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Menschen, darunter viele Frauen, haben sich über die Grenzen der USA hinweg darüber gefreut, dass mit Kamala Harris zum ersten Mal eine Frau als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Für viele ein empörendes und progressives Zeichen.
Doch anscheinend sorgt Harris Geschlecht auch für Verwirrung. Denn es kursiert ein Bild auf Facebook und Twitter, das die Ähnlichkeit zu einem Mann herstellen soll. Eine absurde und sinnlose Behauptung, die eigentlich keinem Faktencheck würdig ist.
Aber nicht nur das! Auch wurde diskutiert, ob sie tatsächlich schwarz und nicht doch weiß ist. Reuters sah sich deswegen zu einem Faktencheck genötigt und zeigte, dass ihre Geburtsurkunde sie nicht als „Caucasian“ (amerikanischer Begriff für weiß) identifiziert.
Die neue Vizepräsidentin ist nicht der einzige Fall
Komischerweise treten diese Fragen dann auf, wenn Kamala Harris, eine schwarze Frau, zur Vizepräsidentin gewählt wird. Das Geschlecht des noch amtierenden Vizepräsidenten Mike Pence wurde bekanntlich nie hinterfragt – auch seine Hautfarbe nicht.
Doch Harris ist nicht allein. Schon bei Michelle Obama wurde das Gerücht gestreut und auch politisch instrumentalisiert, dass sie ein Mann oder eine Trans-Frau sei. Ähnliche Diskussionen lassen sich auch bei Stars wie Sandra Bullock, Nicole Kidman, Ellen DeGeneres, Lady Gaga finden. Meistens geht es dabei um ihr Aussehen und Auftreten, das angeblich nicht „natürlich“ weiblich sei.
Warum wird überhaupt über das Geschlecht einflussreicher Frauen spekuliert?
Eine Antwort: Weil es deutlich einfacher als bei Männern ist, Frauen auf ihr Geschlecht zu reduzieren und sie dafür anzugreifen. So kann, mit einer verzerrten Geschlechterlogik, überhaupt der Versuch gestartet werden, Frauen in einflussreichen Positionen zu untergraben.
Diese „Diskussionen“ nutzen eine heute eigentlich veraltete Auffassung, bei der Geschlechter immer eindeutig zu bestimmen sind und auch bestimmbar sein müssen. Ein Umstand, der hier wiederum wichtig und bezeichnend für Verhalten und Position in der Gesellschaft zu sein scheint. Gerade die Kategorien männlich und weiblich suggerieren in dieser Logik auf rein „natürlichen“ Begebenheiten zu basieren. Auch zeugen Behauptungen, in den Frauen „verdächtigt“ werden, keine wirklichen Frauen zu sein von Transphobie.
Dabei sind die Gender-Wissenschaften und Aktivist*Innen weltweit seit Jahren darum bemüht zu zeigen, dass es eine fluide Varietät von Gendern, also sozial konstruierten Geschlechtern gibt, die sich nicht auf biologische Geschlechtsmerkmale reduzieren lassen.
Manche mögen es als schlechten Scherz meinen, doch können diese absurden Gerüchte über Kamala Harris auch ein Versuch sein, ihre Erfolgsgeschichte als schwarze Frau, die sich in einer knallharten, männlich-geprägten Politikwelt durchgesetzt hat, anzuzweifeln. Auch zum möglichen Zweck, damit sie nicht mehr als Inspiration für nicht-männliche und nicht weiße Personen dienen kann.
Eine andere Möglichkeit ist einfach jene, dass manche limitierte Geister es wohl nie schaffen werden, ihren Kopf darum zu wickeln, dass auch Frauen einflussreich sind. Zwar ist das selbst im Jahr 2020 noch längst keine Selbstverständlichkeit, aber so schwer zu verstehen sollte es eigentlich nicht sein.
Zum Glück wird jene Frage, ob Harris ein Mann ist, nur ganz am Rande erwähnt. Im Fokus steht – so wie es auch sein sollte – ihre Arbeit.
Und den Armen, die das alles immer noch nicht begreifen können, kann man nur raten sich daran zu gewöhnen. Oder um es mit den Worten Kamala Harris zu sagen, der zukünftigen Vizepräsidentin der USA: „Auch wenn ich die erste Frau in diesem Amt sein werde, werde ich nicht die letzte sein.“
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