Verführerischer Geruch des Todes – Meeresschildkröten und Plastik

Autor: Andre Wolf

Artikelbild Plastik von Rich Carey / Shutterstock.com
Verführerischer Geruch des Todes – Meeresschildkröten und Plastik
Artikelbild Plastik von Rich Carey / Shutterstock.com

Zwischen 1950 und 2015 hat die Menschheit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert! Das entspricht einer Masse von 25.000 Empire State Buildings oder 1 Milliarde Elefanten. Von den 8,3 Milliarden Tonnen sind 6,3 Milliarden Tonnen in den Müll gewandert, wovon tragischerweise nur 9% recyclet und 12% verbrannt wurden. Die übrigen 5 Milliarden Tonnen endeten auf Müllhalden oder in der Umwelt.

Plastik ist in unserer Zeit allgegenwärtig. Sei es in der Verpackungs- , Bekleidungs- oder Elektroindustrie, Plastik ist nach wie vor in vielen Sparten unseres Lebens unverzichtbar. Der enorme Verbrauch hat zwischenzeitlich dazu geführt, dass die Überreste von nicht fachgerecht entsorgtem Plastik in zahlreichen Meeresbewohnermägen auftaucht.

Tiere verwechseln Müll mit echter Nahrung und Meeresschildkröten fallen auf einen falschen Geruch herein und verstricken sich so überdurchschnittlich oft in Plastikresten oder nehmen diese mit oder als Nahrung auf und verenden dadurch oft qualvoll.

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Die Universitätsprofessorin Janet A. Beckley hat auf einer anschaulichen Grafik vorgezeigt, welche enormen Mengen Plastik die Menschheit zwischen 1950 und 2015 produziert hat. Ihre Schätzung geht dabei von 8,3 Milliarden Tonnen aus, das entspricht einer Masse von 25.000 Empire State Buildings oder 1 Milliarde Elefanten. Von den 8,3 Milliarden Tonnen sind 6,3 Milliarden Tonnen in den Müll gewandert, wovon tragischerweise nur 9% recyclet und 12% verbrannt wurden. Die übrigen 5 Milliarden Tonnen endeten auf Müllhalden oder in der Umwelt.

Vor allem Mikroplastik macht der Tierwelt zunehmend zu schaffen. Selbst an der tiefsten Meeresstelle der Welt, im Mariannengraben in 6500 Meter Tiefe, haben Tiefseeforscher in einer dort neu entdeckten heimischen Flohkrebsart Mikroplastik nachweisen können, welches sich in den Mägen der winzig kleinen Tiere befand.

Grafik Plastik: University of Georgia/Janet A Beckley
Grafik Plastik: University of Georgia/Janet A Beckley

Eine Tierart, die besonders unter der zunehmenden Vermüllung der Weltmeere leidet, sind Wasserschildkröten. Laut einer Studie britischer Meeresbiologen sind beinahe alle bekannten Arten von Meeresschildkröten betroffen. Das Meer mit dem größten Plastikproblem ist übrigens das Mittelmeer, im Speziellen das Meer vor Zypern. Forscher fanden heraus, dass es, obwohl es lediglich nur 1% der gesamten Wassermasse des Planeten ausmacht, sieben Prozent des gesamten weltweit entsorgten Plastiks dort konzentriert, dies mit verheerenden Folgen für die dort lebenden Tiere.

Plastik problematisch!

Problematisch für die Meeresschildkröten ist neben dem Aussehen des Plastiks auch der Geruch. Forscher gingen bisher davon aus, dass Schildkröten die im Wasser treibenden Plastiksäcke für Quallen hielten, welche normalerweise auf dem Speiseplan stehen, doch hinzukommt laut einer neuen Studie der University of Florida nun auch, dass der Geruch des Plastiks selbst für die Schildkröten anziehend wirkt.

Joseph Pfaller, der Hauptautor der Studie betont, dass vor allem die Arten der „Unechten Meereschildkröten“ auf die Kunststoffe, welche durch ihre lange Verweildauer oft mit Algen und Kleintieren versetzt sind, besonders aktiv reagieren. Dies könnte eine relativ triviale Erklärung sein, warum sich vor allem Meeressschildkröten besonders oft in Plastikteilen verfangen oder relativ große Mengen an Plastik in den Mägen von verendeten Schildkröten gefunden wird.

Der US-Amerikaner beobachtete für seine Studie 15 in Gefangenschaft aufgezogene Unechte Karretschildkröten und konnten im Laufe der Studie feststellen, dass diese vom Geruch von schwimmenden Plastikteilen besonders angezogen wurden.

Im nächsten Schritt der Studie möchte der Forscher nun herausfinden, welche Gerüche im Plastik die Schildkröten besonders attraktiv finden, sodass diese isoliert und bei zukünftiger Plastikerzeugung vermieden werden können bzw. etwaige andere Gegenmaßnahmen zur Neutralisierung der Gerüche bei besonders großen Mengen von Plastik gefunden werden könnten.

Tiere verwechseln den Müll

Der Autor der Studie vermutet, dass die großen im Meer treibenden Müllinseln für die Tiere besonders anziehend wirken, da sie das Plastik mit echter Nahrung verwechseln und sich die Tiere dadurch noch weiter in Gefahr begeben. Betroffen sind neben Schildkröten auch andere Meeresbewohner wie Vögel und Fische.

Zusammengefasst spitzt sich die Plastikproblematik vor allem im Mittelmeer zu. Nach wie vor wird viel zu wenig Plastik recycelt bzw. fachgerecht entsorgt und ausgerechnet das Mittelmeer vor Europas Haustür ist in puncto Plastik Sorgenkind Nummer eins.

Die Meeresschildkröten fallen auf einen falschen Geruch herein und verstricken sich so überdurchschnittlich oft in Plastikresten oder nehmen diese mit oder als Nahrung auf und verenden dadurch oft qualvoll.

Es ist nach Jahrzehnten rücksichtslosem Erzeugen und achtlosem Entsorgen von Plastik nun eine dringliche Aufgabe der Menschheit den Plastikmüll aus dem Meer zu entfernen, um das Artensterben zu stoppen, bevor die Meere zu einer einzigen Mikroplastikbrühe werden.


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Quellen: Eigenrecherche, derstandard.at. br.de. faz.net, welt.de
Artikelbild Plastik von Rich Carey / Shutterstock.com

 


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