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In Sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten erreichen Verschwörungserzählungen zahlreiche Menschen. Unser Kooperationspartner von Saferinternet.at zeigt auf, was Sie im Netz und im persönlichen Gespräch dagegen tun können.
Denn der Glaube an Verschwörungserzählungen kann gefährlich sein: Wenn jemand denkt, dass es Corona nicht gibt, können die Handlungen dieser Person gesundheitsgefährdend sein. Außerdem wird der Dialog erschwert, wenn jemand nicht mehr an wissenschaftliche Erkenntnisse glaubt oder Institutionen wie den Medien oder der Politik nicht vertraut.
Wieso glauben Menschen an Verschwörungserzählungen?
Seit der Corona-Krise scheinen immer mehr Menschen an Verschwörungserzählungen zu glauben. Das ist kein Zufall: Oftmals sind persönliche oder gesellschaftliche Krisen ein Auslöser dafür, dass Menschen anfangen sich mit Verschwörungserzählungen auseinanderzusetzen.
Solche Krisen können zu Kontrollverlust und Unsicherheiten führen oder gar Existenzen bedrohen. Mit Hilfe einer Verschwörungserzählung sind Bedrohungen nicht mehr abstrakt (so wie ein Virus), sondern konkret (jemand ist schuld am Virus). Dadurch erhält man wieder ein wenig Kontrolle zurück, kann einen Schuldigen benennen und sich selbst entlasten: Wenn Corona eine Biowaffe ist, um die Wirtschaft zu zerstören, gibt es keinen Grund das eigene Verhalten zu ändern.
Oft spielen Verschwörungsmythen auch eine soziale Rolle, denn der Glaube daran kann Selbstbewusstsein geben: Menschen sehen sich als Teil einer kleinen Gruppe, die die Wahrheit durchschaut hat.
Was können Sie machen?
Über Messenger-Dienste, Soziale Netzwerke, YouTube-Videos oder sogenannte „alternative Medien“ erreichen Verschwörungserzählungen in nur kurzer Zeit viele Menschen. Daher ist es wichtig, bereits die Verbreitung davon zu erschweren.
- Auf Falschmeldungen im Bekanntenkreis hinweisen. Manchmal hilft es, Eltern oder FreundInnen, die Verschwörungserzählungen verbreiten, höflich darauf hinzuweisen. Damit Sie die Person nicht bloßstellen, sollten Sie ihr in einem privaten Chat schreiben.
- Im Netz diskutieren. Wenn Sie abseits von Ihrem Bekanntenkreis auf Falschmeldungen stoßen, ist Gegenrede („Counter Speech“) wichtig. Kommentieren Sie verbreitete Verschwörungserzählungen und weisen Sie darauf hin, dass es sich um falsche Behauptungen handelt. Stellen Sie dabei die richtige Behauptung in den Mittelpunkt! Richten Sie die Gegenrede nicht an Verschwörungsgläubige selbst, sondern an unentschlossene Mitlesende.
- Problematische Inhalte melden. Gemeldete Fake News werden auf den meisten Sozialen Medien überprüft und anschließend als falsch gekennzeichnet – auch das kann präventiv wirken.
- Faktenchecks posten. Schon bevor Sie auf die eigentliche Falschmeldung stoßen, können Sie immer wieder Faktenchecks posten. Dadurch sensibilisieren Sie Ihren Bekanntenkreis. Das wirkt wie eine Art Schutzimpfung.
Wie diskutieren Sie richtig?
Wenn die Eltern oder FreundInnen bereits an Verschwörungen glauben, sollten Sie verschiedene Strategien ausprobieren, um dagegen zu halten. Viele dieser Punkte können Sie im Netz genauso anwenden wie im persönlichen Gespräch.
- Machen Sie sich nicht darüber lustig. Manche dieser Verschwörungserzählungen klingen sehr absurd. Trotzdem sollten Sie sich nicht darüber lustig machen. Worte wie „CovidiotInnen“ oder „AluhutträgerInnen“ könnten dazu führen, dass sich die Person noch stärker abwendet.
- Manchmal helfen Faktenchecks. Wenn eine Person zum ersten Mal eine Verschwörungserzählung verbreitet, zeigen Sie der Personen einen Faktencheck.
- Fragen stellen. Wenn FaktencheckerInnen selbst als Teil der Verschwörung oder der sogenannten „Systemmedien“ benannt werden, sollten Sie nicht mehr inhaltlich diskutieren, sondern lieber Fragen stellen: „Wieso glaubst du eigentlich daran?“, „Woher hast du diese Informationen?“, „Wieso glaubst du gerade dieser Quelle?“. Freundliches Nachfragen kann der Person helfen, selbst auf Ungereimtheiten zu kommen.
- Berechtigte Sorgen betonen. Wenn jemand daran glaubt, dass Bill Gates schuld an der Corona-Krise ist, könnte die Angst dahinterstecken, dass ein paar Reiche immer mehr Einfluss erhalten. Das ist eine berechtigte Sorge. Sie könnten darauf folgendermaßen antworten: „Es ist wirklich schlimm, wenn ein paar Mächtige so viel Einfluss haben – teilweise sogar auf das Gesundheitssystem. Aber ist es nicht unfair, eine Person für so etwas Schreckliches wie das Corona-Virus verantwortlich zu machen?“
- Auf Logikfehler hinweisen. Verschwörungsgläubige betonen gerne, dass Sie zu den wenigen Menschen zählen, die kritisch nachdenken. Daran können Sie anknüpfen. Betonen Sie, wie wichtig Ihrem Gegenüber doch dieses kritische Nachdenken ist und ob das nicht für alle Quellen gelten sollte. Anschließend können Sie vorsichtig Logikfehler oder Widersprüche ansprechen.
- Beim Thema bleiben. Wird eine Verschwörungserzählung kritisiert, springen manche Verschwörungsgläubige einfach zum nächsten Thema ohne die Kritik zu kommentieren. Sie selbst sollten unbedingt beim eigentlichen Thema bleiben und die unfaire Taktik ansprechen: „Das ist nicht fair. Wir haben doch gerade über das gesprochen und du gehst nicht auf meine Argumente ein, sondern wechselst das Thema.“
- Das Thema vermeiden. Wenn es Ihnen im Alltag zu viel wird, können Sie das Thema, das zu Streit ausartet, vermeiden. Versuchen Sie trotzdem für Ihre Eltern oder Ihre FreundInnen da zu sein.
- Hilfe suchen. Wenn jemand schon sehr tief in der Blase von Verschwörungsmythen steckt, sollten Sie Hilfe suchen. In Österreich gibt es zwei Beratungsstellen, an die Sie sich kostenlos und anonym wenden können.
Diese Beratungsstellen helfen Ihnen:
- Beratungsstelle Extremismus: beratungsstelleextremismus.at | 0800 2020 44 oder [email protected]
- Bundesstelle für Sektenfragen: bundesstelle-sektenfragen.at | 01 513 04 60 oder [email protected]
Artikelbild: Shutterstock / Von Everett Collection
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