Endlich kann Abnehmen so einfach sein. Keine Quälerei im Fitness-Studio, nur noch Flüssignahrung, und alles so einfach.

Echt jetzt? Einfach? Ja, wenn man es mag, eine Maulsperre zu tragen, sein Gebiss fixiert zu bekommen, sodass man sich einfach nichts mehr zwischen die Zähne schieben kann. – Im wahrsten Sinne des Wortes.

Diäten, LowCarb, Keto, Intervallfasten, Bewegung, Sport, Workouts – das alles ist einfach nicht mehr notwendig, wenn man ein paar Pfunde purzeln lassen möchte. Stattdessen montiert man sich einfach die „DentalSlim Diet Control“ auf sein Gebiss und schon ist nur noch Aufnahme von Flüssignahrung möglich.

Und was, wenn ich jetzt nur noch Zuckerwasser zu mir nehme? Oder diverse Torten, Kuchen oder auch Burger von FastFood-Ketten durch den Mixer jage und diese mit zuckerhaltigen Limonaden verdünne? Abgesehen davon, dass allein die Vorstellung daran helfen würde, nach ein oder zwei „Speisen“ nichts mehr davon sehen zu wollen und das Ganze somit seinen Zweck erfüllen würde, halte ich die Vorstellung, mir eine Maulsperre verpassen zu lassen, für noch abschreckender.

Zwei Millimeter

Ganze zwei Millimeter Abstand lässt einem die Vorrichtung, die Forscher der University of Otago in Neuseeland entwickelt und in einer Studie getestet haben.

Die Forscher möchten damit die „globale Fettleibigkeitsepidemie“ bekämpfen.

„Es sind alternative Strategien erforderlich, die eine Operation überflüssig machen oder das Gewicht vor der Operation reduzieren und damit einfacher und sicherer machen.“

Bei „DentalSlim Diet Control“ handelt es sich um ein „intraorales Gerät, das von einem Zahnarzt an den oberen und unteren Backenzähnen angebracht wird. Es verwendet magnetische Geräte mit einzigartigen kundenspezifischen Verriegelungsbolzen. Es ermöglicht dem Träger, den Mund nur etwa 2 mm zu öffnen, was ihn auf eine flüssige Ernährung beschränkt, ermöglicht jedoch freie Rede und schränkt die Atmung nicht ein“, kann man auf der Webseite der University of Otago lesen.

In der Studie verloren Teilnehmer im Schnitt 6,36 kg innerhalb von zwei Wochen. Ihre Motivation und ihr Ehrgeiz wurden dadurch geweckt, weiterhin an ihrer Gewichtsabnahme zu arbeiten.

Kritische Meldungen

Die Forscher halten die „DentalSlim Diet Control“ für ein „wirksames, sicheres und erschwingliches Werkzeug für Menschen, die gegen Fettleibigkeit kämpfen. Sie wird von einem Zahnarzt angebracht, kann im Notfall vom Benutzer gelöst werden und wiederholt angebracht und entfernt werden“, so der leitende Forscher Professor Paul Brunton.

Reaktionen von Nutzern im Internet sind durchaus kritisch. In einem Kommentar zeigt sich eine Nutzerin fassungslos darüber, dass es ein solches Werkzeug „durch die Ethikkommission Neuseelands“ schaffte.

Auch wird überlegt, was – außer feste Nahrung zu sich zu nehmen – außerdem nicht möglich wäre: „…schränkt auch eine Person vom Sprechen, Gähnen, Husten, Niesen und Zähneputzen ein“. Und jetzt stellt euch mal vor, man müsste sich erbrechen.

Ja klar, man kann das Ding ja im Notfall lösen, aber wird man tatsächlich schnell genug sein? Und was, wenn ein persönlicher Notfall aufgrund der Sommerhitze eine Riiiiiiesenportion Eis wäre? Vermutlich bin ich einfach nicht die richtige Person für einen Test mit diesem „Werkzeug“. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Ob diese Form von Zwangsdiät mit einer Maulsperre, einem Gebiss-Keuschheitsgürtel wirklich das Ende der Fettleibigkeit von Menschen auf der gesamten Welt bedeuten würde?
Ob diese Art von Gewichtsreduktion eine gesunde Form abzunehmen ist?
Und ob nach Abnehmen der „DentalSlim Diet Control“ der Jojo-Effekt ausbleibt?

Ehrlich? Ich hoffe, wir werden es nie erfahren und schließe mich damit der Meinung einer Twitter-Nutzerin an:

„Eine ganzheitliche Lösung für Fettleibigkeit, die sich auf die sozioökonomischen Wurzeln konzentriert und den Zugang (Zeit, Kosten, etc.) zu gesunder, nachhaltiger Ernährung fördert? Nein, halten wir den Fetten den Mund zu und setzen sie auf eine erzwungene Saftkur!“

Beziehungsweise bleibt mir hier nur noch eins zu sagen: „OIDA?!“ – stirnrunzelnd, Augen verdrehend, wie eine Frage klingend und mit empörtem Unterton. Eine der vielen Oida-Variationen, die möglich sind. Mehr zu „Oida“ findet ihr HIER.

Quelle: University of Otago, British Dental Journal

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