Wie Amazon die Ukraine in die Tasche steckte – um sie vor Russland zu retten

Heimlich, still und leise hat der amerikanische Handelskonzern seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine Unmengen an dringend benötigten Hilfsgütern gespendet und mit seinen Cargo-Fliegern in die Krisengebiete geflogen.

Autor: Susanne Breuer

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Windeln, Decken, Lebensmittel, Hygienesets, aber auch Spielzeug wurden in großer Menge in die Ukraine geflogen, um die Menschen vor Ort zu versorgen. Aber auch Kriegsflüchtlinge in Polen oder anderen Teilen Europas wurden so versorgt. Aber nicht nur die Menschen vor Ort erhielten Unterstützung. Es herrschte auch große Sorge, dass zentrale, systemkritische Daten des Landes durch den Krieg vernichtet werden könnten. Durch eine großangelegte, clandestine Datensicherungsaktion hat Amazon Web Services (AWS) das Herz der digitalen Ukraine außerhalb der Reichweite des russischen Diktators Putins gesichert.

Amazon sichert Zukunft der Ukraine

So hat Amazon dafür gesorgt, dass es für die Ukraine nach dem Ende des Krieges auch wirtschaftlich weitergehen kann. In einer digitalisierten Welt sind Daten mit das Wichtigste, was in einem Krieg zerstört werden kann: durch Zerstörung von Rechenzentren, durch Stromausfälle, wie sie aktuell von Russland durch die gezielte Zerstörung der kritischen Energie-Infrastruktur herbeigeführt werden, aber auch durch bewusste Löschaktionen im schlimmsten Fall, der kompletten Übernahme der Ukraine durch Russland. Regierungs-, Steuer-, Bank- und Eigentumsdaten sollten vor der Vernichtung gerettet werden.

Aber auch vor dem Missbrauch nach einem Ende des Krieges sollte verhindert werden, wenn es z.B. um den Nachweis von Eigentumsrechten an Grund, Immobilien oder Unternehmen geht. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Wirren eines Krieges zu einer unstrukturierten Umschichtung des Eigentums von den Eroberten zu den Eroberern führen. Viele dieser sensiblen Daten sind nur in digitaler Form verfügbar. Was tatsächlich noch klassisch auf Papier existiert, kann jederzeit einem Raketenangriff zum Opfer fallen.

Datensicherung lange vorbereitet

Seit Monaten werden diese sensiblen Daten in einer groß angelegten Aktion von Amazon gesichert und in der AWS Cloud gesichert. Die Schwierigkeit dabei sind die instabilen und unsicheren Datenverbindungen. Datenmengen im Petabyte-Bereich (Ein Petabyte entspricht einer Mio. Gigabyte) einfach hochzuladen, hat sich als nicht praktikabel erwiesen. Daher hat Amazon sich auf konventionelle Maßnahmen zurückbesonnen und lässt die Daten durch gut geschulte Mitarbeiter persönlich aus der Ukraine herausholen.

Die Geschichte hinter den Kulissen

Seit Kriegsbeginn kooperiert Amazon eng mit der ukrainischen Regierung, um diese systemrelevanten Daten zu sichern. Wichtige Daten werden aus Clouds oder von Servern innerhalb der Ukraine heruntergeladen und auf koffergroßen Solid-Stade-Computerspeichereinheiten namens Snowball Edge gespeichert. Amazon-Mitarbeiter bringen diese mobilen Speicher außer Landes. Dort werden die sensiblen Daten dann in die Amazon-Cloud hochgeladen, um nach Ende des Krieges für den Wiederaufbau sicher zur Verfügung zu stehen.

Mykhailo Fedorov, der 31-jährige Vizepremierminister und Minister für digitale Transformation der Ukraine, bezeichnete den Krieg zwischen Russland und der Ukraine als den technologisch fortschrittlichsten Krieg in der Geschichte der Menschheit. Dabei bezog er sich nicht nur auf Waffen, sondern auch auf Daten.

