Eine Lancet-Studie zeigt nicht, dass die Wirkung von Impfstoffen viel niedriger ist!
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Eine Lancet-Studie soll beweisen, dass die Wirkungen der Impfstoffe sehr viel geringer ist. Doch es werden verschiedene Maßstäbe miteinander verglichen.
Auf einem Sharepic werden Zahlen aus einer vorgeblichen Lancet-Studie mit den bisher bekannten Zahlen der Wirksamkeit der Impfstoffe gegenübergestellt – und augenscheinlich sind die Impfstoffe viel weniger wirksam, als bisher angenommen.
Die Behauptung
Dieses Sharepic wird in sozialen Medien verbreitet:
Demnach soll eine Lancet-Studie aufzeigen, dass die tatsächliche Wirksamkeit der Impfstoffe viel zu hoch beworben werde. Pfizer/BioNtech (95,03%) habe demnach nur eine Wirkung von 0,84%, Moderna (94,08%) nur eine Wirkung von 1,24%, Janssen (66,62%) nur eine Wirkung von 1,19% und AstraZeneca (66,84%) nur eine Wirkung von 1,28%.
Beschrieben werden die hohen Prozentzahlen als „Marketinglüge“ und die niedrigen Prozentzahlen als „Lancet-Studie“.
Zum Verständnis: Der Unterschied von Prozentpunkten und Prozenten
Bevor jetzt die Mathematiker aufschreien: Ja, mathematisch gibt es keinen Unterschied zwischen Prozentpunkten und Prozenten. In diesem Fall macht es jedoch schon einen Unterschied, den wir erläutern möchten.
Ein kleines Beispiel: Eine Partei bekommt bei einer Wahl 8% der Wählerstimmen, bei der nächsten Wahl dann 12%. Das ist eine Steigerung um 4 Prozentpunkte.
Um dies wieder in Prozenten ausdrücken zu können, rechnet man 4 (Prozentwert) geteilt durch 8 (Grundwert) = 0,5 = 50%.
Die Partei steigerte also ihr Wahlergebnis um 50%.
Die Differenz von zwei Prozentsätzen nennt man also Prozentpunkte.
So, nun können wir weiter mit dem Faktencheck machen, nachdem ihr euch das nun verinnerlicht habt.
Es handelt sich nicht um eine Lancet-Studie!
Dies muss ebenfalls bedacht werden: Der Kommentar auf den Seiten von „The Lancet“ (siehe HIER) trägt den Titel „Wirksamkeit und Effektivität des COVID-19-Impfstoffs – der Elefant (nicht) im Raum“.
In dem Kommentar geht es darum, dass die Wirksamkeit und Effektivität der Impfstoffe zum vollständigen Verständnis auch mit anderen Zahlenwerten dargestellt werden sollten, da die bisherige Darstellung der „relativen Risikominderung“ ungenügend wäre, zusätzlich sollten auch noch eine andere Messung aufgeführt werden, nämlich die der „absoluten Risikominderung“.
Ein Beispiel
- 100 ungeimpfte Personen, 10 Personen erkranken an COVID-19
- 100 geimpfte Personen, 1 Person erkrankt an COVID-19
Das Erkrankungsrisiko wurde in der Gruppe der Geimpften also von 10 auf 1 gesenkt, also um 90%. Das ist die relative Risikominderung.
Nun stellen wir die gleiche Situation dar, aber mit den Zahlen einer absoluten Risikominderung.
- Wenn von 100 ungeimpften Personen 10 Personen erkranken, liegt das Erkrankungsrisiko bei 10%.
- Wenn von 100 geimpften Personen 1 Person erkrankt, liegt das Erkrankungsrisiko bei 1%.
Die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken, lag also bei der Gruppe der Geimpften um 9 Prozentpunkte niedriger.
Die beiden Maße beschreiben also unterschiedliche Dinge. Die Verringerung des absoluten Risikos einer Person hängt davon ab, wie hoch das Risiko war, dem sie ausgesetzt war, während die relative Risikoverringerung unabhängig davon gilt, wie hoch das Risiko war.
Was sagen die niedrigen Zahlen nun also aus?
Die niedrigen Zahlen in der Gegenüberstellung zeigen die absolute Risikominderung durch die Impfstoffe an. Zwar ist eine Erkrankung an COVID-19 sehr u.a. von Faktoren wie dem Alter, Gesundheitszustand und Vorerkrankungen abhängig, jedoch wird durch die Prozentpunkte aufgezeigt, wieviel stärker man selbst durch eine Impfung geschützt ist.
Dies macht übrigens jene absoluten Prozentpunkte so interessant, denn vielleicht ist euch aufgefallen, dass Pfizer beispielsweise zwar 95,03% Risikoreduktion hat, aber nur 0,84 Prozentpunkte absolute Risikominderung, während AstraZeneca nur 66,84% Risikoreduktion hat, dafür aber 1,28 Prozentpunkte absolute Risikominderung.
Richard Watanabe, Professor für Präventivmedizin an der Universität von Südkalifornien, definierte die absolute Risikominderung als „den Anteil der Menschen in der Bevölkerung, die infolge der COVID-19-Impfung nicht erkranken“.
Fazit
Die absolute Risikominderung sieht zwar viel kleiner aus als die relative Risikominderung, doch während der Impfstudien kam auch nur ein bestimmter Prozentsatz der Studienteilnehmer mit COVID-19 in Berührung, während viele Teilnehmer ohne Impfung nicht infiziert wurden.
Eine absolute Verringerung von 1% – 2% stellt aber umgerechnet auf die Bevölkerung eine große Verringerung dar. Zudem können die Zahlen der absoluten Risikominderung, wenn sie nun auch noch auf verschiedene Bevölkerungsgruppen angewendet werden, politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, leichter zu entscheiden, wieviel Prozent einer Bevölkerungsgruppe geimpft sein muss, um einen größtmöglichen Schutz für die Gesamtbevölkerung zu haben.
Weitere Quellen: PolitiFact, Full Fact, aap, afp
Auch interessant:
Auf einem Sharepic wird behauptet, dass Geimpfte und Ungeimpfte bei einer Corona-Infektion unterschiedlich gezählt werden, doch die Definition hat sich nicht geändert.
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