Rossgram & Yappy – das russische Social-Media-Paralleluniversum

Rossgram und Yappy – Social-Media-Kopien von Putins Gnaden. Putin will sich von den Fesseln der Meinungsfreiheit auf den Social Media-Plattformen befreien und führt Kopien der amerikanischen Netzwerke ein. Kommunikation im russischen Paralleluniversum. Ein Krieg der Desinformation, ein Krieg der Bilder. Ein Krieg der Systeme.

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Autor: Susanne Breuer

Ein Krieg der Desinformation, ein Krieg der Bilder. Ein Krieg der Systeme. Bild / Instagram: Olga Buzowa
Ein Krieg der Desinformation, ein Krieg der Bilder. Ein Krieg der Systeme. Bild / Instagram: Olga Buzowa

Die russische Regierung hat sich in ihrer Hilflosigkeit, die Informationen in ihrem Sinne zu kontrollieren, darauf verlegt, die freie Meinungsäußerung einzuschränken, z.B.  mit dem neuen Mediengesetz, das bestimmte Begriffe wie Krieg unter Strafe stellt. Daraufhin haben sich viele westliche Medienhäuser entschlossen, ihre Mitarbeiter aus Russland abzuziehen, um sie zu schützen.

Gleichzeitig haben auch die großen Social-Media-Plattformen Propaganda-Accounts eingeschränkt oder gelöscht. Und begonnen, Fakenews klar als solche zu bezeichnen und zu Faktenchecks zu verlinken. Die Regierung Putin reagierte und hat daraufhin Instagram in Russland komplett blockiert. Die russische Medienaufsicht argumentiert, dass auf Instagram Gewaltaufrufe gegen russische Bürger und Soldaten verbreitet würden. 

Kein Einfluss mehr für Influencer

Und damit wurde der Berufsstand der Influencer auf einen Schlag vorerst arbeitslos gemacht und die Arbeit von Jahren vernichtet. Eine Arbeit, und die großen Influencer verbringen tatsächlich viel Zeit damit, ihre Kanäle mit Content zu versorgen, die den Lebensunterhalt erwirtschaftet hat, sodass durch die Blockierung der Kanäle nun vielen Influencern ein großer finanzieller Schaden entstanden ist. Aber auch die Möglichkeit der persönlichen Selbstdarstellung und der messbaren sozialen Anerkennung ist nun zunächst entfallen. Und offenbar fehlt aufgrund des Krieges in der Ukraine vielen Kommentatoren auch das Verständnis für die emotionale Trauer der betroffenen Influencer. Zumindest werden die Abschiedsposts der Internet-Ikonen damit geflutet.

Die Blockade war kurzfristig angekündigt worden und so wurden von vielen Influencern zahl- und tränenreiche letzte Beiträge noch kurz vorher veröffentlicht. Eine der prominentesten ist etwa Olga Buzowa (HIER).  Mit rund 23,3 Millionen Followern vor allem in Russland und diverser Auftritte in Reality-TV-Sendungen genießt sie Promistatus. Ihr letzter Videopost ist hochemotional.

Ihr Leben sei ihr genommen worden und sie habe keine Angst zuzugeben, dass sie ihre Follower nicht verlieren wolle. Sie betont in dem fast sieben Minuten dauernden Video, dass dies nicht nur ein Job für sie gewesen sei, sondern ein Teil ihrer Seele (HIER). Der Kanal ist außerhalb Russlands noch abrufbar.

Influencer wollen weitermachen

Als Reaktion auf die Blockade kündigen andere Influencer an, auf andere Kanäle zu wechseln, z.B. Telegram, um weiter in Kontakt mit ihren Followern zu bleiben (HIER). Telegram gehört zu den Plattformen, die einen sehr weit gefassten Begriff von freier Meinungsäußerung haben und daher großzügig mit dem Wahrheitsgehalt von Inhalten umgehen. Der Messengerdienst wird aktiv von der russischen Desinformationskampagne genutzt, um russlandfreundliche Inhalte zu verteilen. Das Risiko, dass Telegram von Russland aus gesperrt wird, ist daher gering.

