Kauf von überteuerten Büchern an der Haustür: Ganz miese Investition

Die Verbraucherzentralen warnen vor Haustürgeschäften mit überteuerten Büchern als Investitions-Objekte.

Autor: Susanne Breuer

Bücher, das neue Gold? Niedrige Zinsen, steigende Inflation. Verbraucher:innen in Brandenburg sind auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten – und verlieren dabei Geld. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) warnte schon vor knapp einem Jahr vor dubiosen Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit dem Kauf überteuerter Bücher am Wohnzimmertisch. Die Verkaufstricks der zurzeit sehr aktiven Vertreter:innen sind vielfältig. Rico Dulinski, Jurist der VZB, klärt über die gängigen Maschen auf.

Was hat es mit diesen Bücherkäufen an der Haustür auf sich?

Rico Dulinski: „Die Fälle, in denen die Verbraucher:innen zum Kauf vermeintlich wertvoller Bücher überredet werden, nehmen in Brandenburg aktuell wieder stark zu. Die Vertreter:innen bieten vermeintlich kostbare Faksimiles an. Es soll sich dabei um aufwändig hergestellte originalgetreue Nachbildungen und Reproduktionen wertvoller Bücher handeln. Tatsächlich sind diese Bücher nicht einen Bruchteil des Preises wert, zu dem sie verkauft werden. Wir raten daher unbedingt: Lassen Sie lieber die Finger von solchen Angeboten!“

Wie werden Verbraucher:innen zum Kauf dieser Bücher überredet?

Rico Dulinski: „Verkaufsförderndes Argument ist oft, dass die Bücher angeblich eine gewinnbringende Anlage von Geld seien, sei es als Beginn oder zur Vervollständigung bereits bestehender Sammlungen. Betroffene berichten, dass die Anbieter für solche Bücher oder Bücherreihen mitunter mehr als 10.000 Euro verlangen. Diese Preise sind völlig überzogen. Die Chancen, das Geld durch einen Wiederverkauf zurückzuerhalten, gehen gegen Null.“

Also taugen die Bücher gar nicht als Geldanlage?

Rico Dulinski: „Ein klares Nein! Besonders perfide ist, dass Verbraucher:innen häufig gar nicht über die hohen Beträge verfügen, die zum Erwerb der Bücher nötig wären. Die geschäftstüchtigen Vertreter:innen überreden sie dann gleich noch zum Abschluss eines entsprechenden Kreditvertrages. Damit haben die Menschen nicht nur Geld in nahezu wertlose Bücher angelegt – sie verschulden sich zusätzlich.“

Gibt es neben den Büchern weitere Angebote, vor denen Sie warnen?

Rico Dulinski: „Das Geschäftsmodell rund um den Bücherkauf wurde zwischenzeitlich um weitere kostspielige Dienstleistungen erweitert. Wenn Verbraucher:innen ihre bereits bestehenden Bücherreihen verkaufen wollen, wird ihnen entsprechende Unterstützung durch Prüfung der Bücher, einer Online-Präsentation in Registern und manchmal auch die Kontaktvermittlung zu Interessent:innen angeboten. Auch für diese Leistungen sind dann mehrere tausend Euro fällig. Uns ist kein Fall bekannt, in dem es tatsächlich zu einem erfolgreichen Weiterverkauf kam. Vielmehr ergibt die angebliche Prüfung durch die Vertreter:innen regelmäßig, dass vermeintliche Sammlungen nicht vollständig und deshalb unverkäuflich seien. Für vollständige Sammlungen würde es angeblich Käufer:innen geben, weshalb Betroffene dann überredet werden, weitere Bücher zu kaufen.“

Wenn ich einen Vertrag an der Haustür geschlossen habe, steht mir ein Widerrufsrecht zu, oder?

Rico Dulinski: „Ja, das ist richtig. Innerhalb von 14 Tagen kann man außerhalb von Geschäftsräumen geschlossene Verträge widerrufen. Das Widerrufsrecht besteht aber nicht für die Lieferung von Waren, die auf die persönlichen Bedürfnisse der Verbraucher:innen zugeschnitten sind. Manche Angebote sehen vor, dass die Bücher mit den Namen der Käufer:innen versehen werden. Sie schließen damit ein Widerrufsrecht aus, weil die Bücher mit dem Namen individualisiert sind.“

Was raten Sie Menschen, die am Telefon zu einem Hausbesuch überredet werden sollen, oder wenn der Vertreter direkt an die Tür klopft?

Rico Dulinski: „Lehnen Sie Verkaufsbesuche an der Haustür unbedingt ab. Kein:e Vertreter:in kommt zu Ihnen, um Ihnen ein Geschenk zu machen! Falls es doch dazu kommt, sollten Sie einen solchen Termin nicht allein wahrnehmen. Unterschreiben Sie nichts direkt, sondern erbitten Sie sich Bedenkzeit. Für die Preise dieser Bücher könnte man einen Gebrauchtwagen kaufen: Niemand kauft einen Gebrauchtwagen ohne Prüfung durch den TÜV. Zu guter Letzt: Falls Sie doch einen Vertrag unterzeichnet haben, lassen Sie sich umgehend unabhängig beraten.“

Weitere Tipps rund um das Thema Vertragsrecht gibt es auf der Internetseite der VZB. Für Fragen rund um Geschäfte an der Haustür können Verbraucher:innen die individuelle Beratung ihrer regionalen Verbraucherzentrale in Anspruch nehmen.

Quelle: Verbraucherzentrale Brandenburg

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