Video ist keine gewaltverherrlichende Impfkampagne der Stadt Wien

Ein auf YouTube gepostetes Video soll die gewaltverherrlichende Impfkampagne der Stadt Wien zeigen. Das stimmt jedoch nur halb: Die eingebetteten kleinen TikTok-Videos stammen wirklich von der Stadt Wien, jedoch ohne Kontext, das große Video stammt aus dem Jahr 2013 und hat keinen Zusammenhang mit Impfungen.

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Ein Video auf YouTube soll durch den Titel „Wiens gewaltverherrlichende Impfkampagne“ und die Einblendung „Stadt Wien“ am Ende des Videos den Eindruck erwecken, es wäre von der Stadt erstellt worden.

Unser Fazit

Das YouTube-Video ist eine grobe Täuschung, da als großes Bild ein Video über Gewalt gegen Frauen von 2013 gezeigt wird, nur in kleinen Ausschnitten zwei echte Videos der Stadt Wien zu sehen sind, die Einblendung am Ende des Videos zudem ohne Kontext den Eindruck erweckt, dass das komplette Video von der Stadt Wien stamme. In den echten Videos der Impfkampagne sind zudem vorher Dialoge zu hören, in denen die Wichtigkeit der 4. Impfung angezweifelt wird, was die wütende Reaktion der Spritze erklärt.

Das Video soll anscheinend Authentizität vorgaukeln, indem am Ende neben dem Wappen der Stadt der Schriftzug „Stadt Wien“ eingeblendet wird. Doch nur die Ausschnitte aus zwei TikTok-Videos sind tatsächlich von der Stadt, jedoch fehlt jeglicher Kontext, während das große Video vom Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ aus dem Jahr 2013 stammt.

Das Video

Dies wurde am 5. Dezember auf YouTube hochgeladen und hat zum jetzigen Zeitpunkt über 4.000 Aufrufe. In den Kommentaren wird entsprechend negativ auf die angebliche Kampagne der Stadt Wien reagiert. Hier einige Screenshots:

Das angebliche Video der Stadt Wien
Das angebliche Video der Stadt Wien

In dem Video ist eine Frau zu sehen, die ein wenig Kaffee verschüttet, woraufhin der Mann wütend wird, versucht sie zu schlagen, sie rennt panisch weg, er verfolgt sie und greift sie schlussendlich am Kopf. Dazu wird ein TikTok-Video mit einer als Spritze verkleidete Person einblendet, die in zwei Szenen einmal wütend die Gegenstände auf einem Küchentisch, einmal Papiere und Tastatur auf einem Bürotisch auf den Boden fegt.

Die Herkunft des Hauptvideos

Das Video mit dem wütenden Mann und der verängstigten Frau hat absolut nichts mit einer Impfkampagne zu tun und stammt auch nicht von der Stadt Wien. Es ist ein sogenanntes PSA (Public Service Announcement) des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ aus dem Jahr 2013:

Die Herkunft der TikTok-Videos

Die zwei Ausschnitte der TikTok-Videos stammen tatsächlich von der Stadt Wien, sind aber durch den fehlenden Dialog in den Einblendungen aus dem Kontext gerissen und wirken dadurch gewalttätig. Hier die beiden Originalvideos:

@boosta.diespritze Boosta crasht ein Date🙈 #vienna #comedy #boosta #date #crash #fyp ♬ Originalton – Boosta

In dem Video sitzt ein Paar an einem Tisch.
Er: „Hast jetzt gehört? Jetzt kommt der 4. Corona-Stich. Sind die deppat?
Sie: „Echt jetzt?! Was is mit denen los? Denen is so fad.
Die Spritze tritt daraufhin in die Szene und fegt wütend die Sachen vom Tisch.

@boosta.diespritze Don‘t mess with Boosta! 💉😜 #impfung #corona #theoffice #boostadiespritze #randale ♬ Originalton – Boosta

Eine Frau und ein Mann sitzen an Computern an einem Tisch.
Er: „Lässt du dich impfen? Den 4. Stich?
Sie: „Impfung? 4. Stich? Ich hab nicht mal den 1.
Er: „Ist eh gescheiter so… Lass es
Wieder betritt die Spritze die Szene und fegt wütend Papiere und eine Tastatur vom Tisch.

Die Thematik beider Videos ist klar: Die Spritze ist wütend, dass die Leute ohne große Argumente auf die vierte Impfung verzichten wollen. Die Kommentare unter den Videos sind größtenteils positiv, aber natürlich finden sich auch negative Kommentare allgemein zu Impfungen, aber auch der Vorwurf, dass die Videos gewaltverherrlichend seien.

Kritik an der Bösartigkeit der Spritze

Die wütende Spritze in einigen Videos des TikTok-Accounts „boosta.diespritze“, der von der Stadt Wien eingerichtet wurde, finden viele witzig, einige aber eher „erpressend“ (dies zumeist von eindeutigen Impfgegnern) und sogar gewaltverherrlichend. Zu Letzteren dürfte auch der Ersteller des YouTube-Videos gehören, der die TikTok-Videos anscheinend mit Videos über häusliche Gewalt vergleicht, dies aber nicht in der Videobeschreibung, sondern erst Tage später in der Antwort auf einen Kommentar äußert.

Die Kritik hat sich die Stadt Wien aber anscheinend zu Herzen genommen: Die neueren Videos zeigen eine recht freundliche Spritze, die auch mal Umarmungen verteilt:

@boosta.diespritze Boostas Liebe geht unter die Haut (höhö) #freeHugs #Corona #Boosta ♬ Put Your Head on My Shoulder (Remastered) – Paul anka

Fazit

Es ist wohl Geschmackssache, ob die Videos der wütenden Spritze witzig oder sogar gewaltverherrlichend sind. Das YouTube-Video ist allerdings eine grobe Täuschung, da als großes Bild ein Video über Gewalt gegen Frauen von 2013 gezeigt wird, nur in kleinen Ausschnitten zwei echte Videos der Stadt Wien zu sehen sind, die Einblendung am Ende des Videos zudem ohne Kontext den Eindruck erweckt, dass das komplette Video von der Stadt Wien stamme.

Weitere Quelle:

DerStandard, Stadt Wien auf Instagram mit Boosta-Videos

Auch interessant: Diese Freude, die Impfgegner empfanden, als sie unter den 84 Personen der Impfkampagne von Lauterbach tatsächlich einen Kleindarsteller entdeckten und daraus schließen, dass alle teilnehmenden Person Schauspieler sein müssen, ist schon drollig, wenn es nicht so traurig wäre.
84 Schauspieler? Nein, ein Kleindarsteller in einer Impfkampagne!


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