Die Behauptung

Ein Kettenbrief, der über Theo Müller und seine Unternehmensgruppe berichtet, verbreitet sich erneut auf Facebook und enthält mehrere Falschbehauptungen.

Unser Fazit

Der Kettenbrief über Theo Müller ist überwiegend falsch. Die darin enthaltenen Behauptungen über seinen Wohnort und Geschäftspraktiken sind irreführend und nicht durch verlässliche Quellen bestätigt. Der Kettenbrief kursiert bereits seit 2005!

Die Verbreitung von Kettenbriefen auf Plattformen wie Facebook ist ein altbekanntes Phänomen. Besonders kurios wird es, wenn solche Nachrichten, die eigentlich längst der Vergangenheit angehören sollten, plötzlich wieder an Aktualität gewinnen. Der Fall von „Herrn Müller“ ist ein Paradebeispiel für die Hartnäckigkeit von Falschinformationen im digitalen Zeitalter.

Wir haben bereits 2013, 2018 und 2019 über den immer wiederkehrenden Kettenbrief berichtet.

„Die Geschichte von Herrn Müller aus Aretsried“ (Müllermilch)

Ein Beitrag auf Facebook, der bereits 2015 gepostet wurde, wird erneut geteilt. Dass dieses Posting über acht Jahre alt ist, scheint dabei niemanden zu interessieren.

Screenshot Facebook-Beitrag
Screenshot Facebook-Beitrag

Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden. Der Herr Müller ist ein Unternehmer. Und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart.

Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden. Na ja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, dass sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt. Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, dass sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.

Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten. Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt – und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren – aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut. Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug.

Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt. Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt. 70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen – also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt. Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt. Hurra, Herr Müller!
Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, dass er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte. Na ja, eigentlich hat er das schon vorher gewusst, auch die Herren vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewusst – es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben. Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.

Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren.

Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt, dass der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen hat, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen. Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wisst ihr, dass der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.
Da lacht er, der Herr Müller – natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht. Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, dass es ihm besser geht.

Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller . . . Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurde. Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern. Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller – und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche Leute wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muss ich euch sagen, dass man so etwas einfach nicht tut. Wenn ihr aber das nächste Mal im Supermarkt seid, dann lasst doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff „soziale Verantwortung“ noch eine Bedeutung hat.

Und an alle an denen DAS noch vorbeigegangen ist: der gute Herr Müller unterstützt seit Jahren die NPD durch Parteispenden – die ist nämlich sein guter Freund. Ein noch viel wichtigerer Grund die Sachen im Regal stehen zu lassen!
Ach übrigens, da fällt mir ja ein, der Herr Müller will auch Erbschaftsteuer sparen und hat daher beschlossen, seinen Wohnsitz nach Österreich zu verlegen.
Eines sollte uns einigen: Nichts mehr von Müller-Milch auf den Tisch!!!

Wenn Ihr der gleichen Meinung seid, schickt diese eMail doch ein wenig durch die Republik, damit alle Leute sehen, wo ihre mühsam erarbeiteten Steuergroschen bleiben

Gerüchte/Behauptungen

Der betreffende Kettenbrief behauptet, dass Theo Müller, der Gründer der gleichnamigen Unternehmensgruppe, in Österreich wohnt und seine Geschäftspraktiken fragwürdig seien. Zudem wird ein Zusammenhang mit dem Anbau von genetisch verändertem Mais hergestellt.

Bewertung

Diese Behauptungen sind größtenteils haltlos. Es gibt keine stichhaltigen Beweise, die diese Vorwürfe untermauern. Insbesondere die Angabe zum Wohnort des Unternehmers ist faktisch falsch, da er seit 2003 in der Schweiz lebt.

Fakten

  • Wohnort: Theo Müller wohnt seit 2003 in der Schweiz, nicht in Österreich.
  • Geschäftspraktiken: Die Vorwürfe gegen seine Unternehmenspraktiken sind nicht durch verlässliche Quellen belegt.
  • Gen-Mais: Der Bezug zu Gen-Mais ist irreführend. Obwohl es einen Bericht von Greenpeace aus dem Jahr 2004 gibt, der auf den Anbau von Gen-Mais hinweist, ist der direkte Zusammenhang zu Müllermilch nicht klar belegt.