„Die Führung von Amazon Web Services hat eine Entscheidung getroffen, die die ukrainische Regierung und Wirtschaft gerettet hat.“

Mykhailo Fedorov, der 31-jährige Vizepremierminister und Minister für digitale Transformation der Ukraine

Bislang hat Amazon ca.10 Petabyte, also 10 Millionen Gigabyte, an Daten gesichert. Zusammen mit den Hilfsgütern hat der Konzern 75 Millionen US-Dollar bereits in die Ukraine-Hilfe investiert.

Unbezahlbares Engagement

Laut Fedorov sei dieses Engagement unbezahlbar, denn es schütze die kritische Informationsstruktur, die entscheidend für das Funktionieren der Wirtschaft, des Steuersystems, des Bankenwesens und der Regierung sei.
Die Initiative für diese Datensicherungsaktion ging laut Berichten der Los Angeles Times von dem Leiter des Bereichs Government Transformation bei Amazon, Liam Maxwell aus.

Der Bereich kooperierte bereits seit geraumer Zeit mit der ukrainischen Regierung, als sich im Januar der unmittelbar bevorstehende Angriff Russlands auf die Ukraine abzuzeichnen begann. Noch im Februar wurde ein ukrainisches Gesetz geändert, dass die Speicherung von kritischen Daten auf Servern in der Ukraine zwingend vorschrieb. Damit wurde die Rechtsgrundlage für die Cloud-Sicherung auf ausländischen Servern erst möglich.

Blitzschnell reagiert

Am Tag der russischen Invasion, am 24. Februar, traf sich Maxwell mit dem ukrainischen Botschafter Vadym Prystaiko in der ukrainischen Botschaft in London, um Details zu besprechen, welche Daten genau schleunigst zu sichern seien. Heraus kam eine Liste, die die wichtigsten Daten des Landes umfasste: Bevölkerungsregister, Land- und Eigentumsregister, Steuerzahlungsunterlagen, Bankunterlagen, Bildungsregister, Antikorruptionsdatenbanken und mehr.

Insgesamt waren 27 ukrainische Ministerien, 18 ukrainische Universitäten, die größte Fernschule des Landes, welche derzeit Hunderttausende vertriebener Kinder mit Fernunterricht versorgt, und Dutzende anderer Unternehmen des Privatsektors beteiligt, darunter das größte private Finanzinstitut der Ukraine, die PrivatBank.

Die Snowball-Einheiten wurden von Dublin nach Krakau geflogen und dann über die Grenze diskret in die Ukraine geschleust. Die mit jeweils ca. 80 Terabyte Daten befüllten „Schneebälle“ werden dann auf ebenso diskreten Wegen außer Landes gebracht und die Daten in die AWS-Cloud, der Amazon Business Cloud, hochgeladen, wo sie dann auf AWS-Servern weltweit gespeichert werden – außerhalb der Reichweite Russlands.

„Sie können die Wolke nicht mit einem Marschflugkörper ausschalten“.

Liam Maxwell

Nicht ganz uneigennützig

Die Sicherungsaktion bedurfte große Organisation und viel technisches Verständnis. Außerdem wurde einiger Aufwand betrieben, Ukrainer intensiv auf das AWS-Cloud-System zu schulen. Auch Flüchtlinge in Polen und anderen europäischen Ländern wurden entsprechend kostenlos geschult. Neben der Kompetenz, mit dem AWS-System umzugehen, wurden wichtige technische Kompetenzen vermittelt und so mögliche Nachwuchs für das AWS-Programm identifiziert.

Die Ukraine wird perspektivisch auch nicht die einzige Regierung bleiben, die ihre wichtigsten Daten auf AWS-Server auslagert. Erste Gespräche mit weiteren Staaten laufen bereits. Besonders ostasiatische Staaten sollen interessiert sein.

Quelle:

Los Angeles Times
Amazon
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