So wird das nichts

Autor: Jens | ZDDK | MIMIKAMA

MIMIKAMA

Ich sitze hier am Kopfende meines Tisches, ja, der Umbau geht voran, man kann schon erkennen, was es werden soll, fertig zum Beispiel, fertig soll es werden, bald.

Mittlerweile bin ich ob der Anfragen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zum Sozialismus konvertiert, damit ich auf die Frage, wie lange es denn wohl noch dauern wird, antworten kann: „Wir sind Sozialisten und sind in unserem Fünf-Jahres-Plan voll im Soll.“ Nichts gegen Fragen, aber es dauert, so lange es eben dauert, und die lebenserhaltenden Gerätschaften, wie Toilette, Dusche, Kühlschrank, INTERNET sind angeschlossen, alles andere findet sich, oder wie man aus unserer Wiener Zentrale gelegentlich hört – es geht sich schon aus.

Eigentlich würde ich gerne weiter in Onlinemagazinen zum Thema Um- und Ausbau blättern, oder Baumarktseiten durchwühlen, aber es kommt ja immer irgendwas dazwischen und diesmal geht es echt um die Wurst, die Blutwurst, um genau zu sein. Man braucht kein Gehirnakrobat zu sein, um zu wissen, auf welche spezielle Blutwurst ich mich beziehe und natürlich wurde schon von ziemlich vielen Menschen etwas dazu gesagt, jeder nimmt für sich in Anspruch, dass es etwas schlaues gewesen sei, andere mögen sich beim Lesen dann denken „hätte er mal lieber geschwiegen.“ Kann mir jetzt auch so gehen, also, dass der eine oder andere Leser dieses Beitrags sich denkt „hätte er mal besser die Tasten verschont.“ Aber wartet erst einmal ab, es geht nur nebenbei um DIE Wurst.

Es geht um die Wurst

Zugegeben, auch ich finde die Beilage Blutwurst aus Schweinefleisch auf einem Buffet bei der Islamkonferenz etwas befremdlich, ausgerechnet Blut und Schwein, da war doch klar, dass das für Teile der Bevölkerung so etwas wie Brot und Spiele bedeutet und so kam es auch.

Anstatt es als peinlichen Fauxpas, der jedem hätte passieren können, auf sich beruhen zu lassen, wird gleich einmal böse Absicht unterstellt und entsprechend derbe kritisiert. Kann man machen, muss man aber nicht.

Meine Herren, es sind doch diese kleinen Dinge, der Slapstick des Lebens, der demselben diesen gewissen Reiz gibt, der uns schmunzeln lässt, wenn wir in den letzten Jahren nicht alles so gottverdammt ernst nehmen würden. Wenn immer alles perfekt laufen würde, wo wären all die kleinen Anekdoten aus unserem Leben, die wir gerne teilen? Wo wäre Norderney oder Sylt, wenn es doch nur Neuwerk ist (vergl. Norderney oder Sylt, Hauptsache Hamburg mit Henriette und Giesbert)?

Keine Versprecher, keine Missverständnisse, keine Fehlbuchungen bei Räumlichkeiten oder Catering – boah wat is dat langweilig.

Aber klar darf man das Ganze auch kritisch beäugen und darauf etwas herumreiten, allerdings muss man auch mit Gegenstimmen rechnen, was ebenfalls ohne Probleme machbar wäre. Mein „jetzt stellt euch mal nicht so an“ geht ja in die Richtung, keine Kritik an der Kritik, eher an der Welle, die da geschoben wird, denn ich kann die Kritik ja verstehen, nur die Vehemenz, die einige an den Tag legen, eben nicht.

Tja, und dann gibt es eben noch die Hardliner unter denjenigen, die die Kritiker kritisieren, also mal abgesehen von den so richtig rechten Rechten, jene, die sich selber gerne als gemäßigt betrachten, also die selbst so empfunden milden Kritikerkritiker. Nochmal, ich kann die Kritik an sich verstehen und habe auch keine Probleme damit, dass man die Kritik auch anders sehen kann.

Trumpismus

Was mich in diesem Zusammenhang aber vielmehr erschreckt hat, ist der Umgang von teilweise renommierten Journalisten, oder denen, die sich selber gerne als solche sehen, mit dem Thema.

Die Wortwahl entspricht mit keiner Silbe einer, die ich von einem renommierten Journalisten in dieser Form erwartet hätte, sie erinnert vielmehr an einen Tweet von Trump als an einen deutschen Journalisten. Trumpism at its best so to speak.

