München: Theorien, Verschwörungen und Schändung der Betroffenen

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Autor: Andre Wolf

Es kursieren so viele Verschwörungstheorien im Netz, welche die Tat in München OEZ betreffen. Schuhfarben von lang zuvor aufgenommenen Fotos sollen als Beweis für eine Verschwörung gelten, angeblich sei das GSM System auf “Wartung” gestellt worden, damit niemand in der Zeit kommunizieren könne oder aber ein Handyvideo wurde analysiert, welches eh schon eine schlechte Qualität aufweist und durch das Hochladen auf Facebook noch mehr komprimiert wird.

„Wie ein Geist erscheint er aus der Mauer bei McDonalds“ liest man. Oder aber auch “die Regierung wolle uns einen Anschlag vortäuschen.” Da diese Theorien in den meisten Fällen keine Faktenlage zur Deckung haben, sondern auf Meinungen basieren, kann man auch schwer rational an diese Themen gehen, denn nicht jede verrückte Theorie ist so einfach zu widerlegen, wie die manipulative Bildcollage um die Turnschuhe dies Täters (siehe hier).

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Und da stehen wir dann, lesen die wildesten Spekulationen um die grauenvollen Tode in München, bei denen man sich fragt, warum es Personen gibt, die krampfhaft Verschwörungen um die Tat konstruieren wollen.

Cui bono?

Wer schlägt hier seinen Vorteil aus dem Aufbau von kruden Theorien? Es handelt sich zumeist um reine Spekulationen, die dennoch von Menschen ernst genommen werden, weil es in das eigene Weltbild passt. Quellenangaben sind zum Großteil nicht vorhanden, Beweise können auch nicht wirklich vorgelegt werden. Wer genau diese Theorien aufstellt? Weiß man zumeist nicht. Mal sind es Sockenpuppenaccounts, mal wird behauptet, man habe die Information zugespielt bekommen (siehe oben: “mitbekommen durch einen Freund, der bei der Telekom Admin sei).


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Wenn ein Video wirklich manipuliert wurde, warum melden sich da nicht die Menschen aus der Film- und Videozunft zu Wort? So gibt es weit verbreitete Videos mit der Behauptung, der Täter erscheine aus dem “Nichts”, bzw. sei in das Video gesetzt worden (siehe hier oder hier) Es gibt so eine große Menge an Menschen, die sich beruflich mit Videoschnitt und Tricktechnik beschäftigen, es gibt Medienfakultäten an Universitäten, die über Schnitträume verfügen, in denen Studierende Videoeffekte und Bearbeitung erlernen (Beispiel), warum vermeldet aus diesen großen Kreisen niemand diese Zweifel? Man muss wissen: es bedarf durchaus einer längeren Erklärung, warum bei komprimierten Videos auf Einzelbildern Farben ineinander verschmelzen oder sich bewegende Objekte unscharf, bzw. undeutlich werden. Hierzu kann man auf dem Webserver der Uni Köln ein durchaus ausführliches Dokument finden, in dem beschrieben wird, was Videokomprimierung bedeutet und welche Irritationen durch Kompression entstehen. Das frei zugängliche Dokument trägt den Titel “Grundlagen Videokompression Videokompression: Motion Compensation” und ist hier zu lesen. Zusätzlich zum Verstehen des gebräuchlichen H.264 Codecs findet sich dieser in der Studienarbeit “H.264 Codec und Medienformate” (frei zugänglich hier). Wer es ein wenig “einfacher” erklärt haben möchte, kann sich zumindest grundlegend auf DivX.com zu Kompressionen informieren:

Encoder sind “verlustbehaftete” Kompressoren. Ihre Aufgabe besteht nicht darin, das ursprüngliche Bild exakt zu reproduzieren, sondern die optimalen Mittel zu wählen, um die Datenrate zu reduzieren und die Videoqualität so gut wie möglich zu erhalten.

Wenn man nun verstanden hat, dass einzelne Standbilder teilweise Berechnungen, bzw. Voraussagen bis zum nächsten Interframe, also dem unkomprimierten Vollframe, unterliegen, dann kann man nachvollziehen, warum eine schwarz gekleidete Person, die aus einem dunklen Bereich herausgeht, nicht direkt erscheint, sobald sie in einen anderen Farbbereich geht. Die dunklen, benachbarten Pixel korrelieren und somit bedarf es einiger Frames, spätestens ab dem nächsten Interframe, bis die vorher als identisch interpretierten Pixel voneinander getrennt werden. Wir haben die fragliche Stelle ebenso angeschaut. Zu beachten ist die Seitentür, welche bei Abspielzeit Sekunde 01:23 offen (Markierung 1) ist und wo bei Markierung 2 sich der Attentäter befinden müsste.

