Am 24. November 2022 startet HateAid gemeinsam mit Anna Nackt und dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe Frauen gegen Gewalt e.V. eine Petition gegen die massenhafte Verbreitung von gefälschten Nacktaufnahmen und Deepfake-Pornos im Netz. Diese lassen sich über bereits millionenfach heruntergeladene Face-Swap-Apps in Sekundenschnelle erstellen. 

Die Forderungen sind:

1. Ungewollte Manipulation von Nacktaufnahmen stoppen! Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten und verhindern Sie, dass App-Anbieter ungewollte Manipulationen von Nacktaufnahmen anbieten und anpreisen. 
2. Manipulations-Apps raus aus den App-Stores! Setzen Sie sich dafür ein, dass App-Stores keine Apps mehr anbieten, die die ungewollte Manipulation von Nacktbildern ermöglichen.
3. Mit starken Gesetzen die Manipulation stoppen! Wir brauchen keine neuen Straftatbestände, aber die jetzigen Gesetze müssen dringend, so angepasst werden, dass sie uns wirksam vor dem Porno-Missbrauch unserer Bilder schützen.

Deepfake-Pornos von Politikerinnen oder Schauspielerinnen

Diese beliebten Smartphone-Apps ermöglichen es, mit nur wenigen Schritten jedes beliebige Gesicht in Videoaufnahmen zu montieren. Aus einem einfachen Profilfoto wird so schnell ein kurzer Videoclip mit dem Gesicht der betreffenden Person. Was zunächst klingt wie ein harmloser Spaß, ist in vielen Fällen jedoch keiner: Face-Swap-Apps werden unter anderem genutzt, um Deepfake-Pornos etwa von Politikerinnen oder Schauspielerinnen zu erstellen. Gegen ihren Willen finden sie ihre Gesichter dann in Hardcore-Pornos wieder. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass rund 90 bis 95% aller Deepfakes nicht-einvernehmliche Pornographie betreffen, etwa 90% davon sei gegen Frauen gerichtet.   

„Digitale Gewalt gegen Frauen hat eine neue Dimension erreicht. Mit wenigen Klicks kann man von fast jeder Frau des öffentlichen Lebens gefälschte Nacktfotos im Netz finden, bald sogar Pornos. Für die Betroffenen ist das ein absoluter Albtraum – denn was einmal online kursiert, ist kaum wieder einzufangen. Face-Swap-Apps sind zu einem Instrument geworden, mit dem Frauen gezielt eingeschüchtert und mundtot gemacht werden. Bundesdigitalminister Wissing muss endlich handeln und zeigen, dass die Bundesregierung strukturellen Frauenhass ernst nimmt.”  

Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von HateAid

Die Verbreitung von gefälschten Nacktbildern und Deepfake-Pornos im Netz ist eine Form bildbasierter digitaler Gewalt. Die Betroffenen haben oftmals noch jahrelang mit den Auswirkungen zu kämpfen. Etwa dann, wenn die Aufnahmen immer wieder auf neuen Plattformen auftauchen oder dem Arbeitgeber zugespielt werden. Mit der Verbreitung von Face-Swap-Apps könnte das künftig weiter zunehmen. Sie werben teils ganz offen damit, jede Person mit nur einem Foto „deepfaken“ zu können und wurden bereits mehrere Millionen Mal aus den App-Stores heruntergeladen. Manche Apps animieren sogar dazu, Nacktaufnahmen zu fälschen, wie erst vor wenigen Wochen eine umfangreiche Recherche von Spiegel und Netzpolitik.org aufzeigte. Die derzeitige Rechtslage spiegelt diese Entwicklungen jedoch kaum wider: Sie behandelt die Verbreitung von Nacktaufnahmen im Internet noch immer als Bagatelldelikt.   

Lesen Sie auch >   Tradwives: Der gefährliche Rückfall in traditionelle Rollenbilder

Das Bündnis fordert daher von Bundesdigitalminister Wissing:  

  • Ungewollte Manipulation von Nacktaufnahmen stoppen! Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten und verhindern Sie, dass App-Anbieter ungewollte Manipulation von Nacktaufnahmen anbieten und anpreisen. Es sollte Anbietern derartiger Apps und sonstiger Dienste untersagt werden, die Erstellung von gefälschten Nacktfotos und pornographischen Videos zu ermöglichen.  
  • Manipulations-Apps raus aus den App-Stores! Setzen Sie sich dafür ein, dass App-Stores keine Apps mehr anbieten, die die ungewollte Manipulation von Nacktbildern ermöglichen. Die Stores sollten in die Pflicht genommen werden, derartige Angebote zu sperren.  
  • Mit starken Gesetzen die ungewollte Manipulation stoppen!  Wir brauchen nicht zwingend neue Straftatbestände, aber die geltenden Gesetze müssen dringend angepasst werden. Denn in den meisten Fällen handelt es sich bei der Verbreitung gefälschter Nacktaufnahmen um Beleidigung, Verleumdung oder Verletzung des Rechts am eigenen Bild. Diese Delikte werden als minder schwere Straftaten nur unzureichend verfolgt und zu oft auf den Privatklageweg verwiesen. Doch wenn sie öffentlich im Netz begangen werden, sind sie keine Privatsache. Wir fordern daher, sie in diesen Fällen als relative Antragsdelikte auszugestalten, um sie allein aufgrund des öffentlichen Interesses verfolgen zu können.

Die Petition läuft bis zum 24. Januar 2023 und wird anschließend an Bundesdigitalminister Volker Wissing übergeben. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Zu den Erstunterzeichner*innen der Petition zählen: 

  • Louisa Dellert, Moderatorin und Influencerin 
  • Ninia LaGrande, Schauspielerin und Moderatorin 
  • Sawsan Chebli, Politikerin 
  • Jessica Rosenthal, Mitglied des Bundestags und Vorsitzende der Jusos 
  • Annette Widmann-Mauz, Bundesvorsitzende Frauen Union 
  • Maria Noichl, Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen 
  • Ulrike Häfner, Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen 
  • Silke Mülherr, Co-CEO Alfred Landecker Stiftung 
  • Lena Altman, Co-CEO Alfred Landecker Stiftung 
  • Prof. Dr. Maria Wersig, Präsidentin Deutscher Juristinnenbund e.V. (djb) 
Lesen Sie auch >   Ist es eine Straftat, eine "Compact"-Zeitschrift zu besitzen?

Sowie die Organisationen: Anna Nackt, Bff – Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe Frauen gegen Gewalt e.V., Weißer Ring, Digital Dignity, Am I in Porn?, Anti-Stalking Projekt von FRIEDA-Frauenzentrum e.V., LARA – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* und Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland. 

Quelle: HateAid

Passend zum Thema:
Fast realistische Deep Fakes von Zuckerberg und Kardashian
Achtung! Erpressung mit angeblichem Deep Fake-Video
Deepfake: Politiker sprechen mit angeblichem Klitschko
Deepfake-Video: Mordopfer sucht „selbst“ seinen Mörder

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)