Hubschrauber enteist Rotorblätter nicht mit Chemikalien
Windräder. Für die einen stellen sie eine ökologisch sinnvolle Energiegewinnung dar, andere verteufeln sie als hässliche und lärmende Bauwerke. Dementsprechend gibt es auch immer wieder Streit um sie.
Die Behauptung
Angeblich werden Rotorblätter mit Chemikalien enteist. Die Behauptung (sic!): „Winter in Deutschland ist, wenn Kerosinpropeller aufsteigen, um Chemie zu versprühen, damit die Ökopropeller wieder Laufen…“
Unser Fazit
Text und Bild stimmen nicht überein. Zudem ist diesen auch nicht aktuell und stammte auch nicht aus Deutschland. Dieses Bild wurde bereits vor Jahren bei einem Enteisungs-Versuchsprojekt mit Wasser in Schweden aufgenommen. Es handelt sich dabei auch um keine Chemikalien, sondern um warmes Wasser, dass zur Enteisung des Windrads eingesetzt wird.
Ein Bild zeigt die vereisten Rotorblätter eines Windrads sowie einen Hubschrauber, der eine Flüssigkeit versprüht. Seit Februar 2023 kursiert dieses Bild zum wiederholten Male in den sozialen Medien und dies nun schon seit mindestens 2 Jahren. Wir selbst haben bereits 2021 darüber berichtet.
Faktencheck: Hubschrauber enteist Rotorblätter nicht mit Chemikalien
___STEADY_PAYWALL___
Das Bild stammt nicht aus Deutschland, sondern aus Schweden und ist einige Jahre alt. Man kann hier eine Enteisung mit heißem Wasser, und nicht mit Chemikalien erkennen. Laut dem Bundesverband Windenergie findet in Deutschland solch eine Enteisung gar nicht statt.
„Die Aufnahme zeigt die äußerst unübliche Enteisung eines Windrads im Jahr 2016 in Schweden. Dabei wurde heißes Wasser eingesetzt. Eine solche Enteisung wird in Deutschland grundsätzlich nicht durchgeführt.“
Quelle: Bundesverband Windenergie (BWE) Pressemitteilung
Foto stammte aus Schweden, und zwar aus dem Jahre 2015
Das Foto selbst findet man in einem Artikel der schwedischen Webseite „NyTeknik“. Der Artikel wurde am 25.01.2015 veröffentlicht. Bei dem Foto wurde folgende Bildunterschrift hinzugefügt:
Schwedisch: Hett vatten får isen att smälta loss från turbinen. Bilden är tagen vid en test i Uljabuouda vindkraftspark förra vintern.
Foto: Alpine Helicopter
Deutsch: Heißes Wasser bringt das Eis auf der Turbine zum Schmelzen. Das Bild wurde während eines Tests im Windpark Uljabuouda im letzten Winter aufgenommen.
Und was ist nun mit dem Vorwurf, dass in Deutschland Helikopter (angetrieben mit fossilem Brennstoff) bei einer Enteisung zum Einsatz kommen?
Nein, in Deutschland werden keine Helikopter dazu eingesetzt. Hierzu hat die AFP sowohl beim Bundesverband WindEnergie, als auch beim Umweltbundesamt angefragt. Beide Stellen konnten bestätigen, dass weder Helikopter noch Chemikalien in Deutschland zur Enteisung der Windräder zum Einsatz kommen. Die Dinger bleiben bei Vereisung schlichtweg stehen und werden erst wieder verwendet, wenn der Frost abgetaut ist.
In Deutschland spielen vereister Rotorblätter nur eine untergeordnete Rolle. Bei normalen Wetterlagen kommt es selbst im Winter kaum vor. Tritt doch Vereisung auf, werden die Anlagen automatisch abgeschaltet und erst wieder in Betrieb genommen, wenn der Eisansatz abgetaut ist.
Quelle: Bundesverband Windenergie (BWE) Pressemitteilung
Fazit: Das in den sozialen Medien verbreitete Bild mit dem Text: „„Winter in Deutschland ist, wenn Kerosinpropeller aufsteigen, um Chemie zu versprühen, damit die Ökopropeller wieder Laufen…““ ist mehrere Jahre alt und stammt aus Schweden. Es handelt sich um einen sogenannten „Hybridfake“. Das bedeutet, dass ein Teil der Aussage unweigerlich wahr ist, der andere Teil jedoch nicht stimmt. Es handelte sich um ein Projekt zur Enteisung mit warmem Wasser und nicht mit Chemikalien. In Deutschland kommen weder Chemikalien noch Wasser oder Helikopter zum Einsatz.
Artikelbild: Alpine Helicopter
Hinweis: Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.