Weitere Informationen

  • Hintergrund: Der Kettenbrief scheint ursprünglich im Kontext eines Berichts des ARD-Magazins „Kontraste“ über das Müllermilch-Werk in Sachsen entstanden zu sein, wie die TU-Berlin schrieb.
  • Stellungnahme des Unternehmens: 2009 reagierte die Unternehmensgruppe auf ihrer Webseite auf die Vorwürfe, was jedoch in den aktuellen Versionen des Kettenbriefs oft unerwähnt bleibt. Hier wird auch geschrieben, dass der Kettenbrief bereits seit 2004 existiert.

Seit dem Jahr 2004 kursiert eine Kettenmail in mehreren Variationen im Internet, in der verschiedene Behauptungen sowohl gegen die Unternehmensgruppe Theo Müller als auch gegen  Herrn Müller persönlich aufgestellt werden. Diese sind teils verzerrt dargestellt, teils schlichtweg falsch und verleumderisch. Dafür das Format der äußerst beliebten Kindersendung „Die Sendung mit der Maus“ zu missbrauchen, ist in unseren Augen von einer geistreichen Satire weit entfernt.

Alle Autoren, die die Kettenmail immer wieder aktualisiert im Internet verbreiten, haben eines gemein: Sie stellen ihre Behauptungen anonym auf. Ein offener und auf sachlicher Ebene geführter Diskurs würde sehr schnell deutlich werden lassen, dass es sich bei den Behauptungen um nichts weiter als um eine Rufmordkampagne handelt.

Es freut uns sehr, dass die Zahl derer stetig steigt, die uns aktiv auf die Kettenmail hinweisen und ihre Solidarität bekunden. Ebenso erfreulich ist, dass immer mehr Verbraucher kritisch genug sind, nach unserer Stellungnahme zu fragen, um sich selbst ein Bild zu machen. Vielen Dank dafür.

Hier unsere Kommentierung der relevantesten Vorwürfe: Arbeitsplatzabbau trotz Subventionen, Betrug bei den Füllmengen der Müllermilch und finanzielle Unterstützung der NPD.

Arbeitsplätze geschaffen
Die Verfasser der Kettenmail behaupten, mit der Schließung der niedersächsischen Käserei August Loose und der Errichtung des Werkes Leppersdorf seien unter gleichzeitiger Inanspruchnahme von staatlichen Zuschüssen in Höhe von 70 Mio. Euro Arbeitsplätze vernichtet worden.

Das ist falsch. Richtig ist, dass mit dem Bau von Europas größter und modernster Molkerei in Sachsen mittlerweile insgesamt 1.781 Arbeitsplätze entstanden sind. Das entspricht einer Anzahl von 2.160 Mitarbeitern (Jahresdurchschnitt 2012). Damit ist die Unternehmensgruppe Theo Müller einer der größten Arbeitgeber in der Region, erzielt Wachstum und schafft stabile Arbeitsplätze. Von den pro Jahr durchschnittlich eingestellten 20 Auszubildenden werden 90 Prozent am Ende ihrer Ausbildung übernommen.

Aus wirtschaftlichen Gründen war es sinnvoll, die sächsische Molkerei und die niedersächsische Käserei an einem Standort in Leppersdorf zusammen zu legen. So verfahren andere Unternehmen im Übrigen auch – nur verlagern diese die Arbeitsplätze meist ins Ausland und nicht in strukturschwächere Gebiete Deutschlands. Durch diese Verlagerung in eine neue, moderne Produktion konnte außerdem die Produktqualität verbessert werden – und ein hochwertiges Qualitätsprodukt sichert langfristig Arbeitsplätze.

Die Arbeitnehmer der niedersächsischen Käserei haben Arbeitsangebote mit Übergangszusagen erhalten. Allerdings haben dauerhaft nur fünf Mitarbeiter dieses Angebot angenommen.

