Bill Gates und das Coronavirus: Der Faktencheck
Autor: Andre Wolf
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Bill Gates und das Coronavirus. Das Thema „Coronavirus“ muss mittlerweile von zwei Seiten betrachtet werden: Information vs. Desinformation. Dabei spielt Social Media eine große Rolle.
Das Wichtigste über die Bill Gates und das Coronavirus in Kürze:
- Verschwörungstheorie behauptet, Bill Gates stecke hinter dem Virus
- Die gezeigten Patente beziehen sich nicht auf den Wuhan-Stamm
- Das Institut arbeitet nicht mit dem Wuhan-Stamm
Social Media und seine partizipativen Kulturen fördern bei dieser Betrachtung die Verbreitung von desinformativen Inhalten. Viele der Behauptungen werden entsprechend von Facebook-, WhatsApp und Twitter-Nutzern geteilt, die Inhalte selbst sind als YouTube Videos oder Blogartikel gestaltet und basieren häufig auf Verschwörungstheorien
In unserem Artikel „Coronavirus: Fakevideos & manipulative Berichterstattungen“ haben wir auf die Gefahren und auch Motivationen dieser Inhalte hingewiesen und deren politische Motivation erklärt.
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Eine dieser Falschmeldungen behauptet, Bill Gates und seine Stiftung stecken als Hauptfinanzierer des Pirbright-Instituts hinter dem Virus. Diese Behauptung gibt es in verschiedenen Sprachen und ist somit weltweit unterwegs. Auch deutschsprachige Blogs führen die Meldung in ihrem Repertoire.
Kurz über den Inhalt dieser Theorie: Die Bill and Melinda Gates Stiftung habe die Entwicklung des Coronavirus finanziert. Das von dieser Stiftung als Hauptsponsor finanzierte Pirbright-Institut habe bereits 2015 ein Patent auf das Virus angemeldet.
Daraus wiederum stammt dann der Dreh, dass Bill Gates und das Institut wohl am Ende auch einen Impfstoff präsentieren und somit viel Geld mit dem Virus machen. So die Behauptung im Kern.
Herkunft der Behauptung
Die Behauptung über Bill Gates und die Stiftung stammt aus dem US-amerikanischen QAnon Bereich. Bei QAnon handelt es sich um eine nicht näher definierbare lose Informationsquelle, die in der Vergangenheit immer wieder Falschmeldungen oder unwahre Prophezeiungen verbreitet hat. Diese Behauptungen wurden zumeist über diverse Boards gestreut und landeten am Ende auf Social Media und waren somit einer breiten Masse von Menschen zugänglich.
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Diese Prophezeihungen sind in der Regel vage gehalten und häufig nicht vollends konkretisiert. Ferner handelt es sich oftmals um ungenaue Angstmache, die aufgrund des Schutzreflexes vieler Menschen einfach verbreitet werden. Angst als Motor für Falschmeldungen.
Die Webseite The Daily Dot hat im Zuge eines Faktenchecks verschiedene QAnon Inhalte analysiert und kam zu dem Ergebnis „They don’t make very good prognosticators, whoever they are. (Sie sind keine sehr guten Vorausseher, wer auch immer sie sind.)“. Verschiedene Medien merken auch an, dass QAnons Behauptungen speziell bei US-amerikanischen rechten Politikern beliebt sind (vergleiche Beispiel hier)
Bill Gates und das Patent
Hier haben wir wieder eine uns bekannte Geschichte: Es geht um das Coronaviruspatent. Das Coronavirus, welcher derzeit in China grassiert und sich auch international ausbreitet, habe eine Patentnummer, die sogar öffentlich einsehbar ist. Und dahinter stecke das von Bill Gates finanzierte Institut.
Diese Theorie beinhaltet den Fehler, welchen wir bereits in unserem Artikel „Das Patent auf den Coronavirus – Was steckt dahinter?“ beschrieben haben:
Es gibt nicht nur den einen Coronavirus, sondern es handelt sich um eine ganze Virenfamilie. Impfungen gegen diesen neuen Coronavirus sind noch in der Entwicklung, die Patente auf andere, abgeschwächtere Formen von Coronaviren sind nicht auf die neue Version anwendbar.
Die Behauptung, der Coronavirus wäre im Labor entwickelt worden, weil auf Google ein Patent entdeckt wurde, beruht auf reiner Unwissenheit und falschen Schlussfolgerungen.
Das gilt auch hier, denn die als vermeintliche Beweise angeführten Patente, stehen im Zusammenhang mit dem Coronavirus, das SARS verursacht hat. Dieses wiederum unterscheidet sich von dem Wuhan-Stamm der Krankheit.
Das Pirbright-Institut
Dieses Institut hat tatsächlich 2015 ein Patent auf einen Coronavirus eingereicht. Es ging dabei um ein Patent, das die Entwicklung einer geschwächten Form eines Coronavirus abdeckt.
In einem Faktencheck von BuzzFeed zu diesem Thema kommen Mitarbeiter des Instituts zu Wort, die genauer erklären, welche Arbeiten sie ausführen. Dabei erfährt man, dass das Patent einen aviären Coronavirus abdeckt, also einen Virus, der nur Vögel befällt. Das Institut arbeitet nicht an einer Form des Virus, der Menschen befällt.
Auch hierbei muss man sich wieder ganz klar vor Augen halten, dass der Begriff „Coronavirus“ für eine ganze Familie von Viren steht und jedes dieser Viren seine eigenen Merkmale hat. Und hier kommt der wichtige Punkt, den die Faktenchecker der Agentur AFP nochmals verdeutlicht haben (hier):
Die chinesischen Behörden erklärten am 5. Januar auch, dass es sich bei dem Ausbruch der viralen Lungenentzündung, die in Wuhan begann und offiziell als das 2019 Novel Coronavirus (2019-nCoV) bekannt ist, nicht um das grippeähnliche Virus SARS handelt.
Die Sequenz für das Wuhan-Virus wurde im Januar 2020 vom Shanghai Public Health Clinical Center & School of Public Health auf GenBank, einer Open-Access-Datenbank für Nukleotidsequenzen, freigegeben.
Zusammengestrickt
All diese kleinen Fäden und Punkte wurden an dieser Stelle zu einem Pseudobeweis mit Bill Gates zusammengestrickt. Darin enthalten sind die üblichen Portionen globaler Verschwörungen.
Grundsätzlich gilt auch hier: Bei Informationen aus Quellen, die selbst intransparent sind und allgemeingehaltene Behauptungen ohne Beweise liefern, sollte man immer eine gewisse Skepsis an den Tag legen und von einer weiteren Verbreitung über Social media abstand nehmen.
Verweise:
Artikelbild: Shutterstock / JStone / Delpixel / Waidelotte
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
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