Viele Influencer gehen auch davon aus, dass die Blockade nur temporär sein wird und sie ihre Kanäle bald werden wieder befüllen können. Die Downloadzahlen von VPN-Apps sprechen auch dafür, dass die Russen durchaus wissen, wie sie an gesperrte Inhalte gelangen können. Die Top5-Apps über alle Betriebssysteme in Russland sind VPN-Apps (HIER). Solange die Kanäle der Influencer nicht völlig gelöscht werden, sind sie so auch in Russland noch erreichbar. So ganz klappt es also mit der gewünschten Abschottung von Informationen nicht.

Ähnlich sieht es bei Facebook aus, dass ebenfalls mittlerweile in Russland gesperrt wurde, nach dem die  Facebook- und Instagram-Mutter Meta die Regelungen bezgl. Gewaltandrohungen gegen Russland und Präsident Putin gelockert hat (HIER). Meta wurde daraufhin von russischen Behörden als extremistische Organisation bezeichnet.

Der Instagram-Chef Adam Mosseri hat sich bereits auf Twitter geäußert.

„Am Montag wird Instagram in Russland gesperrt werden.  Diese Entscheidung wird 80 Millionen Menschen in Russland voneinander und vom Rest der Welt abschneiden, da etwa 80 % der Menschen in Russland einem Instagram-Konto außerhalb ihres Landes folgen. Das ist falsch.“

Twitter

Neue russische Plattformen für Influencer

Die Trauer der Influencer-Szene um ihre Plattformen könnte möglicherweise bald ein Ende finden. In Russland arbeiten russische Entwickler bereits an einer eigenen Foto- und Videoplattform. Das neue Angebot genannt „Rossgram“ soll am 28. März auf den Mark, so einer der verantwortlichen Entwickler, Alexander Sobow, auf dem russischen sozialen Netzwerk VK. Es gehe um ein russisches Gegenstück zu einem beliebten sozialen Netzwerk“. Hier ist eindeutig Instagram adressiert, das sich als visuelles soziales Netzwerk durch Fotos und Videos speist. Rossgram werde zusätzliche Funktionen wie Crowdfunding und Bezahldienste für einige Inhalte bieten (HIER).

Nachrichten aus dem russischen Paralleluniversum

Diese breite Attacke auf Instagram und das Bereitstellen eines gleichartigen russischen Angebotes hat System. Im November erst hat Gazprom Media die TikTok-Kopie Yappy gestartet. Das staatliche Konglomerat Rostec entwickelt inzwischen Smartphones, um Abhängigkeiten von westlichen Angeboten zu reduzieren (HIER).

Rossgram-Entwickler Sobow erklärte in Bezug auf die Sperren von Instagram und Facebook, dass sein Partner, Kirill Filimonow, und ihre Entwickler „bereits auf diese Entwicklungen vorbereitet“ waren, wie der Spiegel berichtet (HIER). Diese Aussage lässt durchaus Rückschlüsse auf die Langfristigkeit der Vorbereitung des Krieges und seiner Auswirkungen is ins Alltagsleben der Russen zu.

Es käme nun nicht mehr überraschend, wenn nach einer TikTok-Kopie und einem Instagram-Look-a-Like nun in Kürze auch ein russisches Facebook auf der Bildfläche erschiene. Ganz offenkundig versucht das Regime, mit den Kopien der beliebten US-basierten sozialen Netzwerke das Phänomen der bei sehr vielen Menschen zum Alltag gehörenden sozialen Medien unter russische Kontrolle zu bringen und damit die dort stattfindende Meinungsbildung unmittelbar beeinflussen zu können.

Ob sich da die Hoffnung der frustrierten Instagram-Influencer erfüllt, dass die Sperren von Instagram & Co. bald aufgehoben werden? Werden sie klaglos akzeptieren, dass die neuen Plattformen Portale von Putins Gnaden sind, und mit ihren Followern, Geschichten und Bildern dorthin umziehen?

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