergleiche). Also eine Partei, von der in den YouTube Videos nicht abgeraten wurde. Es ist natürlich fraglich, inwieweit oder ob überhaupt Rezo und alle weiteren YouTuber im Statement-Video darauf Einfluss hatten oder ob hier gerade die Gesamtatmosphäre (inklusive Greta Thunberg und FridaysforFuture) eine dominante Rolle spielen.

Dennoch wird aktuell deutlich, wie sehr sich speziell die CDU schwer tut, auf die Kommunikationsform der YouTuber zu reagieren. Sehr interessant: Sie reagieren auf Twitter. Zumindest viele CDU-Politiker im Einzelnen. Auf Twitter dürften jedoch exakt jene, die Rezo und seinem Video folgen, zumeist nicht sein. Hierzu verweise ich auf den Jugend-Internet-Monitor von SaferInternet, der in jedem Jahr neu veröffentlicht wird und darstellt, welche Plattformen junge Menschen nutzen. Twitter ist da eher zweitrangig, YouTube jedoch weit oben (vergleiche).

Offen bleibt…

Wie wird es nun weitergehen? Vergleicht man Deutschland mit anderen europäischen Staaten, so erkennt man, dass Deutschland und der Grünen-Hype ein Einzelfall ist (siehe Auswertungen der Karte „Trends, Hochrechnungen und Ergebnisse in den EU-Staaten“ hier). Viele andere Staaten waren bei der Wahl wesentlich konservativer und auch nationalistischer eingestellt.

Aber viele andere Staaten hatten eben auch nicht kurz vor der Wahl ein Video, welches Millionenfach aufgerufen wurde und in dem ein YouTuber von der Wahl einer großen Volkspartei (nicht zu vergessen der SPD, der AfD, aber auch der FDP, die aus Platzgründen nicht genannt wurde) abriet.

Es wird nun spannend werden, wie mit dieser Kritik und auch der gesamten Einstellung umgegangen wird. Und vor allem: Wie lange bleibt diese Stimmung? Ist es ein Anfang, ist es der Peak oder ist das Strohfeuer beendet?

Verwandt mit diesem Artikel: AKK und die Regulierung

 

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