Die Investitionen der Unternehmensgruppe Theo Müller in den Neubau und die Erweiterung der modernsten Molkerei Europas betrugen seit 1994 mehr als 760 Mio. Euro. Die staatlichen Subventionen von 40 Mio Euro zuzüglich der 30 Mio. Euro aus dem EU-Haushalt sind Zuschüsse, die jeder Unternehmer erhält, der in den neuen Bundesländern Arbeitsplätze schafft. Für die meisten Unternehmen ist es dennoch günstiger, im Ausland produzieren zu lassen.

Das sieht die Unternehmensgruppe Theo Müller anders und engagiert sich für den Standort Deutschland. Dazu gehört, neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze in enger und kooperativer Zusammenarbeit mit den Staatsministerien und Behörden in Sachsen, auch die Abnahme der Milch aus der Region sowie Auftragsvergaben an Baufirmen, Maschinenbauer, Handwerksbetriebe etc. Und selbstverständlich zahlt die Unternehmensgruppe Theo Müller auch ihre Steuern in Deutschland.

Müllermilch: Vorteile überwiegen
Eine weiterer Vorwurf der Kettenmail lautet, Müllermilch gebe es zum gleichen Preis nur noch in 400ml Flaschen anstatt wie zuvor in 500ml Bechern. Das stimmt so nicht. Müllermilch-Fans wissen, dass die Geschmacksrichtungen Schoko, Banane und Erdbeere nach wie vor im 500ml-Becher im Kühlregal erhältlich sind.

Die Müllermilch in der PET-Flasche ist aufgrund ihrer vielen Vorteile – größere Handlichkeit, uneingeschränkte Wiederverschließbarkeit und höherer Transportschutz – bei unseren Verbrauchern sehr geschätzt und beliebt. Das bestätigen uns zahlreiche positive Reaktionen immer wieder.

Insofern sind wir mit dem anonymen Kettenmail-Verfasser sogar einer Meinung, wenn er über die PET-Flaschen sagt: ”Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus.“ Die Herstellungskosten der hochwertigen PET-Flasche sind gegenüber den Bechern allerdings deutlich höher – daraus erklärt sich der gleiche Preis bei etwas geringerer Menge.

Keine Finanzierung rechtsradikaler Parteien
Hochgradig verleumderisch ist die Behauptung, Herr Müller unterstütze seit Jahren finanziell die NPD. Dies entbehrt jeglicher Grundlage und ist völlig aus der Luft gegriffen. Herr Müller ist als ordentliches Mitglied der CSU ein leidenschaftlicher Anhänger des demokratischen Rechtsstaats und lehnt jede Form des politischen Radikalismus entschieden ab. Zuwendungen jedweder Art an die NPD oder andere rechtsradikale Parteien hat es deshalb niemals gegeben und wird es auch niemals geben.

In diesem Zusammenhang möchten wir nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass Müller-Produkte seit Januar 2008 erfolgreich in Israel verkauft werden. Müller ist die einzige internationale Marke in Israel, die Milchprodukte in Superkosher-Qualität herstellt. Diese besondere Herausforderung war nur in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Rabbinat der OK Kosher Certification in New York und Elad zu meistern. 

Wir hoffen, mit dieser Stellungnahme alle Zweifel an der Unternehmensgruppe Theo Müller ausgeräumt zu haben und möchten uns gleichzeitig für Ihr Interesse und Ihre vorurteilsfreie Objektivität bedanken.

Fazit

Dieser Kettenbrief zu Theo Müller / Müllermilch, der ursprünglich aus dem Jahr 2005 stammt, ist ein exemplarisches Beispiel für die Langlebigkeit und Verbreitung von Falschinformationen im Internet. Seine erneute Verbreitung zeigt, wie leicht sich unbestätigte Behauptungen halten und verbreiten können.

Quelle: Unternehmensgruppe Theo Müller (Stellungnahme)

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