Niederlande: Keine Schützenpanzer gegen demonstrierende Bauern!

Es wird behauptet, dass die Niederlande mittlerweile Schützenpanzer gegen demonstrierende Bauern einsetzt, Beweis sei ein kurzes Video auf einer Seite „für Selbstdenker“. Doch ein Schützenpanzer ist da nicht zu sehen.

Autor: Ralf Nowotny

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Die Behauptung

Von einem Video wird behauptet, es beweise, dass die Niederlande mittlerweile Schützenpanzer gegen demonstrierende Bauern einsetzt.

Unser Fazit

Die Panzerfahrzeuge gehören zu einer niederländischen Teilstreitkraft und waren zu einer Übung unterwegs.

Bereits seit mehreren Wochen protestieren Bauern in der Niederlanden gegen geplante Umweltauflagen (wir berichteten). Ein Video auf einer Nachrichtenseite „für Selbstdenker“ (archiviert HIER) zeigt aus einem Auto gefilmt ein blaues, panzerähnliches Fahrzeug auf der Autobahn.
Doch es handelt sich nicht um Schützenpanzer, sie sind auch nicht unterwegs zu Bauernprotesten.

Die Behauptung

In dem verbreiteten Artikel vom 5. Juli mit dem Video (archiviert HIER) wird behauptet, dass die niederländische Regierung nun Schützenpanzer gegen demonstrierende Bauern einsetzen würde.

Das Video ist allerdings nicht tagesaktuell: Es wurde bereits im Juni geteilt, damals ebenfalls mit der Behauptung, dass es Panzer seien, die nach Den Haag unterwegs sind:

Damals, am 21. Juni, wurde behauptet, die Fahrzeuge wären nach Den Haag unterwegs, da dort am 22. Juni Bauernproteste stattfinden sollten – was jedoch damals schon falsch war, da bereits am 15. Juni feststand, dass der Protest abgesagt wurde.

Was wirklich zu sehen ist

Hier ein Screenshot aus dem Video, auf dem eines der blauen Fahrzeuge auf der Autobahn sehr gut zu erkennen ist:

MIMIKAMA
Eines der blauen Fahrzeuge aus dem Video

Die Fahrzeuge haben tatsächlich Panzerketten, sind allerdings blau mit dem Kürzel NL und der Aufschrift „Koninklijke Marechaussee“ – was uns bereits zur Lösung führt.

Bei der Koninklijke Marechaussee handelt es sich um eine niederländische Teilstreitkraft, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Sie erfüllt überwiegend zivile Aufgaben, wie beispielsweise Überwachung der Grenzen und Sicherung von großen Flughäfen.

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um gepanzerte Mannschaftstransportwagen YPR, die mit Maschinengewehren bewaffnet sind und Platz für 3 bis 10 Personen haben. Unter anderem werden sie auch bei der Kontrolle von Menschenmengen und Unruhen eingesetzt.

Doch wohin waren sie unterwegs, wenn der Protest in Den Haag am 22. Juni doch schon eine Woche vorher abgesagt wurde?
Die Lösung: Sie fuhren zu Übungen, die mehrmals im Jahr stattfinden – es ist also nicht ungewöhnlich, diese Fahrzeuge auf der Autobahn zu sehen.

Am 21. Juni starteten die Fahrzeuge der Militärpolizei in Wassenaar und fuhren durch oder über Leiden, Leidschendam, Maasdijk, den Flughafen Rotterdam Den Haag, Bergschenhoek und Alphen aan de Rijn. Also sogar deren Fahrtstrecke wurde vorher bekannt gegeben, damit niemand beunruhigt ist.

Fazit

Es ist allerdings nicht so, dass solche Fahrzeuge gar nicht im Zusammenhang mit den Bauernprotesten zum Einsatz kommen. Dies schon, allerdings nicht in dem aggressiven Sinne, wie der Eindruck erweckt werden soll. Ende Juni/Anfang Juli beispielsweise wurden die Fahrzeuge dazu eingesetzt, um im Notfall die Straßen nach Schiphol zu sperren, damit Landwirte mit ihren Traktoren nicht die Zufahrt zum Flughafen blockieren können (siehe HIER und HIER).

Größere Panzerfahrzeuge haben die Niederlande übrigens nicht mehr: Die letzten eigenen Panzer wurden nach Deutschland verkauft, 2011 feuerte der letzte niederländische Panzer ein Geschoss ab. Seitdem haben sie zwar keine eigenen Panzer, können diese an Deutschland verkauften Panzer aber im Notfall leasen.

Das Video zeigt jedenfalls keinen Einsatz der Fahrzeuge gegen die Demonstranten: In dem Video waren sie zu einer Übung unterwegs. Zwar finden die Fahrzeuge tatsächlich Einsatz, dies jedoch nur spärlich und nicht aktiv gegen die protestierenden Bauern, sondern um Blockierungen von wichtigen Knotenpunkten wie die Flughäfen zu verhindern.

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