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Erneut kursiert ein Sharepic, das ein Schiff mit Beiboot zeigt. Angeblich sähe so „Seenot“ im Mittelmeer aus. Was ist dran?
Es geht genau genommen um einen Zusammenschnitt von Bildern, mit der Erklärung, die Insassen eines Bootes spielten lediglich eine „Seenot“ vor.
Hier das betreffende Sharepic:
„Seenot“ im Mittelmeer.
Sie fahren mit einem Schiff nebst Beiboot auf hohe See …
steigen in das Beiboot um …
das Schiff fährt weg und ab da spielen sie „Schiffsbrüchige“
Der Faktencheck
Die Ausschnitte auf dem Sharepic stammen aus einem Video, welches im Juli 2019 geteilt wurde. (wir berichteten)
In einer Drohnenaufnahme sieht man, wie ein Fischerboot, welches vermutlich von Lybien aus losfuhr, ein leeres Beiboot hinter sich herzieht. Mitten auf dem Meer stoppt das Boot dann, etwa 80 Menschen steigen auf das kleine Boot um, das Fischerboot fährt wieder weg. Das kleine Boot bewegt sich nun langsam auf Lampedusa zu.
Dieses Video ist echt, Schlepper wenden diese Methode an. Es gibt allerdings keine Belege, dass die kleinen Boote nicht seetüchtig seien, damit die Migranten gerettet werden. Es werden nicht nur Boote in Seenot aufgegriffen, sondern alle Boote mit Migranten, eine absichtliche Seenot wäre somit sinnlos.
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Was geschah weiter?
Wie Frontex auf Twitter berichtet, benachrichtigten sie die Guardia di Finanza und die Guardia Costiera über den beobachteten Vorfall. Diese kümmerten sich sowohl um das vermeintliche Fischerboot als auch um das Boot mit den Migranten. Die meisten Migranten kamen aus Bangladesch, Libyen und Marokko, sieben Schlepper wurden festgenommen.
Was ist das für eine Methode?
Diese Methode der Schlepperbanden ist relativ neu, aber wirtschaftlich attraktiv: Anstatt die Migranten selbst zum Zielort zu bringen und in Gefahr zu geraten, verhaftet zu werden, setzt man sie einfach in einem kleineren Boot auf dem Meer aus und fährt wieder davon. Bei der Methode und der Sicherheit der kleinen Boote haben die Migranten „wenig mitzureden“, so Charlie Yaxley, Sprecher des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), gegenüber „Correctiv„.
Waren die Migranten absichtlich „in Seenot“?
Zumindest wird dies auf diversen Seiten und auf Facebook behauptet: Das kleine Boot sei nicht seetüchtig, die Migranten begäben sich absichtlich in diese Gefahr, um gerettet zu werden, in den Nachrichten bekäme man das Video auch nicht zu sehen.
Das Video war auf mehreren TV-Sendern mehrmals in den Nachrichten zu sehen, somit stimmt schon einmal die letzte Behauptung nicht, doch wie steht es mit den anderen Behauptungen?
Die Faktchecker von „Correctiv“ wollten es genauer wissen, und fragten direkt bei „Frontex“ nach, da in deren Tweets und auf Youtube nirgendwo behauptet werde, dass die Migranten sich absichtlich in Seenot begeben hätten.
Deren Sprecher, Krzysztof Borowski, teilte „Correctiv“ mit, dass nur wenige Menschen in dem Boot Rettungswesten trugen und das Boot überfüllt gewesen sei, was allerdings als Solches noch kein Grund für die italienischen Behörden sei, eine Such- und Rettungsaktion einzuleiten, da durch die Umstände alleine noch keine unmittelbare Seenot besteht.
Charlie Yaxley äußert sich diesbezüglich, dass die Sicherheit der Boote und der Flüchtlinge gänzlich in der Hand der Schlepper läge. Es gäbe allerdings keine Belege dafür, dass sich die Flüchtlinge selbst in Gefahr begeben, dazu gäbe es auch keinerlei Grund!
„Wenn die Behörden von ihnen erfahren, werden sie gerettet, um Verluste zu verhindern. Die Rettung wird nicht verzögert, bis das Boot in Seenot ist, so läuft das nicht.“
so Yaxley.
Fazit
Das Video ist echt, Schlepper wenden diese Methode an. Es gibt allerdings keine Belege, dass die kleinen Boote nicht seetüchtig seien, damit die Migranten gerettet werden. Es werden nicht nur Boote in Seenot aufgegriffen, sondern alle Boote mit Migranten, eine absichtliche Seenot wäre somit sinnlos.
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