Darüber kann ich mich jedes Mal wieder aufregen

Autor: Jens | ZDDK | MIMIKAMA

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Da sitze ich am Kopfende meines Tisches draußen haben sich die Anfang des Jahres mutig gestutzten Flieder zu kräftig grünen Büschen entwickelt herrlich dicht und schön anzusehen. Der Umbau legt immer mehr die in den 70er Jahren verwendete Verputztechnik offen, wichtig ist dass der Matsch an der Wand hält und eine flache Oberfläche ergibt zumindest sollte es den entsprechenden Anschein vermitteln, wer nun denkt „Hurra grade Wände“ sieht sich getäuscht die Dicke des Putzes kann von der Decke zum Boden durchaus um 5mm variieren, aber solange die gemauerten Wände gerade sind, wollen wir mal nicht so sein..

Während mein Blick über dieses Idyll strich, zog mich dennoch etwas magisch an, dem geneigten Leser schwant es ihr ahnt es, genau das Neuland mit seinen sozialen Netzwerken, wie gerne schaut man mal eben rein und wundert sich dann wo die Zeit geblieben ist, also die Zeit im Sinne von Zeit nicht die Zeit im Sinne von der Zeit als Print- und oder virtuellem Medium. Wie oft habe ich diesem Ding schon abgeschworen, wollte wirklich etwas anderes machen, mich der Aufzucht und Pflege von Teppichfusseln widmen, aber irgendetwas zieht mich immer wieder zurück.

Bei dieser Ausfahrt durch die schier endlosen Weiten des Neulandes kam ich immer wieder an Bildern vorbei deren Gesichter mir bekannt waren, durchweg Prominente aus Politik, Sport und anderen Unterhaltungssparten, allerdings erschienen mir die auf den Bilder suggerierten Zitate beinahe durchweg nicht schlüssig und zu der Person passend, was also tun?

Da haben wir als User natürlich mehrere Möglichkeiten..

Die einfachste zuerst – ignorieren, macht am wenigsten Arbeit, man muss sich nicht weiter damit befassen, eventuell noch verwundert den Kopf schütteln „das hätte ich von DEM so nicht erwartet..“ fertig ist der Lack, weiter mit den wichtigen Dingen des Lebens. AAAber Neuland wäre ja nicht Neuland wenn es uns nicht auf die eine oder andere Weise verändert hätte also fällt diese Variante für die meisten vermutlich eher aus.

Dann wäre da die zweite – unkommentiert teilen, oder wenn es uns richtig aufregt noch einen saftigen Kommentar dazu und dann ab damit in die Landschaft der sozialen Netzwerke. Denn selbst wenn wir in einer Zeit groß geworden sind in der uns mit auf den Weg gegeben wurde nicht alles zu glauben was in der Zeitung steht so wandelte sich das in dem Augenblick als das Internet in die Wohnzimmer Einzug hielt, ab da gilt „es muss stimmen es steht so im Internet“. Aus der Streitkultur wurde die Empörungskultur, aufregen um jeden Preis über alles und jeden. Also los raus damit die Filterblase wird es zu schätzen wissen. Toll.

Dann die dritte durchaus etwas aufwendigere – Evaluieren. Oh Gott ein Fremdwort ich teile es doch lieber empört das ist mir alles zu mühselig. Hey nix da hier geblieben, das ist gar nicht so schwer und geht im allgemeinen recht fix, wenn man es erst einmal versucht hat. Also evaluieren sach- und fachgerecht bewerten, nein keine Sorge ihr sollt keine Fachleute werden, ich will euch nur den Weg zeigen wie ihr viel Unsinn erkennen und damit das direkte Teilen zumindest durch euch verhindern könntet. Also aufgemerkt…

Um es einfach zu machen nehmen wir etwas was jetzt gerade nach der Europawahl durch das Netz geistert und relativ einfach zu bearbeiten ist.

