Vorschussbetrug auf Facebook: Nein, unheilbare Kranke verschenken kein Geld

Sie verstummen wohl nie: Die Kriminellen, die mit überdramatischen und emotionalen Geschichten den ersten Schritt in Richtung Vorschussbetrug machen.

Autor: Claudia Spiess

Sie kommentieren auf Seiten oder in Gruppen auf Facebook, sie senden Nachrichten über den Messenger: Kriminelle, die nichts anderes im Sinn haben als eine alte Masche zu versuchen: Vorschussbetrug.

Die Geschichten, die man hier zu lesen bekommt, sind höchst dramatisch, traurig, erschreckend und damit vor allem eines: Emotional. Sie sollen berühren und potenzielle Opfer dazu bewegen, darauf zu reagieren.
In dem Fall, dem wir nun begegnet sind, wurde eine Nachricht via Messenger verschickt:

Screenshot Facebook Messenger / Nachricht zu Vorschussbetrug
Screenshot Facebook Messenger/Nachricht

„Hallo, ich musste Sie so kontaktieren, weil ich etwas sehr Wichtiges tun möchte. Es wird Ihnen ein wenig verdächtig erscheinen, ganz richtig, dass Sie mich nicht kennen und ich Sie nicht kenne. Ich leide an Hirntumor im Endstadium, mein behandelnder Arzt hat mir gerade mitgeteilt, dass meine Tage aufgrund meines verschlechterten Gesundheitszustandes gezählt sind. Ich plane, mein gesamtes Eigentum zu spenden.

Ich lebe seit fast 15 Jahren, ein Teil dieses Geldes wird an verschiedene Vereine, Waisen- und Obdachlosenhilfezentren gespendet. Ich weiß nicht, in welchem ​​Bereich Sie arbeiten, aber ich würde Ihnen gerne helfen, anderen zu helfen. Aktuell habe ich auf meinem Privatkonto Sperrkonto die Summe von 590.000 Euro, die ich für ein Bauvorhaben einbehalten hatte.

Ich werde Ihnen dieses Geld gerne geben, das Ihnen in Ihrem Geschäft und Ihren Projekten helfen kann, bitte nehmen Sie es an, denn es ist ein Geschenk, das ich Ihnen gebe, und dies, ohne etwas dafür zu verlangen. Ich leide sehr und ich leide sehr verängstigt, ich kann nachts fast nicht schlafen wie tagsüber, weil ich nicht sterben will, ohne all dieses Geld zu spenden, sonst wäre es eine Verschwendung, denke ich.

Bitte antworten Sie mir, indem Sie mir Ihre E-Mail und WhatsApp-Nummer geben Möge der Friede und die Barmherzigkeit Gottes mit Ihnen sein.“

Text der Nachricht

Der Beginn einer traurigen, aber dennoch ganz besonderen Geschichte? Nein. Außer man hält abgezockt zu werden für „ganz besonders“.

Der Vorschussbetrug / „Scamming“

Mit derart emotionalen Texten wird der Vorschussbetrug eingeläutet. Denn dahinter steckt nichts anderes als kriminelle Energie und die Suche nach möglichen Opfern. Diese Masche tritt in verschiedensten Formen auf. Mal ist es eine todkranke Person wie hier, mal ist es eine – selbstverständlich gutaussehende, erfolgreiche – Person, die auf der Suche nach der großen Liebe ist, oft steckt diese Betrügerei auch hinter Wohnungs- oder Kreditangeboten.

Wie in jedem Fall kehrt sich die Geschichte doch bald um. Am Ende sind es die Personen, die Geld verschenken wollen, die vorgeben, die große Liebe gefunden zu haben oder einen anderen Vorwand nutzen, um sich das Vertrauen der Opfer zu erschleichen, die dann Geld verlangen. Typischer und vorhersehbarer Ablauf bei Vorschussbetrug.
Auch dafür finden sie zig Erklärungen, sei es eine Vorauszahlung, um die Abhandlung durch einen Notar finanzieren zu können, sei es eine finanzielle Stütze in einer schwierigen Notsituation oder in manchen Fällen sogar durch Erpressung.

Zu den verschiedenen Varianten, denen man begegnen kann, haben wir einen Artikel verfasst. Diesen findest du HIER.

Wie handelt man richtig?

  • Suspekte Freundschaftsanfragen von Fremden nicht annehmen.
  • Bei Kontakten durch fremde Personen, die sehr schnell sehr vertrauensvoll schreiben, immer misstrauisch sein.
  • Niemals Geld an fremde Personen überweisen – vor allem nicht, wenn man sie im Internet kennengelernt hat.
  • Bei Vorauszahlungen generell Vorsicht walten lassen!
  • Angebote, die eigentlich zu schön sind, um wahr zu sein, sind es meist auch. Ein wenig Recherche, ob es vergleichbare Angebote von anderen Anbietern gibt, zeigt schnell, dass es sich meist um Betrug handelt.
  • Mails, Chatverläufe und andere Kommunikationen immer aufbewahren, speichern, Screenshots erstellen. Kommt es zu einem Betrug, kann man diese der Polizei vorlegen.
  • Fremden Personen generell nicht blind vertrauen! Immer versuchen, mehr über die jeweilige Person herauszufinden. Auch über die Rückwärtssuche von Bildern lässt sich oft feststellen, dass verwendete Fotos geklaut sind.

Fazit

Es wird in diesem Fall – genauso wie in zahlreichen anderen – nicht zum großen Geldregen kommen. Die Geschichte wird sich umkehren, die ach so großzügigen Personen werden Geldforderungen stellen: Klassischer Vorschussbetrug.

Generell gibt es wohl kaum jemanden im Internet, der so liebenswürdig und freundlich ist und unbedingt sein Geld verschenken möchte.
Also tut es ihnen gleich – und verschenkt nicht blindlings Geld an Internet-Bekanntschaften, die ihr im echten Leben noch nie gesehen habt!

Passend dazu: 35.000 Euro Schaden. Frau fiel auf Internetbetrüger herein

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