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In einem kurzen Video schildert ein augenscheinlicher Sanitäter, er wäre von der Polizei an Hilfsmaßnahmen gehindert worden. Doch stimmt so einiges nicht an der Uniform und seiner Aussage.
Ehrenamtlich helfen ist gut. Ehrenamtlich helfen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und mit einer offensichtligen Agenda jedoch eher weniger. So kursiert das Video eines augenscheinlichen Sanitäters, der jedoch nur vorgibt, offiziell zu handeln, seine Aussagen sind zudem zweifelhaft.
In dem Video, welches zum Beispiel auf YouTube (siehe HIER) zu finden ist, sagt der Mann, dass es 40 Verletzte und sieben Schwerverletzte bei der Corona-Demo am 18. November in Berlin gegeben habe, die Sanitäter jedoch von der Polizei am Helfen gehindert wurden.
Auffällig ist, dass der Mann mehrere Plaketten und Aufschriften an seiner Kleidung trägt, insbesondere die Rückenaufschrift „Paramedic“, welche in Deutschland überhaupt gar nicht üblich ist, verwirrt.
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Die Kleidung
Diese sieht zwar in ihrer Gesamtheit auf den ersten Blick seriös aus, doch beim Genaueren Blick zeigt sich, dass sie aus verschiedenen Komponenten besteht, die nicht zueinander passen.
- Paramedic: Die englische Bezeichung für speziell ausgebildete Notfall-Sanitäter
- Der Helm: In der linken Hand trägt er einen Helm, den man in anderen Videos mit ihm (siehe HIER und HIER) besser erkennt. Es handelt sich um einen französischen Feuerwehrhelm der Marke CGE Gallet
- Der Aufnäher: steht für die deutsch-französische Freundschaft und kann frei erworben werden (siehe z.B. HIER)
Auf Twitter (siehe HIER) finden sich zudem noch weitere Kritik eines Sanitäters an der Kleidung.
So macht er auf folgende Unstimmigkeiten aufmerksam:
- Ein echter Sanitäter würde niemals die schwarze Funktionsweste über der Schutzausrüstung tragen, da sie die Aufschrift und die Warnfarben verdeckt.
- Die Schutzmaske am Helm sei ein Teil, welches bei Autolackierung Verwendung findet, nicht bei Sanitätern
- Die Taschen an der Jacke sind viel zu klein für benötigtes Material wie Pflaster und Dreieckstücher – Material wird normalerweise in 30 kg-Rucksäcken getragen
- Kein Sanitäter würde an den Hosenbeinen solche schlackernden Taschen mit dünnen Schlaufen tragen, da man sonst überall hängenbleibt
- Kein Sanitäter würde soviele Flaggen an der Ausrüstung tragen, da damit Hoheitszeichen imitiert und es als Provokation angesehen werden würde
- Der Patch mit dem roten Dreieck und dem Äskulapstab signalisiere beispielse Flugrettung
Der Mann
Wie oben bereits erwähnt, gibt es mehrere Videos mit dem Mann (zuer Erinnerung: HIER und HIER), in denen er Interviews gibt und durch Aussagen wie „Die Antifa macht mobil, die wollen Ärger machen“ auffällt (was nicht für die Neutralität, die ein Sanitäter haben sollte, spricht).
Nach eigenen Aussagen half er bereits bei den Gelbwesten-Demonstrationen in Frankreich mit, was Teile seiner Ausrüstung und die Aufnäher erklärt, auch in Deutschland soll er bereits bei mehreren Demonstrationen gewesen sein.
Auch nicht unbedingt für seine Neutralität spricht, dass er über die Facebook-Seite „Patriotic Opposition Europe“ (siehe HIER) eine Mitfahrgelegenheit nach Berlin suchte. An sich nichts Verwerfliches, doch der Text des Beitrages spricht für sich:
„Freunde & Patrioten, falls jemand von euch aus Lörrach, oder der Nähe kommt und auch am 18.11. nach Berlin und Mittwoch Abend wieder zurück Richtung Lörrach fährt, bitte bei unserem Demo-Sani Andy Manuel oder bei uns melden“
Auch in seinem Facebook-Profil (siehe HIER) präsentiert sich der Mann eher Pro-Trump/Anti-Polizei. Nach Recherchen von AFP (siehe HIER) zeigt der Mann auf anderen Profilen wie auf dem russischen sozialen Netzwek VK auch Bilder von blutüberströmten Demonstranten (was er aufgrund des Persönlichkeitsrechts eigentlich nicht darf) und auf Rechtaußen-Demonstrationen des völkischen Flügels der AfD.
Die Dementi
Das Deutsche Rote Kreuz ist nicht sonderlich glücklich darüber, dass der Mann ihr Symbol verwendet; zudem ist das DRK politisch neutral und war bei der Demonstration überhaupt gar nicht im Einsatz.
Wir haben bereits unsere Rechtsabteilung informiert und werden Anzeige wegen unbefugten Verwendens des Rotkreuz-Zeichens erstatten. Es gab bei der Demo keinen Einsatz oder Sanitätsdienst des DRK.
— Rotes Kreuz / DRK (@roteskreuz_de) November 19, 2020
„Wir haben bereits unsere Rechtsabteilung informiert und werden Anzeige wegen unbefugten Verwendens des Rotkreuz-Zeichens erstatten. Es gab bei der Demo keinen Einsatz oder Sanitätsdienst des DRK.“
Auch der Deutsche Brufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD) distanziert sich von den Aussagen und den Aktionen des Mannes:
„Offensichtlich ist es von einigen Demonstranten eine neue Strategie in Rettungsdienstkleidung das Schutzzeichen „Rotes Kreuz zu missbrauchen, die Polizei zu „verunsichern“ und entsprechende Aktionen zu begehen. Davon distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit und hoffen auf eine konsequente Strafverfolgung.“
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Fazit
Die Aussagen des Mannes konnten nicht bestätigt werden. Auch wenn er von „Wir“ redet, ist er auf Videos immer alleine zu sehen, nie mit einer Gruppe von Sanitätern, wie normalerweise üblich.
Es handelt sich bei ihm nicht um einen offiziellen Sanitäter des DRK, sondern um einen sogenannten „Demosanitäter“, der privat Hilfe leistet, dabei allerdings einen offiziellen, falschen Eindruck vermittelt, eine eindeutige, politische Agenda vertritt und unbewiesene Aussagen über die Zahl der Verletzten äußert (siehe hierzu auch HIER den Artikel der Kollegen von Correctiv).
Unbekannt ist, ob er wirklich an Hilfsmaßnahmen gehindert wurde, da die Zahl der Leichtverletzten nicht bekannt ist, jedoch gab es keine sieben Schwerverletzten (also Personen, bei denen ein Krankenhausaufenthalt von mehr als 24 Stunden erforderlich war).
Auch seine Nennung von 40 Verletzten (die „wir“ aber alle schon versorgt haben, wie er in einem Video sagt), kann nicht bestätigt werden.
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)