Verschwörungstheoretiker spricht von inszeniertem Amoklauf

Knapp zehn Jahre ist das Schulmassaker an der Sandy Hook Elementary School im US-Bundesstaat Connecticut nun her: Im Dezember 2012 hatte ein 20-Jähriger an der genannten Schule 20 Kinder und 6 LehrerInnen erschossen.

Der rechte US-Radiomoderator Alex Jones hat über Jahre behauptet, das Schulmassaker an der Sandy-Hook-Grundschule mit 26 Toten sei nur inszeniert gewesen. Das hat katastrophale Folgen für die Hinterbliebenen. Sie sollen jetzt entschädigt werden.

Der Verschwörungstheoretiker Alex Jones hatte krude Unwahrheiten verbreitet und behauptet, dass der Amoklauf nur von Schauspielern inszeniert worden war. Das Ganze war laut ihm Teil einer Regierungsverschwörung, die dazu dienen sollte, den Amerikanern ihre Waffen wegzunehmen. Wie Der Standard berichtet, sprach Jones in einer Live Übertragung während der Verlesung des Urteils davon, in Berufung zu gehen: „Wir kämpfen gegen Goliath“. Sein Anwalt gab bisher keine Stellungnahme ab.

Die Lügen des Moderators stießen in rechtsextremen Kreisen auf Widerhall und führten zu großem Leid bei den Angehörigen der Opfer, die von Verschwörungstheoretikern gefährdet wurden.

Angehörige bedroht und belästigt

Während des Prozesses waren Klagen der Angehörigen von 5 Kindern und 3 LehrerInnen eingereicht worden. Die Eltern und Geschwister der Opfer sagten oftmals unter Tränen aus, dass sie jahrelang bedroht und belästigt wurden. Darunter fielen beleidigende Kommentare in den sozialen Medien, aber auch, dass fremde Menschen die Angehörigen filmten und bei Ihnen zu Hause auftauchten. Auch ein FBI-Agent, der auf die Schießerei reagierte, war unter den Klägern. Die Belästigungen gingen von den Menschen aus, die den Lügen in Jones´ Fernsehsendung glaubten.

Der Betrag von 965 Millionen Euro ergibt sich aus der Summe der Schadenszahlungen an insgesamt 15 KlägerInnen. Die Summe wurde am Mittwoch, 12.10.2022 von einem Gericht im Bundesstaat Connecticut bestätigt, wie US-Medien übereinstimmend aus dem Gerichtssaal in Waterbury berichteten. Bereits im August hatte ein texanisches Geschworenengericht den Eltern eines weiteren getöteten Kindes insgesamt fast 50 Millionen Dollar zugesprochen.

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Hohe Geldsumme als Vorbeugung von Straftaten?

Schadenersatz ist dazu gedacht, den Schaden der Betroffenen zu ersetzen und erlittenes Unrecht auszugleichen. Die riesigen Summen, die in den Vereinigten Staaten oft eingeklagt werden, sind in Europa allerdings nicht üblich. Oftmals sind Privatpersonen, die eine Milliardenstrafe zahlen sollen, ökonomisch ruiniert. Deshalb wird das eigentliche Ziel, die Resozialisierung der Täterinnen und Täter, durch die hohe Strafe verhindert. Zudem zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass strengere Strafen die Kriminalitätsrate kaum senken.

Ein bedeutendes Beispiel dafür ist die Todesstrafe in den USA: Die angeblich abschreckende Wirkung konnte bisher durch keine wissenschaftliche Studie bewiesen werden. Das Ziel, Straftaten zu verhindern, wird viel eher mit Methoden außerhalb des Strafrechts erreicht: durch gute Bildung und ein verlässliches soziales Netz. Europa und insbesondere die skandinavischen Länder gehen dabei mit gutem Beispiel voran. Gute Bildung ist übrigens auch das beste Mittel gegen Verschwörungstheorien: Sie immunisiert gegen leicht durchschaubare Lügen, wie jene von Alex Jones.

Quellen: futurezone, Der Standard

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Autor: Nick L.

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