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807 Millionen für Windstrom, der nicht produziert wurde

… aber hätte produziert werden können. Es geht hier um Abschlagszahlungen, für die weder die Anlagenbetreiber noch das Prinzip Windkraft etwas können.

Autor: Walter Feichtinger

Die Behauptung

Deutsche zahlen 807 Millionen Euro für Windstrom, der 2021 nicht produziert wurde.

Unser Fazit

Der Wind wäre eigentlich da gewesen. Schleppender Netzausbau hat aber verhindert, dass alles eingespeist werden konnte. Im Süden Deutschlands, wo der erneuerbare Strom dringend gebraucht würde, ist der Ausbau der Windkraft ein „Totalausfall“.

Windstrom: Es gibt einige Gründe, warum sich Windräder nicht drehen, auch wenn gerade genug Wind da wäre: Artenschutz, Eis auf den Rotoren, Wartung oder Reparatur. Manchmal geht auch zu viel Wind, der ältere Anlagen beschädigen könnte. Uns interessiert aber ein anderer Fall, wenn eigentlich nichts dagegen sprechen sollte und die Windräder trotzdem nicht laufen.


Die Krux mit dem Netzausbau

Hauptgrund für Windstrom, der produziert, aber nicht eingespeist werden kann, ist der schleppende Netzausbau: Um Überlastungen vorzubeugen, werden Windkraftanlagen vom Netz genommen. Eine Anfrage Dietmar Bartsch an das Bundeswirtschaftsministerium ergab einen neuen Höchststand bei den Entschädigungszahlungen im Jahr 2021: 807,1 Millionen Euro für etwa 5800 Gigawattstunden nicht eingespeisten Strom. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat im Detail berichtet.

Das ist allerdings nicht der einzige Grund: Betreiber von Anlagen über 100 Kilowatt Leistung müssen seit 2016 ihren Strom über Direktvermarkter an der Strombörse verkaufen. Und diese hat das Recht bei zu niedrigen Marktpreisen Windkraftanlagen vom Netz zu nehmen. mdr.de zitiert den Energieökonomen Paul Lehmann vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung:

Weil es natürlich auch Phasen gibt, wo der Strompreis negativ ist. Dann würde ich aber aus volkswirtschaftlicher Sicht auch sagen, dass es nicht sinnvoll ist, in dem Moment den Strom einzuspeisen, egal aus welcher Quelle er kommt. Weil das ja dann bedeutet, dass zu viel Angebot auf dem Markt ist und zu wenig Nachfrage da ist.

Paul Lehmann zu mdr.de

Windstrom: verloren, entschädigt, gefordert

93 Prozent der Entschädigungen von 2021 gingen an Betreiber von Windkraftanlagen, vor allem in Norddeutschland. Nur gut 5 % entfielen auf PV-Anlagen, berichtet der Merkur. Auch das zeigt sehr gut auf, dass das Hauptproblem die fehlenden Stromtrassen sind. Die Kritik richtet sich deshalb in erster Linie gegen den aktuellen Bundeswirtschaftsminister:

Es sei „inakzeptabel“, dass dafür Stromkunden über steigende Netzentgelte zur Kasse gebeten würden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müsse den schleppenden Netzausbau „endlich“ in Gang bringen und die Verbraucher vor solchen Kosten schützen.

Merkur zitiert Fraktionschef Dietmar Bartsch

Dabei sollte aber auch nicht vergessen werden, dass Habeck immer wieder gefordert hatte, dass Windkraft dort ausgebaut werden sollte, wo sie gebraucht wird. Bei der WindEnergy-Messe in Hamburg im September richtete sich sein Appell an die Bundesländer: Macht endlich mehr Tempo! Er meinte damit insbesondere die südlichen Bundesländer, die bisher die Energiewende verschlafen haben. Wolfram Axthelms, Chefs des Bundesverbands Windenergie, sprach sogar von einem „Totalausfall“.


Quellen:

RND, ARD, MDR, AEE, Merkur

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