Ein Bild geht um in den sozialen Medien darauf das Konterfei von Franz Beckenbauer – im Volksmund auch schlicht der Kaiser genannt. Neben diesem Konterfei ein Ausspruch den er getätigt haben soll:

„In Brüssel sitzen doch nur Versager. Alles gescheiterte Existenzen, die von ihren Regierungen verjagt wurden. Das ist der größte Nietenverein Europas.“

Geteilt wird dies von etlichen manipulativ veranlagten Figuren, also jenen die nichts weiter im Sinn haben als die Nutzer zu triggern, den Empörungsknopf zu drücken.

Hat Kaiser Franz das aber so direkt nach der Europawahl gesagt, wie es uns dieses kurz nach der Europawahl aufgetauchte Bild eingeben will.

Jetzt könnte ich an dieser Stelle schlicht das Ergebnis meiner Recherche präsentieren und Feierabend machen. Aber heute mache ich es einmal etwas anders, ich nehme euch mit zur Recherche.

Also der Reihe nach was haben wir?

Ein Bild von Franz Beckenbauer mit einen angeblich von ihm getätigten Ausspruch. Damit haben wir zwei Anhaltspunkte mit denen wir arbeiten können. Der eine Franz Beckenbauer der andere das Zitat, aber um es zu vereinfachen nehmen wir nicht das ganze Zitat sondern suchen uns ein eindeutiges Schlagwort heraus, nehmen wir „Nietenverein“ das dürfte die Ergebnisse durchaus eingrenzen, da es eine recht kreative Wortschöpfung ist und nicht allzu häufig verwendet werden wird.

Unsere Suchbegriffe für die Suchmaschine unserer Wahl sind also „Beckenbauer“ und „Nietenverein“. Welche Suchmaschine wir nehmen ist eigentlich wumpe. Ich habe mal expemplarisch Google genommen, auch weil das für viele vermutlich die gängigste Suchmaschine ist:

www.google.com

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Focus Money also, na dann schauen wir uns den Artikel mal an. Ein Interview über Fussball? Wie enttäuschend.

In dem Interview geht es um irrsinnige Transfersummen und eine Idee der EU sowie Beckenbauers Reaktion darauf und siehe da, da ist unser Zitat wieder allerdings in einem völlig anderen Kontext als dem auf dem Bild suggerierten. Hier der Vollständigkeit halber das ganze Zitat inklusive der dazugehörenden Frage:

MONEY: Schützenhilfe erhalten Sie jetzt von der Europäischen Union. Die EU-Kommission will die Abschaffung der Ablösesummen, weil sie die freie Berufsausübung der Spieler einschränken. Ist das die Patentlösung?

Beckenbauer: Hören Sie mir bloß auf. In Brüssel sitzen doch nur Versager. Alles gescheiterte Existenzen, die von ihren Regierungen verjagt wurden. Das ist der größte Nietenverein Europas. Wenn die Ablösen wegfallen, kassieren die Profis noch mehr – und können unter Einhaltung einer Frist jederzeit kündigen. Für die Clubs wäre das eine Katastrophe. Wir hätten nur noch Unruhe im Verein und könnten nicht mehr langfristig planen – das Ende für den Fußball.

Hat er es wenigstens kurz nach dieser Europawahl gesagt?

Nein, das Interview wurde am 07.09.2000 veröffentlicht, also noch nicht einmal kurz vor dieser Europawahl..

Das Zitat bezieht sich in diesem Zusammenhang lediglich auf die Ideen zur Abschaffung der Ablösesummen inwieweit Beckenbauer dies auf die alle anderen Themen ausgeweitet wissen möchte sollte man ihn fragen bevor man ihn zitiert.

Ihr seht eigentlich gar nicht so schwer, das klappt mit allen anderen Zitaten ebenso, entweder ihr übt es selber, gerne auch bei entsprechenden Anfragen in der Mimikama Community oder ihr schickt sie uns und wir machen es. Alles ist besser als stumpf zu teilen, schließlich werden wir alle nicht gerne manipuliert, also lasst es nicht mit euch machen.

Quellen:

Artikelbild von 360b / Shutterstock.com

www.focus.de

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