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Auf Social Media tauchten in den letzten Monaten immer wieder Beweisversuche für Kinderhandel und die Adrenochrome-Legende auf. Nun ist es wieder ein Posting, dass die Geschichte vom Babyfleisch erzählt.
Dies ist nicht unser erster Faktencheck bezüglich Adrenochrome und den dahinter vermuteten Kinderhandel. Daher zunächst ein paar einleitende Worte:
Im Anschluss an die vergangenen Artikel, in denen wir deutlich nachweisen konnten, dass gefälschte Bilder als Pseudobeweise für eine nicht verifizierbare Legende genutzt wurden (wie hier), erhielten wir regelmäßig wüste Beschimpfungen.
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Daher kurz: Wenn du von der Adrenochrome-Legende überzeugt bist, wenn du wirklich der Ansicht bist, dass es diesen Kinderhandel gibt, der dazu führt, dass unzählige Kinder in unterirdischen Gefängnissen gehalten werden, damit man ihnen ein Hormon abzapft, welche linksliberale Eliten benötigen, um ihr Leben zu verlängern, ja wenn du der Ansicht bist, dass Donald Trump plant, all diese Kinder zu befreien, dann werden dich auch die Fakten in diesem Artikel nicht überzeugen. Lies diesen Artikel einfach nicht, nutze die gewonnene Lebenszeit lieber für ein Hobby. Schalte einfach mal für eine gewisse Zeit deinen Internetzugang ab. Geh an die frische Luft, in die Berge, an die (oder einen) See.
Für alle anderen, die gerne sehen und verstehen wollen, in welcher Form ein Mythos eine Scheinlegitimation bekommt, indem er mithilfe von Klein- und Kleinstbeweisen in Form eines (metaphorisch und bildlich gesprochenen) Mosaiks versucht wird zu inszenieren.
Kinderhandel und Adrenochrome: Die Basics
Im Grunde ist diese Geschichte in Mitteleuropa erst vor wenigen Monaten aufgetaucht, und zwar mitten in der Coronakrise. Gepusht wurde die Legende vor allem durch ein Video von Xavier Naidoo.
Wir haben in zwei Artikeln recht ausführlich beschrieben, in welchem Kontext die Legende verbreitet wird (siehe: „Q. Was ist das überhaupt?„) und in welcher narrativen Tradition die Geschichten über Kinderhandel und Adrenochrome stehen (siehe: „Ritualmordlegenden der Gegenwart: Adrenochrome„).
Ein wichtiges Mittel, um diese Legenden aufrecht zu erhalten, ist die Erschaffung eines großen Mosaiks von kleinen (Pseudo-)Beweisen, die nadelstichartig regelmäßig auftreten, bewusst interpretativ sind oder aus einem fremden Kontext stammen.
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In diesem Falle reden wir von sogenannten Hybridfakes, denn die Bilder und Angaben an sich sind grundsätzlich kein Fake, jedoch gehören sie nicht in diesen Zusammenhang, werden jedoch bewusst manipulativ in den Zusammenhang des weltweiten Kinderhandels zur Gewinnung von Adrenochrome und Babyfleisch gepresst.
Falsche Bilder!
Einen solchen Hybridfake findet man derzeit auch auf Social Media. Es geht um ein Posting, dass einen „Kinderhandel zur Herstellung von Adrenochrome und Verkauf von Babyfleisch“ zeigen soll. Hier sehen wir mehrere Fotos, die genau das beweisen sollen.
Bei diesen Bildern haben wir jedoch ein Problem: Sie haben rein gar nichts mit einem Kinderhandel zur Adrenochromeherstellung zu tun, ebenso wird dort such kein Babyfleisch produziert.
An dieser Stelle kommen nun die eingangs erwähnten Fakten. Mehrere Bilder aus der Bilderserie stammen aus Semesterabschluss-Ausstellung 2018 am «Central Saint Martins»-College in London. Das haben die Faktenprüfer der dpa herausgefunden (siehe hier). Dazu liest man:
Das Projekt der Künstlerin und damaligen Kunststudentin Natalie Lambert wurde auf der Website der Hochschule vorgestellt. In einer Bildergalerie zu dem Projekt finden sich die Fotos, die im Facebook-Post verbreitet werden – auch das Fass mit der Aufschrift «Adrenochrome».
Hier ist übrigens ein Video, in dem man mehr als deutlich die auf den Fotos abgebildeten Objekte erkennt (vergleiche).
Aber auch andere Bilder aus dieser vermeintlichen Beweisserie wurden aus fremden Zusammenhängen übernommen und schlichtweg in das Narrativ des Kinderhandel zur Adrenochromeherstellung integriert. Zwei weitere Bilder wurden aus der Berichterstattung der Boulevardzeitung Daily Mail übernommen. Eines der Bilder zeigt die Zustände in einer chinesischen Gymnastik-Ausbildungsstätte (siehe hier) und trägt den Untertitel „Ruthless: Boys and girls who looked no older than five or six-years-old were tasked with swinging on beams, hanging from pairs of rings and bounding across floor mats during the physically strenuous training sessions„.
Das andere Foto wurde auf den Philippinen aufgenommen und zeigt ein Kleinkind, dass von seiner Mutter misshandelt wurde (vergleiche). Das Bild trägt den Untertitel „Horrifying: The young boy has a leash round his neck thanks to his mother, who has apparently filled a bowl with dog food for him to eat from“ und soll ebenso einen Scheinbeweis für eine Babyfleisch-Gewinnung darstellen.
Fazit
An dieser Stelle schließen wir uns der Bewertung des dpa-Faktenchecks an. Die dpa schreibt:
Bei den gezeigten Objekten handelt es sich um eine Kunstinstallation. Auch die Fotos der Kinder werden in falschem Kontext verbreitet.
Man bemerkt mehr als deutlich, wie krampfhaft mithilfe von selektiv verwendeten Bildern aus fremden Kontexten hier der Mythos über einen Kinderhandel zur Adrenochromeherstellung bebildert und zu beweisen versucht wird.
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)