Z-Propagandazeichen in Russland beschmiert? (Faktencheck)

Das Z-Propagandazeichen ist seit Beginn des Ukrainekrieges aufseiten Russlands zu sehen. Nun sind Fotos aufgetaucht, die einen Vandalismus durch „Partisanen“ in Russland auf die Z-Symbolik zeigen sollen.

Autor: Andre Wolf

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Das Z in verschiedenen Varianten ist seit Beginn des Krieges auf den Militärfahrzeugen der russischen Streitkräfte zu sehen gewesen. Ebenfalls wird es als Symbol von Unterstützern in der Bevölkerung verwendet. Das Z-Propagandazeichen ist daher vielerorts in Russland zu sehen. Nun sollen jedoch Fotos zeigen, dass sich innerhalb Russlands eine Art Widerstand gegen den Krieg formiert und die Z-Symbolik angreift.

Auf einem Foto, das ursprünglich auf Telegram, aber auch auf anderen Social-Media-Kanälen verbreitet wird, sehen wir dieses Z-Propagandazeichen auf einer Art Leinwand oder Tafel. Dieses Symbol wurde mit Farbe beschmiert. Angeblich hätte diese Schmiererei in Russland stattgefunden.

MIMIKAMA
Z-Propagandazeichen beschmiert

Wir kennen es aus der Vergangenheit ja schon, dass russische Einrichtungen mit Farben beschmiert wurden. Wir haben sogar zu Beginn des Krieges einen Fall in Wien gehabt (siehe hier). Das bedeutet, speziell außerhalb Russlands wurden russische Symbole oder Einrichtungen häufiger mit Farben beschmiert. Doch dieses Foto soll in Russland aufgenommen worden sein. Quasi ein Zeichen des Widerstandes. Zu dem Foto wird auch behauptet, dass diese Aktion von Partisanen in Novosibirsk stammen soll.

Z-Propagandazeichen in Russland beschädigt

Zunächst müssen wir herausbekommen, ob es sich auch wirklich um echtes Foto und kein manipuliertes Bild handelt. Das funktioniert meist, indem von derselben Situation oder am selben Ort Fotos aus verschiedenen Perspektiven und noch besser zu verschiedenen Zeiten gemacht wurden, die jedoch dasselbe Motiv zeigen. In diesem Fall ist das Telegram Posting schon ganz hilfreich, da es zwei verschiedene Fotos aus zwei leicht unterschiedlichen Perspektiven liefert. Wir können anhand eines Vergleichs erkennen, dass die Schmierereien durchaus echt sind.

Vergleich Z-Propagandazeichen
Vergleich Z-Propagandazeichen

Der nächste Schritt liegt in der Verortung des Bildes. Haben wir es wirklich mit einem Foto aus Russland zu tun? Stammen diese Bilder aus Novosibirsk, so wie behauptet wird? Da zu schauen wir uns die Details auf den Fotos an.

Wie schon in vorangegangenen Faktenchecks immer wieder erwähnt, liegen die wichtigen Details nicht im Zentrum eines Bildes, sondern meist am Rand oder sogar außerhalb des Bildes selbst. Das ist auch hier der Fall. Wir haben ein paar prägnante Details, die nicht ganz einfach zu entziffern sind, jedoch uns Hinweise liefern, wo genau dieses Foto aufgenommen worden sein könnte. Schauen wir uns die Details an:

MIMIKAMA
Z-Propagandazeichen Analyse

Wir erkennen links im Hintergrund ein Gebäude. Das Gebäude trägt eine Aufschrift, wahrscheinlich ist dort ein Ladengeschäft ansässig (1). Wir können nicht komplett lesen, was da steht, es sind zudem kyrillische Zeichen. Über der Straße rechts im Bild erkennen wir Leitungen (2), am Straßenrand ganz rechts befindet sich eine Art Werbeaufsteller (3). Das Schild bzw. die Leinwand selbst hängt fest montiert an einem Pfeiler (4). Unterhalb der Leinwand sehen wir links eine Rufnummer (5). All diese Details gilt es nun zu verwerten, um am Ende die exakte Position dieses Schildes auszumachen.

Beginnen wir mit der Rufnummer. Es handelt sich um eine Rufnummer, die mit 383 beginnt. 383 ist tatsächlich die Ortsvorwahl von Novosibirsk (vergleiche hier). Das ist zumindest schon einmal ein Indiz, dass wir uns hier wirklich in Novosibirsk befinden können. Wenn wir nun ein Luftbild von Novosibirsk öffnen (idealerweise mit dem Kartendienst von Yandex), dann sehen wir, dass Novosibirsk groß ist (vergleiche).

Es bringt also nichts, jetzt blind aus der Vogelperspektive heraus die Stadt zu durchsuchen. Wir müssen daher die anderen Details hinzuzählen. Hierzu ist das, was wir nicht sehen, relevant. Und das, was wir nicht sehen, ist das komplette Schild des Ladenlokals. Hier müssen wir also rekonstruieren, was wir dort finden können.

Z-Propagandazeichen Analyse
Z-Propagandazeichen Analyse

Wir schauen zunächst auf das, was wir entziffern können. Hier lesen wir „лнГА ИНСТР“. Das lässt den Schluss zu, dass wir am Ende auf dem Schild „Лига – Инструмент“ (Liga Werkzeugbau“ lesen können. Und diese Informationen nutzen wir nun und füttern den Kartendienst von Yandex mit den Suchbegriffen „Лига – Инструмент Новосибирская“. Das Ergebnis ist eine Adresse in Novosibirsk.

Mit dieser Adresse kommen wir unserer Lösung schon extrem nah. Yandex, als russische Suchmaschine, hat einen enormen Vorteil, da es sehr viel Bildmaterial und auch Straßenansichten aus russischen Städten bietet. So wie in diesem Fall auch in Novosibirsk. Wir können die Adresse, die wir aus der Suche gefunden haben, als Straßenansicht auf Yandex öffnen. Wir können deutlich unter Hinzunahme unserer ursprünglichen Detailanalyse erkennen, dass wir hier an dem korrekten Ort sind.

Werbetafel, Straßenlampen und Stromleitungen, aber am Ende auch das Ladengeschäft stimmen absolut überein. Wir sehen, dass an dieser Stelle tatsächlich vor dem Laden eine Werbetafel ist, die zwar zum Zeitpunkt der Aufnahme für den Kartendienst kein Z-Propagandazeichen zeigt, was aber logisch ist, da die Aufnahme bereits 2020 entstanden ist. Dennoch, es gibt ein Foto des sich dahinter befindlichen Ladengeschäftes, das wir über die Rekonstruktion der Buchstaben gesucht haben (vergleiche).

Fazit: Das Foto mit den Farbschmierereien an dem Z-Propagandazeichen ist tatsächlich in Novosibirsk entstanden.

Das könnte ebenso interessieren: Faktencheck zu einem Feuer in Russland. Ein Faktencheck ist keine Meinung, Teil 2. Dazu ein Faktencheck anhand eines Brandes in der russischen Stadt Tjumen. Weiterlesen …

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.