Allerdings kann nicht jede:r eine große Solaranlage aufs Dach setzen. Eine Alternative für Mieter:innen und Wohnungseigentümer:innen sind Stecker-Solargeräte für den Balkon oder die Terrasse, sogenannte Balkonkraftwerke. Hierdurch macht man sich auch ein wenig unabhängiger von den internationalen Energiepreisen. Die Verbraucherzentrale Brandenburg erläutert Funktion und Nutzen.
Balkonkraftwerk: ein Prinzip der Solar-Stromerzeugung mit vielen Namen
Stecker-Solargeräte kommen auch unter den Namen Mini-Solaranlage, Plug-&-Play-Solaranlage oder Balkonkraftwerk vor. Hierbei handelt es sich um kleine Photovoltaik-Systeme aus ein oder zwei Standard-Solarmodulen, einem Wechselrichter und einer maximalen Leistung von 600 Watt. Ein typisches Solarmodul ist dabei etwa 1,00 Meter mal 1,70 Meter groß. Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom der Solaranlage in 230-Volt-Wechselstrom für den Haushalt um. Der selbsterzeugte Strom fließt so in die Steckdose am Balkon und versorgt von dort Fernseher, Kühlschrank oder Waschmaschine, die an anderen Steckdosen in der Wohnung angeschlossen sind.
Vorteile von Balkonkraftwerken
Ein wesentlicher Vorteil der Stecker-Solargeräte besteht darin, dass sie sich unkompliziert installieren lassen und auch bei einem Umzug schnell ab- und wieder angebaut sind. Man kann sie an Balkonbrüstungen, Außenwänden, Dächern, auf Terrassen und in Gärten anbringen oder aufstellen. Die Geräte werden möglichst unverschattet zur Sonne (nach Süden) geneigt.
„Damit sind sie bislang die einzige Technologie, mit der auch Mieter:innen wirklich selbst erneuerbare Energie für den Eigenverbrauch erzeugen können. Auch für Hausbesitzer:innen können solche Geräte eine interessante Anschaffung für einen Einstieg in die eigene Stromerzeugung sein“.
Joshua Jahn von der Verbraucherzentrale Brandenburg
Balkonkraftwerke sind sehr wirtschaftlich
Die Anschaffungskosten eines Stecker-Solargeräts betragen nur einen Bruchteil von denen einer klassischen Solaranlage auf dem Dach. Sie richten sich nach der Größe und betragen etwa 400 bis 1.000 Euro. Hinzukommen können Kosten für die Montagevorrichtung und den Austausch der Steckdose. Die jährliche Stromerzeugung liegt je nach Größe und Standort bei 200 bis 600 Kilowattstunden.
„Bei einem Strompreis von aktuell 40 Cent lassen sich mit einer Stecker-Solaranlage 80 bis 240 Euro pro Jahr an Stromkosten sparen. Die Anschaffungskosten sind damit bereits nach fünf bis acht Jahren wieder drin“.
Joshua Jahn von der Verbraucherzentrale Brandenburg
Dabei lassen sich die Balkonkraftwerke 20 Jahre und länger nutzen.
Was ist vor der Nutzung zu beachten?
Für Miet- und Eigentumswohnungen bedarf es vor dem Anbringen an der Balkonbrüstung oder der Hauswand der Zustimmung der Vermieter:innen oder der Eigentümergemeinschaft. Auf dem Balkon kann ein Modul ohne Zustimmung aufgestellt werden. Stecker-Solargeräte sind zudem beim örtlichen Stromnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur (Marktstammdatenregister) anzumelden.
„Leider erschweren die Netzbetreiber den Anschluss von Stecker-Solargeräten, da sie auf den Einbau einer speziellen Einspeisesteckdose bestehen. Aus unserer Sicht ist dies nicht notwendig, da die Geräte auch mit einer normalen Steckdose sicher betrieben werden können. Einen Elektrogrill mit der fünffachen Leistung von 3000 Watt darf und kann ich auch ohne Probleme in die Balkonsteckdose stecken“.
Joshua Jahn von der Verbraucherzentrale Brandenburg
Kleiner Exkurs: Solartische – Ein weiterer Trend für Balkon und Terrasse?
Wie man ein Photovoltaik-Modul noch verwenden kann, um die Energiewende auch mit kleinen Bausteinen zu fördern? Neue oder gebrauchte Solarmodule als Tischplatte bieten sich geradezu an. Denn sie halten auf Dächern Hagel und großer Schneelast Stand und sind damit unempfindlich. Lediglich Tischbeine müssen noch angebracht. Ebenso ist ein Wechselrichter notwendig, der den erzeugten Strom zur Einspeisung über die Steckdose in das hauseigene Stromnetz aufbereitet.
Unabhängige Beratung in Anspruch nehmen
Bei Fragen zum Thema Stecker-Solargeräten oder Energiesparen sich Interessierte bei ihren Verbraucherzentralen informieren.
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale bietet das größte unabhängige Beratungsangebot zum Thema Energie in Deutschland. Seit 1978 begleitet sie private Verbraucher:innen mit derzeit über 700 Energieberater:innen und an mehr als 900 Standorten in eine energiebewusste Zukunft. Jedes Jahr werden mehr als 150.000 Haushalte zu allen Energie-Themen unabhängig und neutral beraten, beispielsweise Energiesparen, Wärmedämmung, moderne Heiztechnik und erneuerbare Energien. Die durch die Beratungen eines Jahres bewirkten Energieeffizienzmaßnahmen führen zu einer Einsparung an Energie, die einem Güterzug von über 100 km Länge voller Steinkohle entspricht.
Quelle: Verbraucherzentrale Brandenburg
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