Nein, der Stuttgarter Polizeidirektor wurde nicht „augetauscht“!
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Angeblich sei der Stuttgarter Polizeidirektor wegen seiner Weigerung, härter gegen Demonstranten bei einer Corona-Demonstration vorzugehen, „ausgetauscht“ worden.
Nach einer Demonstration in Stuttgart gegen die Corona-Maßnahmen am 3. April wurde insbesondere die Polizei stark kritisiert, da die Demonstranten ungezügelt Journalisten angreifen und die Corona-Maßnahmen missachten konnten. Doch Täter machen sich nun zu Opfern: In Querdenkern-Kreisen wird nun behauptet, der Stuttgarter Polizeidirektor sei nicht mehr im Amt, weil er sich weigerte, „auf friedliche und besorgte Bürger einzuschlagen“.
Er ist allerdings immer noch im Amt!
Als Sharepic wird die Behauptung verbreitet:
Der Text auf dem Sharepic:
„Der Einsatzleiter, der sich weigerte, in Stuttgart auf friedliche und besorgte Bürger einschlagen zu lassen, wurde mittlerweile auf Anordnung von ganz oben, ausgetauscht.
Carsten Höfler, wir danken Ihnen für ihr Herz und ihren Mut und wünschen Ihnen alles Gute und viel Mut für die Zukunft.“
Der Stuttgarter Polizeidirektor über die Einsatztaktik
In einer Sondersitzung des Gemeinderats äußerte sich Carsten Höfler zu den Vorwürfen, dass die Polizei nicht strikt genug vorgegangen sei (siehe HIER, YouTube-Video).
So sagte Höfler bezüglich der Einsatztaktik:
„Wir hatten Tausende von Menschen, wir hatten 30-Jährige, 40-, 50-, 60-, 70-Jährige mit Hund, ohne Hund, mit Kindern. Wir hatten Tausende Menschen unserer bürgerlichen Mitte, die völlig friedlich dort stehen. Manche nennen das ziviler Ungehorsam. Und dann sollen wir diese Menschen notfalls mit unmittelbarem Zwang, also mit Pfefferspray, mit Schlagstock, mit Wasserwerfern […] von dem Wasen-Gelände runtertreiben. Das ist unverhältnismäßig. Krieg’ ich als Einsatzleiter nicht hin. Und deswegen habe ich mich auch eindeutig dagegen ausgesprochen. Dafür stehe ich als Einsatzleiter nicht zur Verfügung.“
Auch wenn Carsten Höfler für diese Aussagen in Querdenker-Kreisen gefeiert wurde, zeigt dies nur, dass sie dem Einsatzleiter nicht komplett zuhörten, denn er fand bei weitem nicht alles in Ordnung, was gelaufen ist.
So sagte Höfler in einem Nachsatz, dass der Einsatz im Gesamten „extrem unbefriedigend“ gewesen sei, da sie nichts zur Durchsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen tun konnten.
Die Zurückhaltung der Polizei sollte somit keinesfalls als ein Gutheißen der Geschehnisse verstanden werden:
„Wenn wir da reingegangen wären, um die Auflagen durchzusetzen, hätte das die Situation eher verschlimmert als verbessert im Hinblick auf den Infektionsschutz.“
Carsten Höfler ist immer noch Polizeidirektor!
Anscheinend sollte der Jubel bei den Querdenken noch ein wenig höher gehalten werden, so ersann sich jemand eine komplette Lüge – denn Carsten Höfler wurde niemals „ausgetauscht“, sondern ist immer noch in seiner Position als Polizeipräsident, die er seit November 2020 innehat.
Die Polizei Stuttgart dementierte auf Twitter jene Behauptung:
#Klarstellung In den sozialen Medien kursieren derzeit Gerüchte, dass Herr Höfler, unser Einsatzleiter vom 03.04.21, „ausgetauscht“ worden sei. Das stimmt nicht, das sind #FakeNews.
Bitte beteiligt Euch nicht an diesen Gerüchten.
Eure #Polizei #Stuttgart
— Polizei Stuttgart (@PP_Stuttgart) April 21, 2021
Die Kollegen von Correctiv fragten noch einmal direkt nach und bekamen am 27. April von einem Sprecher der Polizei Stuttgart mitgeteilt, dass Carsten Höfler weiterhin als leitender Polizeidirektor beim Polizeipräsidium Stuttgart tätig ist und als solcher als Einsatzleiter bei größeren Einsatzlagen, z.B. Querdenker-Demonstrationen, fungiert.
Die Kollegen von AFP befragten den Polizeireporter Wolf-Dieter Obst, der ebenfalls bestätigte, dass Höfler weiterhin Polizeidirektor ist. Für ihn sei es auch wenig plausibel, dass Höfler „augetauscht“ werden würde.
Der Sprecher des Innenministeriums in Baden-Württemberg, Renato Gigliotti, bestätigte AFP ebenfalls, dass Polizeidirektor Carsten Höfler weiterhin Leiter der Schutzpolizeidirektion des Polizeipräsidiums Stuttgart ist.
Fazit
Wäre Carsten Höfler tatsächlich „ausgetauscht“ worden, hätte dies ein großes Medienecho hervorgerufen, gerade weil er aufgrund seiner Einsatztaktik kritisiert wurde. Doch außer in Querdenker-Kreisen liest man nirgendwo irgend etwas über einen angeblichen Austausch des Polizeidirektors und Einsatzleiters.
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Quellen: Correctiv, AFP
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Der Bundesverfassungsschutz beobachtet Personen innerhalb der „Querdenker“-Bewegung.
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