Letzte Generation: Reise erzeugt hitzige Debatte

Wie definiert man Doppelmoral im Kontext von Umweltaktivisten wie die „Letzte Generation“? Darf man als Umweltaktivist fliegen?

Autor: Tom Wannenmacher

Eigentlich hätten zwei Klimaaktivisten vor Gericht erscheinen sollen, stattdessen machten sie sich auf eine Reise nach Asien auf. Die Tatsache, dass sie dafür ein Flugzeug brauchen, erhitzt jetzt eine Debatte.

In der Kontroverse über zwei Klimaschützer, die wegen ihrer Fernreise per Flugzeug nach Asien kritisiert werden, beklagt die Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ selbst Doppelmoral. Die Organisation gab am Donnerstag auf Twitter bekannt, dass sie die negativen Gefühle verstehen kann, die entstehen, wenn Mitglieder der „Letzten Generation“ in ein Flugzeug steigen.

Aber es sei auch Doppelmoral, einen Ort wie Lützerath durch einen „Klimakanzler“ abzubaggern.

Was war geschehen?

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Yannick S. (24) und Luisa S. (22) blockierten im September die Bundesstrasse 10 bei Stuttgart. „Öl sparen statt bohren“ so die Forderung auf ihren Transparenten.

Die Debatte selbst wurde durch einen Bericht der „Bild“-Zeitung am Mittwoch ausgelöst, in dem stand, dass zwei Klimaaktivisten in Stuttgart vor Gericht erscheinen sollen, da sie im vergangenen Herbst zusammen mit anderen Aktivisten eine Bundesstraße (B 10) blockiert und sich dort festgeklebt hatten.

Einer Frau, die als Zeugin geladen, und einem Mann, der angeklagt war, wird vorgeworfen, statt vor Gericht zu erscheinen, nach Bali geflogen zu sein und dadurch rund 7,9 Tonnen CO₂ verursacht zu haben. Dies löste in den sozialen Medien eine Diskussion aus, ebenso wie bei einigen politischen Vertretern, die dazu kritisch Stellung bezogen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Torsten Herbst, twitter unter anderem über die „Klimakleber und ihre Doppelmoral“.

„Mit dem Gericht abgesprochen…“

Laut einer Mitteilung von Letzte Generation sind die beiden Personen, die in der Kritik stehen, wegen ihrer Fernreise nach Thailand geflogen und nicht nach Bali. Diese Entscheidung sei mit dem Gericht abgesprochen worden.

Die Klimaaktivisten betonen, dass das individuelle Verhalten von großer Bedeutung ist und dass es bei dem politischen Engagement gegen den Klimawandel oft notwendig ist, das eigene Leben anzupassen. Eine solche Lebensumstellung ist jedoch keine Voraussetzung für politischen Protest

„Sie buchten den Flug als private Personen, nicht als Teil ihrer Umweltschutzaktivitäten. Das muss man unterscheiden.“

Ein Sprecher der Organisation „Letzten Generation“ rechtfertigte gegenüber der „Bild“-Zeitung die Handlungen der beiden Klimaaktivisten

Greenpeace äußerte hingegen Kritik

Medienberichten zufolge sagte Gregor Kessler, Sprecher von Greenpeace:

„Man sollte sorgfältig überlegen, ob eine Fernreise mit dem Flugzeug unbedingt notwendig ist. Wir empfehlen lokale Urlaubsziele und die Anreise mit dem Zug.“

Gregor Kessler, Sprecher von Greenpeace

Ab wann ist es Doppelmoral?

Ein Facebooknutzer wiederum stellt eine ernst gemeinte Frage, die seines Erachtens nicht einfach zu beantworten ist. Diese lautet:

Was meint eigentlich Ihr?
Dürfen Umweltaktivisten, zum Beispiel von Letzte Generation, auch in den Urlaub fliegen? Dürfen sie im Internet surfen? Dürfen sie ein Auto fahren? Ein Handy modernes nutzen? Oder müssen sie – um es mal etwas pointierter zu sagen – mit Kerzen in Höhlen leben? Also wie tadelfrei muss man Energie sparen, um sich für Klimaschutz aktiv einsetzen zu dürfen? Und wie sieht es mit Leuten aus, die die Letzte Generation nur unterstützen? Ab wie vielen Kilometern Auto oder Flugzeug darf man auch das nicht mehr. Ab wann ist es „Doppelmoral“? Das ist eine ernst gemeinte Frage. Und ich finde sie sehr schwierig zu beantworten.

(Quelle: Facebook)


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