Organisierter Ticketbetrug richtet Schaden auf mehreren Ebenen an!

Autor: Andre Wolf

ticketbetrug (Foto: Sammy-Sander / Pixabay)
ticketbetrug (Foto: Sammy-Sander / Pixabay)

Der Ticketbetrug rollt schon seit Jahren: So werden nichtsahnende Interessenten beim privaten Ticketverkauf um ihr Geld gebracht. Und am Ende unfreiwillig zum „Täter“!

Erst viel Geld verloren, dann anschließend noch eine Anzeige kassiert: beim Ticketbetrug auf Facebook wollen die Betrüger nicht nur dein Geld, sondern auch deine Identität. Wir erklären dir, was da genau passiert.
Administratoren und Nutzer von Ticketbörsen auf Facebook sind verärgert: Immer wieder schaffen es Ticketbetrüger, die Nutzerinnen und Nutzer der Gruppen hereinzulegen und sogar in den Betrug zu verwickeln. Das schaffen die Betrüger, indem sie ein paar Eigenschaften von Facebook gekonnt ausnutzen.
Doch beginnen wir von vorne. Beim organisierten Ticketbetrug suchen die Hinterleute gezielt nach Ticketbörsen auf Social Media. Hier melden Sie sich entweder selbst an, um in der Gruppe teilzunehmen, oder sie lesen von außen in öffentlichen Gruppen mit. Daraufhin schreiben Sie gezielt Personen an, die in diesen Gruppen Ticketgesuche veröffentlicht haben.
Wir haben mehrere Chatverläufe vorliegen, in denen die Ticketbetrüger gezielt Tickets anbieten (die natürlich gar nicht existieren). Der Ablauf ist immer identisch. Zunächst schreiben die Betrüger gezielt suchende Personen an. Um Vertrauen aufzubauen, schicken Sie ein Foto von sich, auf dem sie einen Ausweis zeigen. Das soll Vertrauen erwecken. Hin und wieder kommt es auch zu Freundschaftsanfragen, sodass diese Profile nun miteinander verknüpft sind.
Jetzt kommt ein spannender Aspekt ins Spiel, denn die Betrüger bitten, dass auch der andere Gesprächspartner ein Foto von sich mit Ausweis schicken soll. Was im ersten Moment als Aufbau einer Vertrauensbasis aussieht, hat später noch verheerende Auswirkungen!

Ticketbetrug: Zuerst ist das Geld futsch!

Doch bleiben wir zunächst bei dem normalen Ablauf. Nachdem sich beide gegenüber vermeintlich ausgewiesen haben, bittet der Betrüger (in diesem Fall der vermeintliche Verkäufer) darum, das Geld auf ein Konto bei einer deutschen Online-Bank zu überweisen. Alternativ werden auch PayPal Accounts verwendet. Hier bestehen die Verkäufer darauf, dass eine Überweisung für Freunde oder Familienmitglieder vorgenommen wird.
Die gutgläubigen Käufer überweisen, da sie sich aufgrund des Fotos mit dem Ausweis in Sicherheit fühlen. An dieser Stelle endet die erste Ebene des Ticketbetrugs. Natürlich existieren keine Tickets, das Geld ist jedoch weg. Eine Rücküberweisung über das Online-Konto wird es nicht geben, da die Inhaber dieses Kontos am Ende im Ausland sitzen und das Konto (online) unter falschen Tatsachen eröffnet haben. Bevor die Bank aktiv wird, wird das Konto jedoch leergeräumt und gleichzeitig auch für mehrere Betrügereien genutzt.
Sollte über PayPal das Geld gesendet worden sein, wird es eben so schwer, das Geld zurückzubekommen. Denn in diesem Fall wurde ja nicht als waren Dienstleistung überwiesen, sondern für Freunde und Familie. Doch damit noch nicht genug, nun geht der Betrug in die zweite Phase.

Du wirst in den Betrug hineingezogen!

Die Ticketbetrüger haben gleichzeitig die Zeit genutzt und fleißig die Daten ihrer Opfer gesammelt. Sie nutzen sämtliche Social Media Angaben (beispielsweise aus Facebookprofilen), um die Profile ihrer Opfer zu duplizieren.
Der Grund ist recht einfach: mit diesen neuen Profilen begehen sie wiederum Ticketbetrug und schreiben andere Menschen an. Da sie ursprünglich ein Foto mit einem Ausweis gefordert haben, setzen Sie dieses Foto wiederum in anderen Chats ein, in denen sie vorgeben, Tickets zu verkaufen. Wir haben also ein System, dass ich immer wieder erneuert, indem es von alleine weiterbetrieben wird.

Ablauf Ticketbetrug, Grafik Mimikama, Klick für große Ansicht
Ablauf Ticketbetrug, Grafik Mimikama, Klick für große Ansicht

Es kann also sein, dass ein geprelltes Opfer eine Anzeige anhand der Daten des Ausweises erstellt, diese Person auf dem Foto jedoch nie den Betrug begangen hat, sondern selber ein Opfer gewesen ist. Die Opfer werden also unfreiwillig zu Tätern und müssen sich im Ernstfall gegen eine Anzeige wehren.

Was du gegen Ticketbetrug tun kannst!

Leider gibt es nicht viele Tipps gegen diese Form von Ticketbetrug. Wer online auf privaten Ticketbörsen oder in entsprechenden Gruppen auf Social Media Tickets kaufen möchte, muss sehr vorsichtig vorgehen.
Im Falle von duplizierten Profilen lohnt sich eine Suche. Tippe den Namen des Verkäufers oder der Verkäuferin beispielsweise bei Facebook in die Suchleiste und schaue, ob es mehrere Ergebnisse zu diesem Profil gibt. Vermeide es zudem, selbst ein Foto mit einem Ausweis zu senden. Es gibt andere Wege, um sich zu verifizieren.
Und um sich selbst zu schützen ist es ratsam, möglichst wenig von sich im Profil öffentlich preis zu geben. Dann können die Betrüger zumindest kein vernünftiges Profil mit geklauter Identität erstellen, sofern keine Freundschaftsanfrage angenommen wurde.
Vor allem ist es auch fraglich, warum sich ein Käufer verifizieren sollte. Im Zweifel bestehe auch auf einen Videocall. Vermeide es zudem, dich vorschnell mit dem Profil des Verkäufers oder der Verkäuferin auf Facebook via Freundschaftsanfrage zu verbinden. Und am Ende gilt natürlich, dass eine Abholung mit Zahlung bei Übergabe das bessere Mittel ist. Einkäufe, wenn mit Versand und Paypal, dann bitte nur mit Bezahlung über PayPal Waren und Dienstleistungen machen.

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