Worte wie Realitätsverweigerer oder Toleranzbesoffene schaffen einen derart aggressiven Grundton, der deutlich macht, wie der Schreiber über Andersdenkende urteilt, blickt auf ihn, so scheint es zumindest, von seinem selbstgeschaffenen Standbild herab und nimmt für sich die Deutungshoheit in Anspruch. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich beim Schreiben deutlich innerlich eine Linie zwischen den wirklich rechten Rechten und den Kommentatoren und Journalisten, die sich selber eben nicht in dem Lager sehen wollen, ziehe, aber um genau letztere geht es mir. Sie arbeiten mit genau denselben sprachlichen Werkzeugen.

Es scheint fast so, als bilde sich eine neue „Clique“ von Journalisten, die gerne polemisch populistisch Schreiben und eventuelle Kritik an ihrem neuen Stil oder ihrer damit verbundenen Arbeit mit einem Verweis auf ihre lange Berufszeit abwehren. Sie scheinen sich selber in einer eigenen Filterblase gefunden zu haben und sich gegenseitig nur allzu gern zu zitieren, um ihre eigenen Gedanken zu teilen und bestätigt zu fühlen. Ich habe es lange aufgegeben, mich da weiter hineinzulesen, allzu oft sah ich über das Netz verteilt stets dasselbe Argument für die Wortwahl „ich will provozieren und den Finger in die Wunde legen“ – liest sich wie eine umformulierte Variante von „das wird man doch wohl noch sagen dürfen“. Können sie, sollen sie dürfen, was ihnen allerdings damit zum Großteil selber verloren geht, ist genau das, was sie eigentlich gerne haben wollen. Respekt.

Was ist nur aus der deutschen Streitkultur geworden

Ich bin ein großer Anhänger und Verfechter der deutschen Streitkultur, aber da steckt eben auch das Wort Kultur drin. Diese, also die Streitkultur, war soweit ich sie in früheren TV-Debatten, damals, als die öffentlich-rechtlichen Sender noch ihrem Bildungsauftrag zur Genüge nachgekommen sind, kennen lernen durfte, stets, bei aller Disharmonie unter den Beteiligten und Diskrepanz ihrer Meinungen, von zwei Dingen geprägt – gegenseitigem Respekt und Toleranz. Beides unabdingbar für eine offene Diskussion auf Augenhöhe. Wenn ich aber das potentielle Gegenüber noch vor Beginn des Gespräches als toleranzbesoffenen Realitätsverweigerer tituliere, zeige ich ihm deutlich, dass ich nicht bereit bin, auf Augenhöhe zu diskutieren. Viel schlimmer eigentlich zeige ich, dass ich keine echten eigenen Argumente vorbringen kann. Kann es vielleicht sein, dass die Verfasser, die diese Worte gerne benutzen, einfach darauf bauen, dass eine Vielzahl Leser nach der dritten „Beschimpfung“ abbrechen, nicht weiterlesen und so gar nicht gewahr werden, dass im Anschluss auch keine Argumente vorgebracht werden? Nein, ich habe jetzt nicht versucht, mich durch einen dieser Artikel zu mühen, dafür ist mir mein Kreislauf zu schade.

Ich kann mir eine Diskussion in einer ruhigen, respektvollen Atmosphäre sogar mit einem Flacherdler oder einem Holocaustleugner (bei einem Besuch in seiner Zelle vermutlich) interessant vorstellen, solange er ruhig seine Argumente darlegt, man kann dabei so unheimlich viel von einander lernen, damit meine ich nicht, dass man sich gegenseitig bekehren muss, nein, aber der Argumentationsansatz an sich kann interessant sein. Aber vielleicht haben sie ja gar keine Lust auf eine Diskussion und wollen viel lieber einen lange aufgestauten Frust los werden, oder haben Bauchweh.

Jetzt huscht mir gerade ein Gedanke durch den Kopf, wann bin ich eigentlich toleranzbesoffen? Ist es nur bei jedem Thema bezüglich des Islam, oder bin ich es auch, wenn ich eine Schlachteplatte beim Veganerkongress für unangebracht erachte, oder fordere, dass eine Veranstaltung für Behinderte (Menschen mit Behinderung) auch für alle betroffenen potentiellen Teilnehmer barrierefrei ist, sprich keine Treppen, damit ein Rolli auch rein kann, oder wenn ich für die Ehe für alle mit allen daraus erwachsenden Rechten und Pflichten inklusive einer möglichen Adoption bin?

Ganz ehrlich, ich finde es schade, dass es so ist, wie es ist, wer Respekt und Toleranz ob seiner angeblichen oder tatsächlichen beruflichen Leistung erwartet, wobei das ja auch immer so eine Sache ist, nur weil jemand lange in einem Beruf arbeitet, heißt es ja nicht, dass er ihn auch wirklich gut macht, aber egal, wenn er dafür Respekt erwartet, sollte er ihn auch Andersdenkenden gegenüber an den Tag legen, sonst wird das nichts.

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