Vorsicht beim Proteingehalt in Lebensmitteln

Marktcheck des Projekts Lebensmittelklarheit nimmt Protein-Produkte unter die Lupe.

Autor: Susanne Breuer

Projekt Lebensmittelklarheit untersucht in einem Marktcheck 59 Produkte wie Müsli, Brot und Käse, die mit ihrem Proteingehalt werben.

Mehr Schein als Sein beim Proteingehalt

Protein hat ein positives Image: Doch 20 von 59 untersuchten Produkten enthalten zu viel Salz oder zu viel Fett. Einige enthalten nicht mehr Protein als Vergleichsprodukte ohne Proteinwerbung. Und 86 Prozent von 59 Produkten im Marktcheck waren teurer als vergleichbare Lebensmittel ohne Proteinwerbung.

Höherer Proteingehalt: ein boomendes Segment im Supermarkt

Käse mit „hohem Proteingehalt“, ein „vegetarischer Snack“ oder eine Erdnussbutter als „Proteinquelle“: Der Markt mit Protein-Produkten boomt. Ein Marktcheck des Portals Lebensmittelklarheit zeigt nun: Einige Produkte, die mit ihrem hohen Proteingehalt werben, sind nicht proteinreicher als vergleichbare Lebensmittel ohne solche Werbung. Gleichzeitig sind sie oft teurer als Vergleichsprodukte. Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) fordert, Verbraucher:innen besser vor solchen Tricksereien zu schützen.   

„Die Proteinversorgung in Deutschland ist vollkommen ausreichend und für die meisten bringt der Verzehr von Protein-Spezialprodukten keinen gesundheitlichen Nutzen. Dennoch boomt der Markt mit den oftmals teuren Proteinprodukten. Tatsächlich sind Käse oder Hülsenfrüchte, die explizit mit ihrem Eiweißgehalt beworben werden, oft nicht proteinreicher als die herkömmlichen Produkte daneben“, sagt Stephanie Wetzel, Koordinatorin des Projekts Lebensmittelklarheit des vzbv.

Großes Angebot an Produkten mit höherem Proteingehalt

Das Angebot an Produkten, die mit „Protein“ oder „Eiweiß“ werben, wächst stetig. Angesprochen werden damit nicht nur Sportler:innen, sondern auch aktive und gesundheitsbewusste Menschen. Dies macht sich auch in Verbrauchermeldungen und Fragen an das Portal Lebensmittelklarheit.de bemerkbar. Das Projekt hat deshalb einen Marktcheck gestartet. In dem Marktcheck wurden 59 Protein-Produkte sowie 57 Vergleichsprodukte aus relevanten deutschen Handelsketten untersucht.

Ergebnisse des Marktcheck

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:

  • 27 Produkte (46 Prozent) warben bereits im Produktnamen mit „Protein“ oder „Eiweiß“.
  • 14 der mit „Protein“ beworbenen Produkte (24 Prozent) hatten keinen oder einen nur geringfügig höheren Proteingehalt als ein Vergleichsprodukt ohne Proteinwerbung.
  • Nicht alle mit Protein beworbenen Produkte wiesen eine günstige Nährwertzusammensetzung auf: 11 Produkte enthielten zu viel Salz. Neun Produkte zu viel Fett.
  • 49 von 57 Produkten der „Protein-Produkte“ (86 Prozent) waren teurer als Vergleichsprodukte mit ähnlichem Proteingehalt, aber ohne Protein-Werbung. Jedes fünfte Protein-Produkt war mehr als doppelt so teuer wie das Vergleichsprodukt.

Forderungskatalog des vzbv

Der vzbv fordert daher:

  • Lebensmittel mit ungünstigen Nährwertprofilen, also zu viel Salz, Zucker oder Fett, sollten nicht mit nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben werben dürfen. Die Europäische Kommission sollte deshalb zeitnah die schon seit vielen Jahren angekündigten Nährwertprofile für die Health-Claims-Verordnung vorlegen und verbindlich machen.
  • Bei Produkten mit „Protein“ im Namen sollten Hersteller immer im selben Sichtfeld eine zugelassene nährwertbezogene Angabe wie „Proteinquelle oder „hoher Proteingehalt“ ergänzen, denn dahinter stehen verlässliche Proteinmindestgehalte.
  • Wenn der Proteingehalt auf der Schauseite steht und sich auf den gesamten Packungsinhalt bezieht anstatt auf 100 Gramm, kann ein hohes Täuschungspotential bestehen. Der Proteingehalt kann so im Vergleich zu anderen Produkten deutlich größer erscheinen als er ist. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden sollten dagegen vorgehen.

Das Projekt Lebensmittelklarheit

Das Verbraucherportal www.lebensmittelklarheit.de ging am 20. Juli 2011 online. Das Angebot des Portals ist ein Gemeinschaftsprojekt des Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv) mit den Verbraucherzentralen. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Fazit

Es herrscht ein großes Angebot an Lebensmitteln, die mit ihrem Proteingehalt werben. Nach einer Studie des Projektes Lebensmittelklarheit sollten Verbraucher hier sehr aufmerksam sein. Der höhere Proteingehalt geht oftmals mit einem ebenfalls höheren Salz- oder Fettgehalt einher. Manche Lebensmittel beinhalten im Vergleich gar nicht mehr Protein. Und sehr oft sind solche mit einem höheren Proteingehalt ausgelobten Produkte auch deutlich teurer als auch im Proteingehalt vergleichbare Produkte. Hier fordert der Bundesverband Verbraucherzentrale einen besseren Schutz der Verbraucher und stellt einen Forderungskatalog auf, wie solche Produkte in Zukunft gekennzeichnet werden sollten.

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband

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