Beobachtungen zeigen einen Zusammenhang zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Verbreitung von SARS-CoV-2
Vermutung: Warmes und feuchtes Wetter wird die Epidemie abschwächen! – Das Wichtigste zu Beginn:
Beobachtungen scheinen zu zeigen, dass das Klima bei der Verbreitung des Coronavirus eine Rolle spielen könnte. Wie bei der Influenza, grippalen Infekten und „älteren“ Coronaviren könnte dies auch auf SARS-CoV-2 zutreffen.
Saisonalität bei Coronaviren
Genauso wie die Influenza und viele grippale Infekte treten auch die vier bereits länger bekannten Coronaviren vermehrt in den Wintermonaten auf. Qasim Bukhari vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge meint, dass dies auch bei SARS-CoV-2 zutreffen könnte.
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Beobachtungen unter Abhängigkeit des Wetters
In Hunan und anderen chinesischen Städten, in denen sich das Virus zu Jahresbeginn stark ausbreitete, herrschten ähnliche Witterungsbedingungen wie in Italien, im Iran und in Südkorea, wo die Infektionszahlen aktuell am stärksten steigen. Hier lagen die Durchschnittswerte der Tagestemperatur im Februar und März zwischen 3°C und 10°C.
In Ländern mit wärmerem und feuchtem Klima wie beispielsweise Singapur, Malaysia und Thailand steigen die Infektionszahlen langsamer, Neuinfektionen sind deutlich geringer.
In den USA treten mehr Erkrankungen in den nördlicheren und kühleren Staaten auf als in den südlicheren wärmeren. Innerhalb Kaliforniens sind im Norden doppelt so viele Erkrankungsfälle wie im Süden zu finden. Als Ausreißer gilt Oregon, das relativ weit nördlich gelegen ist, aber doch weit weniger Erkrankungsfälle als in Louisiana im Süden aufweist.
Klimaabhängigkeit Temperatur
Für Bukhari ist eine Klimaabhängigkeit durchaus schlüssig, da sich die Epidemie in Südasien, im Nahen Osten und in Südamerika langsamer ausbreite, obwohl es hier keine vergleichbaren Maßnahmen gibt wie in China, Europa und Nordamerika.
90% aller Erkrankungsfälle waren bis zum 11. März an Orten mit einer Durchschnitts-Tagestemperatur von unter 11°C aufgetreten. Besteht hier tatsächlich ein Zusammenhang, so hätte der Frühling in vielen Ländern ein Ende der Epidemie mit sich gebracht. Jedoch war es in der Woche zwischen dem 11. und 18. März im Nahen Osten, in Südamerika, Asien und Afrika zu einer Steigerung der Erkrankungs-Fälle gekommen. Hier lagen die Temperaturen zwischen 16°C und 18°C, die hier erst im Sommer erreicht und überschritten werden.
Klimaabhängigkeit Luftfeuchtigkeit
Abgesehen von der Temperatur könnte auch die Luftfeuchtigkeit Einfluss auf die Ausbreitung haben. Laut Bukhari sind bisher 90% aller Infektionen bei einer absoluten Luftfeuchtigkeit zwischen 4 und 9 g/m3 aufgetreten. Hohe Luftfeuchtigkeit soll die Ausbreitung von Atemwegsinfekten generell hemmen.
Ist die Luft kalt, ist auch die absolute Luftfeuchtigkeit geringer, da kalte Luft weniger Wasser aufnimmt als warme Luft. Gibt es Temperaturen zwischen 15°C und 25°C, reicht eine relative Luftfeuchtigkeit von 60%, um 9 g/m3 aufzunehmen. Bestätigt sich Bukharis Theorie, so sollten die Erkrankungsfälle in Indien, Pakistan und Bangladesch nicht weiter ansteigen, da hier diese Werte in den nächsten Monaten erreicht werden.
Ähnliche Ergebnisse in China
Jingyuan Wang von der Tsinghua-Universität und auch Mitarbeitern in Peking hatten ähnliche Ergebnisse beobachtet. So haben sie bemerkt, dass die Zahl an Neuerkrankungen in 100 chinesischen Städten zurückging, als die Temperaturen anstiegen und die Luftfeuchtigkeit zurückging.
Hier ließ sich ein Einfluss auf die Basisreproduktionszahl (die durchschnittliche Zahl von Personen, die eine infizierte Person ansteckt) beobachten. Sie senkte sich um 0,0383 pro Grad Celsius Temperaturanstieg. Die Basisreproduktionszahl reduzierte sich um 0,0224 für jede Zunahme der relativen Luftfeuchtigkeit um 1%. In China ist die Basisreproduktionszahl so weit gesunken, dass keine Neuinfektionen mehr auftreten.
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Wirtschaftliche Verbindungen
Dass die Verbindungen zwischen China, Europa und Nordamerika für die Ausbreitung verantwortlich seien, mache laut Bukhari keinen Sinn, denn so hätte sich das Virus auch in Südostasien schneller ausbreiten müssen.
Asiatische Länder wie Malaysia, Thailand, Kambodscha und die Philippinen sind aus wirtschaftlicher Sicht stark mit China in Verbindung. Doch anders als Hongkong, Singapur und Taiwan fehlt es hier schlichtweg an der nötigen Infrastruktur, um eine Ausbreitung einzudämmen oder aufzuhalten.
Chinas wirtschaftliche Beziehungen reichen auch nach Afrika und Lateinamerika, wo allerdings niedrige Infektionszahlen aufscheinen. Dass in Afrika keine Tests verfügbar seien, was eine Verfälschung der Angaben erklären könnte, hält Bukhari für nicht schlüssig, denn eine starke Ausbreitung hier wäre den Medien wohl kaum entgangen.
Wichtig: Bei genauerer Betrachtung handelt es sich um eine Vermutung und nicht um eine Bestätigung. Es ist nur statistische Beobachtung, die sich auch schnell wieder ändern kann!
Quelle: Ärzteblatt.de
Artikelbild: Shutterstock / Von Sergei25
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