US-Wahl: Wie Medien den Wahlkampf betrachteten

Autor: Ralf Nowotny

US-Wahl: Wie Medien den Wahlkampf betrachteten
US-Wahl: Wie Medien den Wahlkampf betrachteten

Ginge es nach der Anzahl der Berichte, hätte Trump die US-Wahl klar gewonnen. Eine Studie beleuchtet die Berichterstattungen über die Präsidentschaftskandidaten.

Die wenigsten Wähler können Wahlkandidaten persönlich befragen, wie sie zu bestimmten Themen stehen. Deshalb gibt es ja Medien, die über die Kandidaten berichten. Da ist es ganz interessant zu sehen, wo, wie und über wen Medien während der US-Wahl berichteten.

In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE und NewsGuard untersuchte pressrelations die Medienberichterstattung zum US-Wahlkampf. Dabei wird insbesondere die Glaubwürdigkeit der Quellen und die Rolle von Desinformation beleuchtet.

Am Ende des Artikels findet sich ein Link, unter dem man die komplette US-Wahlkampfanalyse herunterladen kann.

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Welche Medien wurden analyisiert?

Die Berichterstattung von 16 ausgewählten Onlinemedien wurde von pressrelations-Analysten nach qualitativen Kriterien kodiert. Unter den ausgewählten Medien befanden sich acht US-Medien und acht Onlinemedien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz(DACH), die für den Zeitraum vom 01.09–30.09.2020 analysiert wurden. Zudem wurde die TV-Berichterstattung von CNN, FoxNew sund der ARD, sowie die Tweets der beiden Spitzenkandidaten Donald Trump und Joe Biden untersucht.

Trump dominierte – Aber nicht im Guten

Im überwachten Zeitraum gab es insgesamt 11.768 Beiträge über Trump und nur 5.982 Beiträge über Biden.

Auffallend: Vertrauenswürdige Medien berichteten zum großen Teil negativ über Trump, nicht vertrauenswürdige Medien positiv. Über Biden wurde in vertrauenswürdigen Medien neutral, in nicht vertrauenswürdigen Medien negativ berichtet.

Trump dominierte - Aber nicht im Guten
Trump dominierte – Aber nicht im Guten, Quelle: pressrelations

Inhalte? – Fehlanzeige!

Thema Nr.1 war der Wahlkampf selbst, wobei die mentale und physische Gesundheit Bidens war unter den Top 5-Themen, über Trumps mentale und physische Gesundheit wurde so gut wie gar nicht diskutiert.
Die Corona-Pandemie lag bei beiden Kandidaten mit deutlichem Abstand erst an zweiter Stelle.

Die Themen des Wahlkampfs
Die Themen des Wahlkampfs, Quelle: pressrelations

 

Im Rahmen unserer Kooperation mit NewsGuard und Fraunhofer FKIE wurden über 50 Mio. Beiträge in US- und D-A-CH-Medien untersucht, von denen über 42.600 manuell kodiert wurden.

Negative Berichterstattung – prozentualer Gleichstand

Da über Trump mehr berichtet wurde, gab es auch zahlenmäßig mehr negative Berichte über ihn, doch prozentual gesehen herrscht fast Gleichstand, wobei zum größten Teil über beide Kandidaten neutral berichtet wurde.

Gleichstand beim prozentualen Anteil
Gleichstand beim prozentualen Anteil, Quelle: pressrelations

Wie vertrauenswürdige und nicht vertrauenswürdige Medien berichteten

Für Trump zeigt sich: Je höher der durchschnittliche NewsGuard-Score, desto negativer ist auch die durchschnittliche Tonalität.
Konträr dazu verhalten sich Tonalität und NewsGuard Score bei Biden: Je niedriger der NG-Score, desto negativer ist die durchschnittliche Tonalität.

Biden als Verbreiter von Fake News bezeichnet
Biden als Verbreiter von Fake News bezeichnet, Quelle: pressrelations

Kampfbegriff „Fake News“

Die Auswertung der September-Daten zeigt, dass Medien mit hohem NewsGuard-Score dem Thema Desinformation ungebrochen einen prominenten Platz einräumen, was wohl auch eine Folge der negativen Erfahrungen mit hartnäckigen Falschmeldungen im Vorfeld der Wahlen 2016 ist. Wie auch im August, sind es insbesondere die Washington Post und die New York Times, die regelmäßig Fakten-Checks zu den Aussagen beider Kandidaten veröffentlichen.

Desinformation ist für Medien mit niedrigem NG-Score augenscheinlich keine evidenzbasierende Kategorie mehr, sondern dient hauptsächlich als Kampfbegriff mit einer klaren politischen Stoßrichtung.

Twitter: Emotionen und Formulierungen

Auf Twitter zeigt sich Trump deutlich mir rein emotionaliserenden, kurzen Aussagen, die auf spontane Likes und Retweets abzielen. Die Tweets von Biden sind im Durchschnitt länger und ausformulierter.

Die beliebtesten Tweets der Kandidaten
Die beliebtesten Tweets der Kandidaten, Quelle: pressrelations

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Fazit

Trump dominierte eindeutig die Medienberichterstattung, sowohl Reichweite als auch Beitragsanzahl war doppelt so hoch wie bei Biden. Doch je höher der NG-Score einer Seite, also je vertrauenswürdiger sie ist, umso negativer wurde über Trump berichtet, nicht zuletzt mit vielen Faktenchecks.

Bei Seiten mit negativem NG-Score ist es umgekehrt: Viel Positives über Trump, viel Negatives über Biden.

Desinformation wird hauptsächlich von Medien mit hohem NG-Score thematisiert. Sie vollziehen regelmäßig Faktenschecks bzgl. Falschaussagen und machen diese deutlich. Diese nachgewiesenen Falschaussagen stammen auch im September fast ausschließlich von Trump.

Medien mit einem NGScore unter 60 hingegen berichten markant einseitig und parteiisch pro-
Trump und anti-Biden. Aussagen Trumps werden hier grundsätzlich nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft.

Die Komplette Wahlkampfanalyse inkluse Erläuterungen und Grafiken kann man hier herunterladen: US-Wahlkampfanalyse.

Wir danken pressrelations knowledge discovery, die uns die Wahlkampfanalyse zur Verfügung gestellt haben.

Artikelbild: Shutterstock / Von Alex Gakos
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