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Das Foto eines alten Zeitungsartikels soll beweisen, dass Chemtrails existieren und die Bundeswehr Geo-Engineering betreibt.

Es steht im Internet, also ist es wahr“ – so ein gern zitierter Spott. Dies heißt jedoch nicht, dass stattdessen alles wahr ist, was auf Papier gedruckt ist – wie jene Behauptungen in einer Zeitung über die Bundeswehr, Geo-Engineering und Chemtrails.

Um dieses Foto mit den Zeitungsartikeln handelt es sich:

Der Zeitungsartikel über die Bundeswehr, Geo-Engineering und Chemtrails
Der Zeitungsartikel über die Bundeswehr, Geo-Engineering und Chemtrails

Die beiden Artikel haben die Überschriften „Chemtrails: Sprühtechnik aufgedeckt!“ und „Bundeswehr bestätigt Geo-Engineering„. Das Foto ist allerdings zu unscharf, um die eigentlichen Artikel auch lesen zu können.

Was steht in den Artikeln?

Glücklicherweise kursieren im Internet auch abgescannte Ausgaben jener Zeitung, beispielsweise HIER (PDF-Datei).

Der Artikel über Chemtrails: Darin geht es um Flugzeuge, an denen Sprühvorrichtungen angebracht sind, was als Beweis dienen soll, dass die giftigen Chemikalien der sogenannten Chemtrails nicht mit in den Tank gemischt, sondern separat ausgebracht werden.

Der Artikel über die Bundeswehr und Geo-Engineering: Darin geht es nach einem langen Vorwort über Chemtrails, Geo-Engineering und Beschwerden, von der Politik nicht ernst genommen zu werden, um ein Dokument der Bundeswehr mit dem Titel „Future Topic Geo-Engineering„, welches als Beweis dienen soll, dass die Bundeswehr Geo-Engineering betreibt.

Kuriosum: In der Zeitung ist der komplette Link zu dem Dokument abgedruckt. Wieviele Zeitungsleser haben wohl die Geduld, den abzutippen?

Bloß nicht vertippen!
Bloß nicht vertippen!

Die Artikel erschienen in der „Strassen Gazette“ in Ausgabe 136 Dezember 2013 – Januar 2014. Dabei handelt es sich um eine Zeitung, die von Obdach- und Arbeitslosen in mehreren Städten verkauft wird.

Der Ursprung der Artikel

In den Artikeln wird auffällig oft die Seite Leyline.de erwähnt, und das ist kein Zufall, da der Artikel über Chemtrails und Sprühtechnik auf jener Seite im November 2013 erschien (siehe HIER).

Der zweite Artikel über die Bundeswehr und Geo-Engineering stammt von Gabriele Lermann, gleichzeitig die Herausgeberin der „Strassen Gazette“. Als Verschwörungsmythikerin ist sie nicht unbekannt, in einer anderen Ausgabe der Zeitung (siehe HIER, PDF-Datei) schreibt sie beispielsweise über die „Aids-Lüge“.

Der Artikel über Chemtrails

Das „Beweisfoto“ zeigt ein Flugzeug der 2017 in Insolvenz gegangenen Fluggesellschaft Air Berlin. AFP fragte bei Fluggesellschaft Austrian Airlines, die einen Teil der Air Berlin-Flotte übernahm, wozu diese da sind.
AUA-Sprecher Leonhard Steinmann erklärte:

„Es handelt sich hierbei um Drain Lines (Abflussleitungen), eine Sicherheitsvorkehrung des Flugzeugs. Im Falle einer undichten Hydraulik- oder Kerosinleitung könnte es zur Ansammlung von Flüssigkeit im Inneren des Pylons kommen.“

Ohne diese Abflussleitungen könnte heiße Flüssigkeit aus undichten Hydraulik- oder Kerosinleitungen auf heiße Triebwerksteile tropfen und einen Brand auslösen, durch die Abflussleitungen werde jedoch jene ausgetreten Flüssigkeiten bis hinter das Triebwerk geleitet.

Carsten Braun, der Luftfahrzeugtechnik an der FH Aachen unterrichtet, weiß zu ergänzen, dass diese Röhrchen auch zum Druckausgleich verwendet werden.
Diese Düsen heimlich mit irgendwelchem Gift zu füllen, wäre rein logistisch unmöglich, dies geheim zu halten, da alleine in Frankfurt hunderte Mitarbeiter mit der Wartung der Flugzeuge beschäftigt sind – die alle schweigen müssten!

Der Artikel über die Bundeswehr und Geo-Engineering

Gleich anfangs sei gesagt, dass Geo-Engineering nie als ein Verschwörungsmythos bezeichnet wurde. Tatsächlich ist Geo-Engineering, worunter man die Modifikation des Wetters versteht (beispielsweise „Hagelflieger“, um es über bestimmten Gebieten regnen zu lassen), ein viel diskutiertes Thema, welches aber auch zur Kriegsführung missbraucht werden könnte.

Also noch mal kurz:

  • Geo-Engineering ist kein Verschwörungsmythos
  • Geo-Engineering mittels „Chemtrails“ ist jedoch ein Verschwörungsmythos

Wir haben mittlerweile sehr viele Artikel über Chemtrails verfasst, eine Übersicht findet sich über unsere Suchmaschine „Hoaxsearch“ HIER.

Das in dem Artikel angesprochene Dokument der Bundeswehr kann man HIER einsehen (PDF-Datei). Es trägt den Namen „Future Topic Geoengineering – Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert„.

In dem Dokument geht es um künftige Möglichkeiten und Risiken, die durch Geo-Engineering entstehen könnten. So wird es zwar in Zukunft möglicherweise Methoden geben, um Geo-Engineering gegen den Klimawandel einzusetzen, aber es sei auch denkbar, dass Staaten künftige Techniken als „Klimawaffe“ einsetzen.

Doch an keiner Stelle des Dokuments werden Chemtrails erwähnt, auch steht dort nirgends, dass die Bundeswehr bereits Geo-Engineering in irgendeiner Art und Weise nutzen würde.

Fazit

Dass die Bundeswehr Geo-Engineering bestätigt, ist kein großer Skandal, denn das wurde auch nie als Verschwörungsmythos bezeichnet. Allerdings bestätigt damit die Bundeswehr nicht gleichzeitig auch „Chemtrails“, wie der Artikel implizieren will.

Bereits im April 2013, also einige Monate vor Erscheinen der obigen Artikel, berichteten die Ruhrbarone (siehe HIER) über einen Artikel in der „Strassen Gazette“, der sich ebenfalls um das Thema „Chemtrails“ drehte. Die Herausgeberin der Obdachlosen-Zeitung, Gabriele Lermann, habe sich selbst auf Anfrage als „Chemtrail-Gläubige“ geoutet.

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Weitere Quellen: Chemtrail-Fragen, AFP, dpa
Auch interessant:
Echt jetzt! Mir fällt nix mehr ein! Wenn immer noch an Chemtrails geglaubt wird, schreib ich einfach irgendwann „Jow. Isso.“ – Nur um Ruhe zu haben.


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