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Geht man nur wenige Frames weiter bis zur Sekunde 02:01, erkennt man bereits deutlich die Schattierung, also den Bereich, an dem die Komprimierung den Schützen voraussagt. Markierung 1 zeigt die immer noch geöffnete Tür, Markierung 2 den mittlerweile größer werdenden Schatten.

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Nur einen Bruchteil an Zeit (wir befinden uns in Sekunde 02:06, die Tür hat sich nur ganz wenig weiter geschlossen) weiter werden nun die Bewegungen unterschieden, da in der Berechnung auffällt, dass sich die Farben zwischen Person und Hintergrund unterscheiden. Interessanterweise vermischen sich jetzt nicht mehr die Schwarztöne der Person mit dem Hintergrund, sondern es entsteht ein vermeintliches Rotgemisch durch die Komprimierung (Markierung 2). Dieses Rotgemisch fällt ebenso an dem optisch fehlenden Parkverbotsschild auf, welches jedoch als ein Kompositum aus rot und blau vor einem weinroten Hintergrund diesem durch die Kompression zugerechnet wird (Markierung 3).

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Springen wir nun 2 Sekunden weiter, die Seitentür ist fast geschlossen (1), der Attentäter ist mittlerweile deutlich sichtbar (2) und man erkennt an der Verschmierung der Farben des Parkverbotsschildes immer noch deutlich, wie sehr das Video komprimiert ist und die Farben ineinander verlaufen. Neu im Bild ist die Person mit weißer Kopfbedeckung (4).

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Während nun der Täter anlägt und zielt (nächstes Bild Sekunde 05:22), kommen weitere Personen ins Bild. Die Türe ist nun fast komplett geschlossen.

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So gesehen erscheint der Täter eben nicht von Geisterhand im Bild, sondern unterliegt der Kompression.

Die GSM Theorie

Eine andere Theorie spricht von einem Ausfall des GSM Systems Deutschland – was ist damit gemeint? Gab es Deutschlandweit kein GSM mehr? Es gibt verschiedene Portale, bei denen Nutzer Störungen melden können (siehe Beispiel), jedoch gab es am 22. Juli um 18:30 nicht mehr Störungsmeldungen als sonst auch. Die Störungskarte weißt keine übermäßigen Nutzermeldungen auf. Ja, es gab in der Tat vereinzelt Probleme mit dem Mobilfunknetz, diese sind jedoch logisch nachvollziehbar und traten auch nur im Bereich München auf, das Handelsblatt schreibt dazu:

+++Mobilfunknetz während Attentat in München zeitweise überlastet+++

Während des Anschlags in München war das Mobilfunknetz zeitweise überlastet. Es sei ab etwa 19.00 Uhr für etwa anderthalb Stunden sehr stark beansprucht worden, teilte ein Sprecher vom Mobilfunkanbieter Telefonica mit. Auch im Netz der Telekom habe es vereinzelt Überlastungen gegeben, sagte ein Sprecher. Bei Vodafone habe es nach Unternehmensangaben keine Störungen gegeben. Zwischen 18.00 und 24.00 Uhr habe die Münchener Polizei 4310 Notrufe gezählt, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä. Das sei das Vierfache eines normalen Tages gewesen.

Jedoch von flächendeckend und über einen längeren Zeitraum, ja gar über einen Ausfall des GSM Netzes in Deutschland berichtet niemand, auch nicht Privatpersonen.

Ethischer und moralischer Ansatz

Wer von einem gefälschten Video ausgeht, muss zwangsläufig auch von Darstellern in dem Video ausgehen. Statisten, die vor einem nicht existierenden, später in das Bild eingebauten Attentäter davonrennen. Wer davon ausgeht, vergeht sich natürlich auch an den Verletzten und Verstorbenen, sowie deren Angehöriger, da man sie als Statisten in einem Video abstempelt. Wer an dieser Stelle von einer videotechnischen Inszenierung ausgeht, geht auch von Filmleichen aus. Diese Sichtweise ist aus Respekt den Opfern und Angehörigen gegenüber verwerflich.

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