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Schon blöd, wenn selbsternannte Patrioten Deutschland zwar als „Land der Dichter und Denker“ bezeichnen, aber nicht erkennen, dass jenes Gedicht nicht von Schiller stammt.

Vielleicht, so fragt man sich, ist das der Grund, warum „Querdenker“ nicht auch für die Öffnungen von Bibliotheken und Buchhandlungen demonstrieren: das Bedürfnis, Klassiker der deutschen Literatur zu lesen, ist vielleicht nicht sonderlich hoch.
Denn jenes verbreitete Gedicht stammt nicht von Friedrich Schiller:

Screenshot aus einer Anfrage an uns
Screenshot aus einer Anfrage an uns

Der Text des obigen Screenshots wurde anscheinend von der Seite „ddb news“ (siehe HIER) kopiert, denn auch dort steht „Was für ein wundervolles Gedicht von Friedrich Schiller … als hätte er es genau für diese Zeit jetzt geschrieben“.

Das Gedicht beginnt mit folgenden Zeilen:

Dieses ist die Zeit der Wende,
nun zählt Klarheit, Kraft und Mut.
Viele Herzen, viele Hände
voller Sanftheit und voll Wut.

Du bestimmst
und du entscheidest
welchem Geist du angehörst.
Ob du leise weiter leidest
oder endlich dich empörst.

Die wahre Herkunft

Tatsächlich sieht das Gedicht so aus, als ob es von Schiller stamme, dieser war jedoch nur quasi die Inspiration für das Gedicht, welches in Wirklichkeit von der Künstlerin Beate Lambert stammt.

Unser Leser André V. ist der Sache selbst auf die Spur gegangen und fragte bei Beate Lambert nach, da er in anderen Quellen sah, dass ihr Name neben Friedrich Schiller als Verfasser genannt wurde. Freundlicherweise ließ er uns die Mail zukommen, in der Frau Lambert auch selbst sagt:

„Wenn so etwas erst mal falsch im Umlauf ist, ist es wohl schwer, das wieder gerade zu biegen. Ich habe das Gedicht extra „Zeit der Wende“ genannt, damit das nicht passiert, bzw. ich damit von Schillers „Ode an die Freude“ zu unterscheiden bin.“

Die Mail von Beate Lambert
Die Mail von Beate Lambert

Es finden sich auch Teile des Schiller-Gedichts „Ode an die Freude“ in Lamberts Gedicht, so gleichen sich die Zeilen:

Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.

und

Groll und Rache sei vergessen,
unserem Todfeind sei verziehn.

Daneben verfasste Frau Lambert auch ein Lied namens „Ode an die Freude“ (siehe HIER), in dem Teile des Originals von Friedrich Schiller verwendet werden.

André V. hat sich die Mühe gemacht, alle drei Texte (Zeit der Wende, Ode an die Freude von Beate Lambert, Ode an die Freude von Friedrich Schiller) gegenüberzustellen und die Gemeinsamkeiten farblich zu markieren (siehe HIER, PDF-Datei).

Fazit

Nein, das verbreitete Gedicht ist nicht von Friedrich Schiller. Die Texterin selbst klärt auch darüber auf.

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Auch interessant:

Noch immer wird in sozialen Medien ein Gedicht geteilt, welches von Angela Merkel stammen soll und bereits 1967 in einer DDR-Jugendzeitschrift veröffentlicht wurde.


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