Schwarzes Loch: Die Kommentare auf Social Media

„Erschreckend wieviel blödsinnige Kommentare so eine geniale Leistung hervorruft“ schreibt jemand unter dem Beitrag der Tagesschau über die Entdeckung des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße.

Autor: Andre Wolf

Und die Person hat recht. Ich habe mir echt mal ein wenig Zeit genommen, und die Kommentare angeschaut. Doch kurz zu Beginn: Astronomen ist erstmals die Abbildung eines Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße gelungen. Allein das Zusammensetzten der Datenmengen von Radioteleskopen weltweit dauerte mehrere Jahre.

So postete es die Tagesschau auf Facebook am 12. Mai 2022. Dazu auch ein Foto, DAS Foto. Sicherlich ist es ein wenig unscharf und wir müssen schon ein wenig Fantasie oder Vorwissen mitbringen, jedoch dürften wir uns in gewisser Weise vorstellen können, was das Foto darstellen soll.

Aber es soll nicht um das Foto mit dem Schwarzen Loch gehen, sondern um die Kommentare. Die Kommentare! Eine Mischung aus Trollerei, Verschwörungsglauben bzw. Wissenschaftsfeindlichkeit. Aber auch gesellschaftskritische Aussagen finden sich zu dem Posting, bzw. gegenüber der Entdeckung.

Kommentare zum Schwarzen Loch

Sicherlich, vereinzelt gibt es Stimmen oder Aussagen, dass dieses Bild lediglich ein teurer Fake sein könne. So wie der provokative Kommentar „Uuhhii! Das nächste Märchen! – Wieviel kostet es den Steuerzahler diesmal?“, der einen recht langen Antwortstrang hinter sich zieht.

Viele Kommentare gehen aber auch auf die vermeintlich schlechte Bildqualität ein. „Würde mein Handy so unscharfe Fotos machen würde ich erst zurückgeben ✌️✌️😅“ bekommen wir zu lesen. Aber auch Aussagen wie „In Wirklichkeit handelt es sich um einen Donut mit Orangenglasur.
Immer diese fettigen Finger auf der Linse.“, die natürlich mit einer Prise Humor versehen sind.

Dennoch wird im ersten Kommentar von der Tagesschau erklärt, warum das Bild so aussieht, wie es aussieht. In diesem Kommentar lesen wir: „Dieser Blick hinein ins Zentrum der Milchstraße ist eine bahnbrechende technische Leistung. Abgebildet wurde der Schatten des riesigen Objekts. Das Schwarze Loch selbst kann nicht abgebildet werden, weil es kein Licht ausstrahlt, sondern alles Licht, das ihm zu nahe kommt, verschluckt. Mit seiner unfassbar großen Anziehungskraft zieht es Licht in sein Inneres, aber auch Gas und Staub und ganze Sterne.

Es ist durch diese Fütterung inzwischen schwerer als vier Millionen Exemplare unserer Sonne und damit das größte und schwerste Objekt in unserer Milchstraße.
Im Fall des jetzt publizierten Bildes dauerte die Rechenarbeit ganze fünf Jahre. Anton Zensus, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und Vorstandsvorsitzender des „Event Horizon Telescope“-Projekts, erklärt: “Die Bearbeitung war tatsächlich sehr schwer – hat sehr lange gedauert, eine langwierige Aufgabe. Und es war schon eine große Freude da, als wir am Schluss sagen konnten: Wir haben das Bild!”“

Aber auch viel Kritik

Die wissenschaftliche Leistung wird in vielen Kommentaren auch kritisch bewertet, und zwar in Bezug auf die Kosten. „Wohl eher das teuerste Foto aller Zeiten, was hätten man mit dem Geld auf der Erde alles machen können.“ wird in einem Kommentar ausgedrückt, ein weiterer lautet „….und jetzt können wir wieder zum ‚Unwichtigen‘ übergehen wie: Hunger und Durst in der Welt beseitigen, Menschheit zufriedenstellen und glücklich machen, Kriege beenden, Meinungsfreiheit in der ganzen Welt durchsetzen, Männer und Frauen gleichwertig behandeln und und und….  Ein ‚löchriger‘ Erfolg bislang…. „.

Die Frage ist natürlich, inwiefern dieser Vergleich eine Form des „Whataboutism“ darstellt und darf natürlich gerne tiefergehend diskutiert werden. An anderen Stellen gehen die Kommentare sogar noch weiter und verknüpfen Politik mit der Forschung und dem Foto des Schwarzen Lochs. „Wann kommt die Solidarsteuer zur Erforschung von Löchern im Himmel? Ist den Olivgrünen dazu noch nichts eingefallen?“ lesen wir, sowie auch „Ein Bereich, indem unsere Steuergelder gut angelegt sind.“

An dieser Stelle driften die Kommentare sicherlich vom eigentlichen Thema ab und eine kontextferne Diskussion entsteht. Und erneut denke ich mir: Ja, so funktionieren Social Media. Wir alle haben zwar die Möglichkeit und die Chance, an Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen teilzunehmen, aber auf der anderen Seite stoßen wir dabei auch immer auf die Probleme der Relevanz und der Richtigkeit. Denn viele Aussagen auf Social Media haben nicht unbedingt eine Relevanz, doch sie sind am Ende einfach da.

Und viele Aussagen müssen auch nicht stimmen, doch ich als teilnehmende Person sollte am Ende in der Lage sein, Aussagen prüfen zu können. Und daher möchte ich mit folgendem Kommentar abschließen, den ich ebenfalls unter dem Posting der Tagesschau zum Thema „Schwarzes Loch“ gefunden habe:

Na da sind ja jetzt die Fachkräfte der Astronomen hier gut in den Kommentaren versammelt. Von Bundestrainer bis Virologe komplett umgeschult. Prima. Ich hole mir Popcorn.

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