Zwei Jahre Corona und steigende Preise – Starker Zulauf bei der Schuldnerberatung

Mehr als die Hälfte der gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen verzeichnen größeren Beratungsbedarf.

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Autor: Susanne Breuer

Zwei Jahre Corona-Pandemie und rasant steigende Lebenshaltungskosten: Immer mehr Menschen geraten in finanzielle Not. Im Frühjahr 2022 verzeichneten die gemeinnützigen Beratungsstellen für Schuldner in Deutschland im Vergleich zum Spätsommer 2021 einen deutlichen Anstieg bei der Nachfrage nach Beratung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), die zum Abschluss der Aktionswoche Schuldnerberatung veröffentlicht wurde. Insgesamt beteiligten sich 462 Beratungsstellen an der Umfrage.

Ausbau der Schuldnerberatung gefordert

Gleichzeitig machte das Bündnis klar, dass ein Ausbau der Schuldnerberatung, ihre auskömmlichen Finanzierung sowie Investitionen in die Digitalisierung der sozialen Schuldnerberatung dringend notwendig seien, damit überschuldete Menschen Unterstützung erfahren. Eine leistungsstarke Schuldnerberatung ist unabdingbar, damit sie dem Teufelskreis aus nicht beglichenen Forderungen, Scham und Überforderung entkommen.

Bis zu 30 Prozent mehr Anfragen

Mehr als die Hälfte der befragten Beratungsstellen nannte zwischen zehn und 30 Prozent mehr Anfragen im Vergleich zum Sommer 2021. Damit setzt sich der Trend einer ersten Befragungswelle im Sommer 2021 fort, die bereits einen deutlich erhöhten Beratungsbedarf festgestellt hat. 32 Prozent der Beratungsstellen gaben im ersten Quartal des Jahres eine erhöhte Nachfrage nach Beratung zu Miet- und Energieschulden an (Sommer 2021: 28,5 Prozent). Die Beraterinnen und Berater der Verbände berichten, dass dieser Trend sich seit dem Zeitpunkt der Befragung angesichts steigender Energiepreise verstärkt fortgesetzt hat. Einen erhöhten Informations- und Aufklärungsbedarf von (Solo)-Selbstständigen gab es in 36 Prozent, von Personen in Kurzarbeit in 29 Prozent, von Erwerbstätigen in 32 Prozent der Beratungsstellen. 

Schulden gesellschaftlich gewollt

Die Aufnahme von Schulden ist gesellschaftlich akzeptiert und wirtschaftlich gewollt– sei es bei der Finanzierung des Autos, der Wohnungseinrichtung oder des Smartphones. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder Krankheit können aber dazu führen, dass Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden können. Aus vorhersehbar kontrollierter Verschuldung wird dann Überschuldung, insbesondere bei Menschen mit wenig Einkommen. 

Logos Diakonie, Caritas und Verbraucherzentrale Bremen
Logos Diakonie, Caritas und Verbraucherzentrale Bremen

„Pandemie und Inflation sind bei uns deutlich zu spüren. Es kommen immer mehr Menschen, die ihre Miete und Stromkosten nicht mehr zahlen können. Auch beobachten wir, dass Ratsuchende mit psychischen Erkrankungen noch häufiger als vor Corona zu uns kommen. Wir müssen leider viele wieder wegschicken, weil sie gar keinen Anspruch auf Beratung haben.“

Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen

Ohne Sozialleistungsbezug keine kostenlose Schuldnerberatung

Denn in Deutschland haben nicht alle Menschen die Möglichkeit, sich in der gemeinnützigen Schuldnerberatung professionell beraten zu lassen – oder erst dann, wenn es zu spät ist. Wer keine Sozialleistungen bezieht, kann Schuldnerberatung nicht kostenlos in Anspruch nehmen. So sieht es der Gesetzgeber vor. 

„Das trifft vor allem Menschen, die besonders anfällig sind, weil sie meist kein finanzielles Polster haben – wie z.B. Geringverdiener, Rentnerinnen, Solo-Selbstständige und Studierende. Wer akut in finanzielle Not gerät, greift nach jedem Strohhalm und läuft dabei Gefahr, noch tiefer in die Schuldenfalle zu tappen. Schnelle Hilfe scheinen oft unseriöse oder unqualifizierte Angebote zu versprechen, die im schlimmsten Fall gar aus der Situation Profit schlagen. Darum fordern wir ein Recht auf Schuldnerberatung für alle! Kommunen sollten verpflichtet werden, Schuldnerberatung entsprechend dem gesellschaftlichen Bedarf kostenlos vorzuhalten. Die öffentliche Hand würde davon profitieren, denn die enormen sozialen Folgekosten blieben aus.“

Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland

Niederschwellige Beratungsangebote notwendig

Fast 90 Prozent der befragten Beratungsstellen nutzten im ersten Quartal digitale Beratungsmöglichkeiten – per Mail, Messenger- oder Video-Dienst. 

„Wir müssen die Schuldnerberatung krisenfest machen. Die Nachfrage nach Beratung erhöht sich, die Kapazitäten der Beratungsstellen reichen nicht aus, die Wartelisten werden immer länger. Wem das Wasser bis zum Hals steht, kann nicht Wochen bis zum ersten Beratungstermin warten. Das Tempo beim Ausbau der Schuldnerberatung – analog und digital – muss mit der Geschwindigkeit Schritt halten, mit der die Krisen Menschen in ökonomische Not bringen.  Hilfesuchende brauchen einen leichten Zugang zu Beratung. Die digitale Erreichbarkeit ist insbesondere für junge Erwachsene zentral, die ganz selbstverständlich zuerst online nach Hilfe suchen.“

Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes

Soziale Schuldnerberatung

Soziale Schuldnerberatung verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV), die vom 30. Mai bis zum 3. Juni die Aktionswoche mit dem Motto „…und plötzlich überschuldet“, veranstaltet, vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Beratungsstellen in Deutschland. Diese sind in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen bzw. Mitglied in einem der Verbände (Deutscher Caritasverband, Diakonie Deutschland, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Verbraucherzentralen).

Quelle: Verbraucherzentrale Bremen

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